Bahnhof: Barrierefreier Zugang fehlt!

Wie schwierig es oft sein kann, sich als Radfahrer, mit Kinderwagen oder im Rollstuhl im öffentlichen Raum zu bewegen, musste am Bahnhof Aschbach vor Kurzem ein junger Mann aus dem Raum St. Pölten feststellen: Mario Thurnshirn wurde ein Wohnplatz im Teilzeitbetreuten Wohnhaus der Lebenshilfe in Aschbach angeboten. Er reiste mit dem Zug nach Aschbach, um sich die Einrichtungen anzusehen und strandete am Bahnhof. Denn dieser ist nicht barrierefrei und man kann ihn nur über eine steile Stiege verlassen.

Schließlich musste Thurnshirn, ohne die Besichtigung gemacht zu haben, wieder umkehren und nach Hause fahren. Ob er nun nach Aschbach zieht, ist unter diesen Umständen jetzt fraglich. Denn er wäre in seiner Freizeit stark eingeschränkt.
Die ÖBB betonen auf Anfrage der NÖN, dass dem Unternehmen die Bedürfnisse von mobilitätseingeschränkten Personen ein großes Anliegen seien. „Wir gestalten unsere Bahnhöfe Schritt für Schritt zu barrierefreien Stationen um, ersuchen jedoch um Verständnis, dass frequenzstarken Stationen sowie jenen, deren Umbau mit den Behindertenverbänden definiert wurde, vor frequenzschwachen Stationen der Vorzug gegeben wird“, sagt Pressesprecher Christopher Seif.
Barrierefreiheit hängt auch von Frequenz ab
Die ÖBB hätten im Einklang mit dem Bundesbehindertengleichstellungsgesetz den „Etappenplan Verkehr“ ausgearbeitet. Bahnhöfe mit über 2.000 Reisenden täglich sowie der jeweils wichtigste Bahnhof der Bezirks- und Landeshauptstädte im Streckennetz der ÖBB (insgesamt 140 Bahnhöfe) seien großteils bereits barrierefrei.
„In einem nächsten Schritt werden bis zum Jahr 2025 Maßnahmen an Bahnhöfen mit einem Potenzial von über 1.000 Fahrgästen pro Tag und an relevanten Bahnhöfen und Haltestellen in der Nähe von „Points of Special Interest“ (z. B. Rehabilitationseinrichtungen) in Angriff genommen. „Im Jahr 2025 wird 90 Prozent aller Reisenden ein barrierefreier ÖBB-Bahnhof zur Verfügung stehen.“, betont Seif.
Für Bürgermeister Martin Schlöglhofer ist das eine zu lange Wartezeit. Das Thema barrierefreier Bahnhof wurde in der Gemeinde schon mehrmals diskutiert. „Wir haben auch Kontakt zu den ÖBB aufgenommen, weil wir natürlich daran interessiert sind, rascher Barrierefreiheit herzustellen. Leider vertreten die ÖBB den Standpunkt, dass es diese auf den Bahnhöfen in Amstetten und St. Peter/Au ohnehin schon gibt, und sie daher vorerst nicht in einen entsprechenden Ausbau in Aschbach investieren wollen. Wir sind bereit, einen Beitrag zu leisten, aber dass sich die Bahn da völlig herausnimmt, kann es auch nicht sein.“
Zugang würde nicht nur Rollstuhlfahrern nützen
Dass von einem barrierefreien Bahnhof nicht nur Rollstuhlfahrer profitieren würden, weiß der Leiter des Wohnhauses für Vollzeitbetreutes Wohnen in Aschbach, Markus Anders: „Im Sinne der Inklusion aller Menschen befürworten wir die Errichtung der Barrierefreiheit am Bahnhof. Oft würden wir in den drei Lebenshilfe-Häusern in Aschbach gerne etwas mit unseren Klienten unternehmen und können das dann aber nicht umsetzen, weil ein barrierefreier Zugang nicht gegeben ist. Aschbach hat als Gemeinde aber auch eine gewisse Größe und es würden nicht nur unsere Klienten von einem barrierefreien Bahnhof profitieren, sondern auch viele andere Einwohner der Gemeinde, die zum Beispiel mit Fahrrädern oder Kinderwägen unterwegs sind oder aber auch Personen, die im Betreuten Wohnen leben.“
Ob und wann der barrierefreie Zugang für den Bahnhof Aschbach kommen wird, lässt sich derzeit aber schwer sagen.