Für die Bahn auf die Straße

GÖSTLING, YBBSTAL / Der Abbau der Gleise der aufgelassenen Ybbstalbahn zwischen Göstling und Kogelsbach schreitet zügig voran. Nachdem von einer deutschen Firma zuerst die Schrauben und danach die Schwellennägel entfernt worden waren, fuhr vergangene Woche der erste Bagger auf, um die Schienen aus ihrem Schotterbett zu reißen.

Die Bahnbefürworter sind empört. Die Entfernung der Gleise sei nicht rechtmäßig, sagen sie. Bereits am Dienstag der Vorwoche wurde zu einer spontanen Protestaktion bei der Baustelle in Göstling aufgerufen, zu der allerdings nur sieben Aktivisten erschienen. Daneben wurden zahlreiche Protestbriefe von Bahnfreunden aus nah und fern verfasst, Hauptadressat ist Landeshauptmann Erwin Pröll. Auch Club-598-Obmann Siegfried Nykodem hat einen offenen Brief an den Landeshauptmann verfasst. Er spricht darin von einer „Kulturschande“ und fordert den unverzüglichen Stopp des Schienenabrisses.
Anzeige bei Korruptionsstaatsanwaltschaft
Eine Anzeige bei der Korruptionsstaatsanwaltschaft gegen Radwegverbandssprecher Martin Ploderer, den Bürgermeister von Lunz, ist ebenfalls in Vorbereitung. Ein Verein wie der Radwegverband habe nicht das Recht, die Gleise abtragen zu lassen, ist Club-598-Obmann Nykodem überzeugt.
Ploderer sieht dem gelassen entgegen: „Es wird alles rechtmäßig entsprechend den Vorgaben abgewickelt. Erst gestern hat eine Kommission die Abrissarbeiten begutachtet“, sagte Ploderer am Freitag der NÖN. Er legt sein Hauptaugenmerk daher schon auf das Radwegprojekt, für das am 10. März die Bauverhandlung über die Bühne gehen soll. „Das ist eine infrastrukturelle Maßnahme, nicht nur für den Tourismus, sondern vor allem für alle Bewohner der Gemeinden des Ybbstals“, ist Ploderer überzeugt.
Demonstration am Hollensteiner Dorfplatz
Solchen Aussagen stoßen bei den Bahnaktivisten allerdings auf wenig Gegenliebe. Am Sonntagnachmittag hörte man bei einer Demonstration am Hollensteiner Dorfplatz, zu der rund 150 Bahnfreunde gekommen waren, daher ganz andere Töne. „Die letzten 25 Kilometer von Waidhofen bis nach Hollenstein lassen wir uns nicht nehmen“, betonte Nykodem.