Hans Rupp: „Der Wandel kann gelingen“

Ein Manifest, zu dem sich die Menschen in der Region bekennen – damit wollen der Club of Rome Carnuntum gemeinsam mit dem Energiepark und dem Regionalentwicklungsverein Römerland Carnuntum den Wandel zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz in der Region einleiten. Die NÖN sprach mit Club of Rome-Obmann Hans Rupp über das lohnende, aber schwierige Vorhaben.
NÖN: Ja zum Klimawandel. Ja zum grenzenlosen Wachstum. Ein etwas provokanter Titel – was steckt dahinter?
Hans Rupp: Das ist nur ein scheinbarer Gag. Wenn der Titel zum näher Hinschauen animiert: Wunderbar! Dahinter steckt unsere Überzeugung, dass ein gesellschaftlicher Klimawandel notwendig ist, wenn wir den Klimawandel – und alle anderen Krisen, die uns beuteln – bewältigen wollen. Und dass wir ein – gerne grenzenloses – Wachstum an Ideen, an Lösungen, an Kompetenz, an Umsetzung brauchen, ist ja offensichtlich, oder?
Nachhaltigkeit ist in aller Munde, doch mit der Umsetzung hapert es meist. Das Manifest soll das auf regionaler Ebene ändern. Aber wie?
Rupp: Die letzten Monate und Jahre zeigen uns: Es ändert sich gerade alles! Das macht vielen Menschen Angst. Sie blockieren, weil sie fürchten zu verlieren. Kürzlich hat mir jemand gesagt: „Ich kann mir das Heizen bald nicht mehr leisten und du willst von Nachhaltigkeit reden?“ Und: „In Europa herrscht Krieg und du glaubst, jetzt interessiert sich wer für den Klimawandel?“ – Nach einem längeren, guten Gespräch waren wir einer Meinung: Ein zukunftsorientiertes Miteinander, in dem wir die Probleme unserer Zeit anpacken und nach Lösungen suchen, war wohl noch nie so wichtig wie jetzt. Also: JA, Nachhaltigkeit jetzt! Nicht „obwohl“ die Zeit ist, wie sie ist, sondern „weil“! – Diese Veränderung wird in der eigenen Region, in der eigenen Gemeinde, im Betrieb usw. konkret, vorstellbar und machbar. Da, wo wir leben und arbeiten beginnt der Wandel.
Wen möchtet ihr damit ansprechen?
Rupp: Grundsätzlich wenden wir uns an alle Menschen, die mitdenken und mitgestalten wollen. Die Bestätigung für ihre Überzeugungen suchen oder auch neue Orientierung. Die den Mut nicht verlieren oder neu gewinnen wollen. Speziell wenden wir uns an alle Verantwortungsträgerinnen und Verantwortungsträger in der Region, in den Gemeinden, in Betrieben, Schulen, Vereinen und Organisationen. Sie haben in dieser Zeit eine besondere Verantwortung. Sie sind besonders herausgefordert – eben weil die Zeiten so schwierig sind. Es reiht sich nicht eine Krise an die andere: Sie sind alle gleichzeitig da! Das „derpacken“ wir nur gemeinsam! Und nur wenn wir anpacken und umsetzen. Denn vom Reden allein wird nichts gut.
Wie sieht der Zeithorizont dafür aus?
Rupp: Nun, es hat ja schon vor langem begonnen: Vieles ist ja schon gelungen oder eingeleitet. „Erneuerbare Energie“ ist da sicher eines der herausragenden Beispiele. Aber auch vieles andere, das wir in unserem Manifest aufzeigen. Und: Der Wandel zur Nachhaltigkeit, die „Transformation“, wie viele Wissenschaftler sagen, ist ja kein „Projekt“ mit einem Ablaufdatum. Wir können da nicht sagen: „Ich habe fertig!“ Dieser Prozess läuft, er wird noch intensiver und er begleitet uns – vielleicht ein Leben lang.
Sie könnten eigentlich schon Ihre Pension genießen. Was motiviert Sie, sich weiter für derartige Projekte zu engagieren?
Rupp: Ich genieße sie ja, meine Pension! Auch wenn nicht immer alles schön ist, bin ich dankbar für mein Leben. Und weil ich seit Jahrzehnten die Erfahrung mache, dass offene Menschen, die „sich interessieren“, merken, dass sie nicht Opfer der Umstände sind, sondern selbst gestalten können, mache ich es gerne: Menschen einladen, gemeinsam mit zu gestalten. Und weil ich immer mit dem Besten rechnen will, bin ich auch in dieser schwierigen Zeit überzeugt: Er kann gelingen, der Wandel!