Langer Abgang der Stadtamtsdirektorin


VON ULLA KREMSMAYER
GROSS-ENZERSDORF / Die Geschichte machte Anfang Februar schnell die Runde: Stadtamtsdirektorin Sabine Birk, seit knapp drei Jahren im Amt, habe das Handtuch geworfen. Doch alle Nachforschungen stießen auf eine Mauer des Schweigens. Man hörte nur, ihr tue der Schritt Leid, man bemühe sich intern um einen Neubeginn.
Birk hatte sich seit ihrem Amtsantritt schnell als neuer Besen, der gut kehrt, erwiesen. Und eine unbekümmerte Offenheit für Neues war mit ihr in die Gemeindestube eingezogen: Bürgeraktionen bekamen neuen Rückenwind und auch Vorschläge der Opposition wurden aufgegriffen. Sie war dann auch selbst bei allen Anlässen gern mit dabei.
Konflikt zwischen Birk und Tomsic schwelte
Und derweil schwelte der Konflikt zwischen ihr und SP-Bürgermeister Hubert Tomsic. Von Auffassungsunterschieden war die Rede, darüber, was Kerngeschäft der Gemeindeverwaltung sei oder darüber, was sie oder doch eher der Bürgermeister zu entscheiden habe. Rund um das Mittelalterfest im September waren die ersten Risse nach außen hin spürbar geworden. Der dafür nötige Aufwand seitens der Gemeindebediensteten wurde nicht nur goutiert, die Mitarbeiter fühlten sich unbedankt.
Die Differenzen eskalierten Anfang Februar im Streit um die banale Frage, wohin die ankommenden Anrufe der Stadt gehen sollten. Birk geriet darob derart in Verzweiflung, dass sie die Kündigung aussprach und der Bürgermeister diese auch prompt annahm. Sie selbst bereute den Schritt gleich wieder. Vor allem schwarze und grüne Gemeindevertreter bemühten sich seither, die „sehr tüchtige Mitarbeiterin zu halten“, so etwa der grüne Kulturstadtrat Martin Sommerlechner. Sogar ein Mediator sollte vermitteln. Auch dieser Versuch ist gescheitert.
VP: „Vermutlich schwächster Bürgermeister der Stadt“
Nun ging die Groß-Enzersdorfer VP mit recht starken Anschuldigungen an die Öffentlichkeit: „Der vermutlich schwächste Bürgermeister der Stadt will die vielleicht beste Stadtamtsleiterin, die es bei uns je gab, aus dem Amt entfernen“, schreibt Stadtrat Karl Pfandlbauer in der jüngsten Ausgabe der VP-Gemeindepostille „Der Stadtler“. Birk habe längst überfällig gewordene Reformen der Organisationsabläufe eingeleitet und sei dabei von Tomsic und seiner „alten Garde“ behindert worden. Nicht nur das, sie sei im Gemeindeamt regelrecht gemobbt und zur Kündigung getrieben worden.
Birk selbst beklagt vor allem, dass Tomsic kein offenes Gespräch mit ihr gesucht habe: „Für mich war nicht erkennbar, dass er zuvor mit mir unzufrieden gewesen wäre, er hat einfach nichts mit mir beredet.“ Der Bürgermeister wehrt ab: „Ich will ihr für die Zukunft nicht schaden, aber die Kündigung wurde von ihr ausgesprochen. Sie ist danach für 12 Tage verschwunden und hat kein Wort des Bedauerns mir gegenüber geäußert.“ Erst bei der darauf folgenden Stadtratssitzung sei sie plötzlich wieder aufgetaucht und habe einen Text verlesen, in dem sie ihren Rückzieher formulierte.
Er habe in dieser Sitzung trotzdem einem Mediationsverfahren zugestimmt, er wollte ihrem Bleiben eine Chance geben. Als auch dabei kein ‚Es tut mir Leid‘, sondern nur Rechtfertigungen von ihr gekommen seien, habe er resigniert. Es sei ja nicht das erste Mal gewesen, dass sie mit Kündigung gedroht habe. Und es könne nicht angehen, dass man, wenn man sich nicht durchsetzt, sagt ,Wenn nicht so, dann geh ich‘. „Das Vertrauensverhältnis ist einfach nicht mehr gegeben“, resümiert Tomsic.
Birk kontert: „Der Bürgermeister hat die Mitarbeit in der Mediation offensiv verweigert und so ist das Gespräch nach eineinhalb Stunden gescheitert. Mein ,Es tut mir Leid‘, auf das er hier angeblich so Wert legt, wurde von mir mehrfach bei verschiedenen Gelegenheiten ausgesprochen. Außerdem war ich nicht verschwunden, sondern nachweislich im Krankenstand.“
Die Stadtamtsdirektorin überlegt nun, arbeitsrechtliche Schritte einzuleiten. Die Kündigung sei im Affekt ausgesprochen worden und daher nicht gültig. „Wenn Tomsic mich kündigen will, braucht er gute Argumente“, hofft sie mit Unterstützung der Gewerkschaft das Steuer noch einmal herumzureißen.