Missbrauchs-Vorwurf: Ex-Stadtrat wartet auf den Prozess

Der am 1. Februar festgenommene ehemalige VP-Stadtrat – wie berichtet, soll er einen 13-jährigen Burschen sexuell schwer missbraucht haben – sitzt weiterhin in Untersuchungshaft. Sein Strafverteidiger, Roland Friis, geht nun im NÖN-Gespräch davon aus, dass es in etwa zwei Monaten zum Gerichtsprozess kommen könnte.
Was geschah eigentlich zuletzt? Friis: „Sechs Jugendliche wurden kontradiktorisch einvernommen, wobei nur einer behauptet, dass es zu strafrechtlichen Handlungen kam. Meiner Meinung nach ist dieser Bursch aber nicht glaubwürdig.“ Warum? „Wenn man seine Version mit Puppen nachstellt, kann es so nicht passiert sein. Das ist technisch unmöglich.“ Sechs strafrechtlich relevante Ereignisse soll es gegeben haben – so der Vorwurf.
„Dann entscheidet ein Schöffengericht, ob mein Mandant schuldig oder unschuldig ist.“ Roland Friis, Strafverteidiger
Der Strafverteidiger ist trotzdem nach wie vor von der Unschuld seines Mandanten überzeugt. Wie geht es diesem in der Untersuchungshaft? Friis: „Natürlich nicht gut.“ Was macht man in so einer langen Zeit in U-Haft, außer die Stunden zu zählen? „Lesen und fernsehen.“ Viel mehr Möglichkeiten habe man dort nicht.

Wie geht es jetzt weiter? Friis: „Es wird noch weitere Befragungen von Personen geben. Ich schätze, dass dann in etwa zwei Monaten die Hauptverhandlung sein wird. Dann entscheidet ein Schöffengericht, ob mein Mandant schuldig oder unschuldig ist.“ Selbst wenn sich Letzteres herausstellt, wäre der Marchfelder seelisch ruiniert: „Er würde 30 Euro pro Tag Entschädigung bekommen.“ Den Image-Schaden könne man mit Geld aber nicht aufwiegen. Wird der Beschuldigte verurteilt, drohen ihm bis zu zehn Jahre Haft.
Zur Erinnerung: In der Wohnung des Ex-Stadtrats gingen jahrelang zahlreiche Jugendliche ein und aus. Der damalige Politiker argumentierte stets damit, dass er sich ehrenamtlich um Kids, die aus schwierigen häuslichen Verhältnissen stammen, kümmere.