Bezirk Gmünd: Erster Hotspot nach Hochzeit

Aktualisiert am 22. September 2020 | 14:40
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Untersuchungen zum Coronavirus in der Charite
Foto: APA/dpa
Monatelang hat sich der Bezirk Gmünd gegen die Bildung eines „Coronavirus-Clusters“ wehren können, jetzt ist es gewiss: Eine sehr große Hochzeitsfeier war laut Behörde der erste Hotspot, die Gesamtzahl der bisher Infizierten sprang im Bezirk zwischen 19. und 21. September von 28 auf 43 in die Höhe. Das könnte erst der Anfang sein…

Dass die bis vor wenigen Tagen bundesweit stark unterdurchschnittlichen Zahlen aus dem Gmünder Bezirk mit einem Schlag ruiniert sind, ist jetzt Nebensache. Weitaus mehr wurmt Bezirkshauptmann Stefan Grusch, was hinter einem großen Teil der neu bestätigten CoV-Infektionen steckt: „Wir wurden eine Woche lang hinsichtlich der Kontakte angelogen. Uns wurde kostbare Zeit genommen, um eine Streuung des Virus einzudämmen!“  

„Wir verfügen nicht einmal über eine vollständige Besucherliste.“Bezirkshauptmann Stefan Grusch

Grusch spricht von einer „sehr großen Hochzeitsgesellschaft“ – dem Vernehmen nach handelt es sich um eine türkische Hochzeit mit mehreren Hundert Teilnehmern am 12. September in Schrems – als Ausgangspunkt des ersten Hotspots im Bezirk.

Deutlich mehr als die Hälfte der aktuellen Erkrankungen sei darauf zurückzuführen.

Dass es diese Feier überhaupt gab, habe sich für die Bezirkshauptmannschaft erst am Wochenende darauf herauskristallisiert, weil zunächst keiner der Infizierten einen Hinweis darauf gegeben habe und die Feier hier auch nicht angemeldet gewesen sei (ein Vertrag mit der Stadtgemeinde über die Hallennutzung bestand aber sehr wohl).

„Die Aufarbeitung der Kontakte gestaltet sich extrem mühsam, wir verfügen nicht einmal über eine vollständige Besucherliste der Feier. Auch die Sprachbarriere erschwert das Contact Tracing teilweise“, sagt Grusch: „So verstreicht Zeit, in der sich weitere Kontakte ergeben und das Virus munter weiter streuen kann. Je zeitnäher wir Infizierte und Risikokontakte absondern können, umso besser sind aber unsere Chancen.“

Warten auf mehr als hundert Testergebnisse

Bezirkshauptmann Grusch kündigt im NÖN-Telefonat klipp und klar Konsequenzen für Lügen bei der Kontaktnennung an: „Ich zeige jeden, der uns angelogen hat, bei der Staatsanwaltschaft an. Das ist eine Gemeingefährdung für den gesamten Bezirk.“ Man müsse sich allerdings auch als Eigentümer einer Immobilie etwas dabei denken, in Coronazeiten eine derart große Gruppe feiern zu lassen.

Die Ergebnisse von mehr als hundert über die Hotline 1450 angeordneten Tests sind derzeit noch ausständig – sehr wahrscheinlich, dass die Zahl der positiven Ergebnisse weiter in die Höhe schnellt. Mehr als 160 Einwohner aus dem Gmünder Bezirk sind von der Behörde aktuell zur Heimquarantäne aufgefordert.

Verdachtsfälle an Schulen, aber keine weitere Quarantäne-Klasse

Auch aus mehreren Schulen mussten Verdachtsfälle aus dem Umkreis der Hochzeits-Gesellschaft abgesondert werden. Gerüchte, wonach sich eine ganze Gmünder Gym-Klasse in Quarantäne befindet, dementiert Bezirkshauptmann Stefan Grusch aber: „Eine Klasse mit einem Verdachtsfall soll diese Woche im größten Raum unterrichtet werden, damit jeder einzeln sitzen kann. Schüler und Lehrer sind strikt zum Tragen von Mund-Nasen-Schutzmaske angehalten.“ Die betroffene Schülerin sei aber ohnehin seit mehreren Tagen zuhause gewesen. 

Dem Vernehmen nach blieb die Klasse am 22. September dennoch leer: Alle Schüler sollen von ihren Eltern zum Schutz anderer für den Unterricht entschuldigt worden sein. Alfred Grünstäudl, Leiter der Bildungsregion I, kann sich gegenüber der NÖN aktuell noch nicht dazu äußern.

In Kindergärten und Schulen sind laut Grusch alle Kinder von vermuteten Gästen der Hochzeitsfeier seit 22. September zum Fernbleiben des Unterrichtes angehalten. „Als reine Vorsichtsmaßnahme, die mit den Epidemieärzten besprochen wurde – ohne Bescheid und ohne Quarantäne-Aufforderung“, betont er.

Positive Nachricht vom Gmünder Schulzentrum

Im Zusammenhang mit Schulen gibt es im Bezirk indes auch eine positive Nachricht: Die erste Quarantäne-Klasse am Gmünder Schulzentrum darf nach dem positiven Test eines Schülers zurück in den Präsenzunterricht, hier gab es laut Behörde weder bei Schülern, noch bei Lehrern einen Folgefall.