„Schmerzhafter Tag“ für VP im Bezirk Scheibbs

„Schockierend“. „Extrem enttäuschend“. „Einfach nur traurig“. Worte wie diese hört man am Sonntagabend viele in der Bezirksparteizentrale der ÖVP in Scheibbs. Dort kann man das Minus von 16,1 Prozent kaum fassen. Hat man doch sowohl in der vergangenen Periode als auch im Wahlkampf alles Mögliche versucht, sich gerade auch in Corona-Zeiten als überparteiliche Organisationsstelle im Dienst des Bezirkes positioniert – und dann so eine Klatsche, die der ÖVP im Bezirk voraussichtlich auch das Mandat kostet.

In ÖVP-Hochburgen wie Reinsberg, Gresten-Land, St. Georgen/Leys oder Randegg lag das Minus gar jenseits der 20 Prozent. „Das Ergebnis macht mich sprachlos. Ich kann es nicht erklären. Gerade in unserer Gemeinde hat sich die Zusammenarbeit mit dem Land in den vergangenen Jahren bewährt. Wir haben viel erreicht und werden dennoch so abgestraft – und das, obwohl die FPÖ praktisch kein Programm und keine Leistung für die Region vorweisen kann“, ist Reinsbergs Bürgermeister Franz Faschingleitner erschüttert. Seine Gemeinde ist zwar noch immer die beste ÖVP-Gemeinde im Bezirk, gehört aber auch zu den größten ÖVP-Verlierergemeinden.
„FPÖ hat Impfthema bespielt und abgesahnt“
Ähnlich ergeht es den Ortschefs von St. Georgen, Oberndorf oder Wieselburg-Land. „Da schlagen eindeutig die Bundespolitik und vor allem das Impfthema durch. Bei uns gab es viele Impfgegner. Die FPÖ hat dieses Feld bespielt und abgesahnt“, sagt Alois Mellmer aus St. Georgen. Auch Walter Seiberl aus Oberndorf ist überzeugt, dass gerade wegen dem Impfthema viele langjährige ÖVP-Wähler zur FPÖ gewechselt sind. „Dabei wäre es gerade in Krisenzeiten so wichtig, stabile Verhältnisse zu haben und zusammenzuarbeiten. Aber dieses Ergebnis zeigt, dass es scheinbar nur mehr wichtig ist, laut zu schreien und gegen etwas zu sein“, sagt Seiberl.
Bürgermeister Karl Gerstl (Wieselburg-Land) bestätigt: „Wir müssen den Wählerwillen akzeptieren, auch wenn die Enttäuschung wirklich groß ist. Denn eigentlich haben wir gemeinsam mit dem Land viele Projekte für unsere Bevölkerung umsetzen können – vom Kindergartenneubau bis zum Radweg und Hochwasserschutz. Aber all das zählt scheinbar nicht“, ist Gerstl enttäuscht, der wenige Stunden zuvor noch LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf durchaus optimistisch im Wahllokal begrüßen konnte.
Auch Pernkopf spricht am Wahlabend von einem „schmerzhaften Ergebnis. Jetzt heißt es aber, nach vorne zu blicken, weiterzuarbeiten und möglichst schnell einen Koalitionspartner finden“, sagt Pernkopf und bedankt sich trotz allem bei allen Wählerinnen und Wählern: „Das Gesamtergebnis brauchen wir nicht zu beschönigen, dennoch war es ein guter Wahlkampf, bei dem wir sehr viele gute persönliche Gespräche führen konnten.“
Auch ÖVP-Bezirksgeschäftsführerin Katja Seitner will von Resignation nichts hören. „Jetzt heißt es, umso mehr arbeiten. Das ist auch ein Auftrag, auch wenn es schmerzt, vor allem, weil das Ergebnis ein deutlicher Rechtsruck ist. Nichtsdestotrotz dürfen wir uns nicht täuschen und entmutigen lassen. Die Wähler haben uns vor allem für überregionale Themen abgestraft, nicht für die Gemeindepolitik und nicht unsere Funktionäre vor Ort“, sagt Seitner. Apropos überregional: In Gresten, der Heimatgemeinde von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner, verlor die ÖVP 17,1 Prozent.