Grüne Sorge über Ärztemangel in Amstetten

Eine besorgniserregende Entwicklung am Gesundheitssektor ortet der Amstettner Grünpolitiker und Kandidat für die Landtagswahl Dominic Hörlezeder. Gemeinsam mit der grünen Sozialsprecherin im Land, Silvia Moser, und Gesundheitsminister Johannes Rauch verkündete er am Donnerstagvormittag bei einer Pressekonferenz in Amstetten, woran das System krankt und welche Lösungen die Grünen vorschlagen. „Es fehlt in der Region an praktischen Ärzten und Fachärzten mit Kassenverträgen. Ich habe es als Vater eines vier Monate alten Buben selbst erlebt. Er war zu den Weihnachtsfeiertagen krank und es war in Amstetten unmöglich, einen Kinderarzt zu finden. Letztlich mussten wir ins Landesklinikum gehen“, sagt Hörlezeder. Die Entwicklung ist aus seiner Sicht besorgniserregend. „Denn wenig Ärzte bedeuteten übervolle Ambulanzen, überarbeitetes Personal und eine Versorgung, die nicht mehr dem Stand entspricht, den man erwartet.“
Der Mangel an Kassenärzten ist für Hörlezeder „hausgemacht“, da es die Kassenverträge in dieser Form schon seit 1957 gäbe. Es sei dringend an der Zeit, Ärztinnen und Ärzte entsprechend zu entlohnen. „Derzeit muss ein Hausarzt täglich durchschnittlich 40 bis 50 Patienten drannehmen, damit er über die Runden kommt.“ Was junge Ärzte auch vor der Selbständigkeit abschrecke, seien die hohen Investitionskosten für eine Praxis und die Schwierigkeit, in Urlaub zu gehen, weil es kaum Vertretungen gäbe.
Hörlezeder kritisiert, dass die Landeshauptfrau und ihre ÖVP das Versprechen vor der Landtagswahl 2018, dass es bis Ende 2021 in Niederösterreich 14 Primärversorgungszentren geben werde, nicht gehalten habe. „Ende 2022 waren es nämlich nur sechs.“
Hörlezeder erinnert auch nochmals an die Verlegung der Neurologie vom Landesklinikum Mauer nach Amstetten und Melk. „Ich halte es für höchst skandalös, dass man in Mauer mutwillig eine funktionierende Struktur zerschlagen hat. Das ist ein massiver Nachteil für die ganze Region.“ Verantwortlich dafür sei die Landesgesundheitsagentur. „Und diese ist die ÖVP.“
Für Sozialsprecherin Moser ist die LGA ein „riesiger und träger Verwaltungsapparat“ und es fehlt ihr im Gesundheitsbereich eine gute Planung. Es brauche einen regionalen Strukturplan Gesundheit und für die Spitäler keine Standort-, sondern eine Qualitätsgarantie, fordert die Grünpolitikerin. „Derzeit werden Stationen aufrecht erhalten, auch wenn das ordnungsgemäße Leistungsspektrum nicht mehr verfügbar ist.“ Im Bereich der niedergelassenen Ärzte sieht Moser eine überbordende Bürokratie bei der monatlichen Abrechnung für Kassenverträge.
„Anspruch an mich ist, all das zu lösen“
Minister Johannes Rauch ist sich dessen bewusst, „dass an mich der Anspruch gestellt wird, das alles zu lösen.“ Aber dazu brauche es den Willen aller Beteiligten. „Die Bundesländer, die Sozialversicherung und die Ärztekammer müssen Bereitschaft zeigen, aus ihren Schützengräben herauszukommen und darüber zu reden, was wir brauchen, um das System zu verbessern – im Sinne der Patientinnen und Patienten und nicht im Sinne des Eigeninteresses.“ Rauch sieht in den bald beginnenden Finanzausgleichsverhandlungen zwischen Bund und Land „das einzige Zeitfenster, um zu Lösungen zu kommen.“ Es brauche dazu vor allem den Willen der Länder und Maßnahmen wie eine gemeinsame Medikamentenbeschaffung für alle Krankenanstalten und Digitalisierung im Bereich der Dokumentation. „Der Finanzausgleich muss in Reformen hineingehen, sonst werden wir in fünf bis sechs Jahren noch ein weitaus gravierenderes Problem im Gesundheitsbereich haben. Wir brauchen bundesländerübergreifende Planungen und Schwerpunktsetzungen. Und wir brauchen im niedergelassenen Bereich, aber auch im Spitalsbereich, die Bereitschaft, in innovativen Modellen zu denken“, betont der Gesundheitsminister.
Angesprochen auf die Problematik des nicht vorhandenen Kassenvertrages für das MRT-Gerät im Amstettner Diagnosezentrum erklärte Rauch, dass er das in der nächsten Sitzung der Steuerungsgruppe für den Österreichischen Krankenanstalten- und Großgeräteplan mitnehmen werde.