Waldenstein: Eine Gemeinde ohne Bauhof – geht das?

Erstellt am 04. Februar 2023 | 04:12
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Was nie da war, fehlt auch nicht? Als einzige Gemeinde im Bezirk hat Waldenstein (im Bild die Dorfmitte von Waldenstein) keinen eigenen Bauhof.
Foto: Clemens Hinger
Wie der Gemeindealltag durch Freiwilligkeit auch ohne eigenen Bauhof klappen kann.

Wenn andernorts nach dem Winter die Kehrmaschinen ausfahren, um die Straßen in der Gemeinde vom Streugut zu säubern, dann greift man in Waldenstein zum Besen. Die, die schon immer hier gewohnt haben, kennen es nicht anders. Und die, die zugezogen sind, haben kennengelernt, dass Straßenreinigung auch mit Muskelkraft funktioniert. Denn: Als einzige Gemeinde im Bezirk Gmünd hat Waldenstein keinen eigenen Bauhof – und somit auch keine Bauhof-Mitarbeiter. Warum?

Die naheliegende Antwort ist: Weil es auch so geht. Für die Schneeräumung im Winter gibt es keinen Bereitschaftsdienst von Bauhof-Mitarbeitern, die Gemeinde hat Landwirte damit beauftragt. Um die Erhaltung der Gradieranlage in Waldenstein und der Kneipp-Anlagen in den anderen Ortschaften als Ausflugsziele in der Gemeinde kümmern sich Kneipp-Aktiv-Club oder Dorferneuerungsvereine – die sich bestenfalls auch um Blumenschmuck und Dekoration an zentralen Plätzen annehmen. Steht eine Baustelle an, heißt es in der Gemeinderatssitzung statt „das erledigt unser Bauhof“, „die Arbeiten werden an das bestbietende Unternehmen vergeben“.

Einst belächelt, heute ein Vorbild?

Den Grund dafür, dass es auch so gehen kann, sieht Bürgermeister Alois Strondl (ÖVP) im Engagement der Gemeindebürger: „Es zeigt, dass das Vereins- und Feuerwehrwesen gut funktioniert. Die gegenseitige Unterstützung ist schön und macht es aus.“ Strondl ist seit dem Jahr 2000 Bürgermeister.

Anfangs sei die Besonderheit seiner Gemeinde oft belächelt worden, erinnert er sich: „Heute sind wir eher ein Vorbild. Viele Amtskollegen fragen mich, wie wir das machen. Gäbe es keine Leute, die manches freiwillig erledigen, wäre vieles nicht möglich.“ Eine große Rolle spiele die Eigenverantwortlichkeit der Bürger, meint er. Die beginnt eben schon vor dem eigenen Haus: „Es kommt schon vor, dass Menschen, die zu uns gezogen sind, auf der Gemeinde anrufen und fragen, wann die Straße gekehrt wird. Dann erklären wir ihnen, dass jeder das Stück vor dem Grundstück selbst reinigt. Ich habe noch nie erlebt, dass es jemand nicht verstanden hätte“, spricht Strondl reges Ansiedeln in der Gemeinde an.

Mit anderen kooperieren – und Geld sparen

Große Einwohnerrückgänge wurden zuletzt nicht verzeichnet, in den vergangenen 20 Jahren hat sich die Bevölkerungszahl bei etwa 1.200 Personen eingependelt.

Es geht auch deshalb ohne Bauhof, weil die Gemeinde seit Jahren auf Kooperationen setzt. In der Altstoffsammlung mit Kirchberg, in der Betreuung der Kläranlage mit Schweiggers. Die Antwort auf die Frage, warum Waldenstein keinen eigenen Bauhof betreibt, sind freilich auch die finanziellen Vorteile. „Ein Bauhof kostet einer Gemeinde viel Geld. Dieses Geld können wir in andere Projekte investieren und es ist sicher auch der Hauptgrund dafür, dass die Gemeinde finanziell so gut dasteht“, sagt Strondl.

Aber: Gerade Gemeinderäte und Ortsvorsteher seien dadurch mehr gefordert, gibt der Bürgermeister zu. Nicht nur, wenn es darum geht, die Straße auch vor ihren eigenen Häusern zu reinigen.