Mit dem Gleitschirm ins Tal: Die perfekte Kombination

Früher hatte Thomas Lamplmair stets die Qual der Wahl. „Klettern oder Fliegen?“, lautete die Frage, die sich der 37-jährige Haidershofner bei schönem Wetter immer wieder stellte.
Kombinieren ließen sich die beiden großen Leidenschaften des Krankenpflegers nicht. Zu schwer und zu klobig war die Gleitschirmausrüstung, um sie bei Klettertouren in steilen Felswänden mitzuschleppen.
„Ein atemberaubendes Ambiente für das Projekt“
Das hat sich nun geändert. Ein Tiroler Unternehmen brachte einen nur knapp eineinhalb Kilogramm schweren Gleitschirm auf den Markt, der Thomas Lamplmair zum Projekt „Climb and glide“ inspirierte.
„Der Abstieg ist für einen Kletterer das notwendige Übel nach einer Tour. Ins Tal zu fliegen, ergibt da schon ein ganz anderes Gesamterlebnis“, umschreibt der Haidershofner den ausschlaggebenden Grund für seine Idee. Wo er sein Projekt umsetzen möchte, war auch schnell klar: am Dachstein.
„Die Dachstein Südwand ist eine imposante Wand und der Traum vieler Kletterer. Sie bietet zusätzlich ein atemberaubendes Ambiente für das Projekt“, erklärt Lamplmair. Aufstieg und Flug mittels Fotos und Filmaufnahmen zu dokumentieren, gehörte ebenfalls zum Projekt.
Sechseinhalb Stunden Klettern, zwanzig Minuten Fliegen
Und dieses setzte Lamplmair beim ersten Versuch auch gleich um. Um vor anderen Seilschaften in die Südwand des Hohen Dachsteins einzusteigen und somit genug Zeit zum Filmen und Fotografieren zu haben, brachen Thomas Lamplmair und Kletterpartner Markus Pühretmayr bereits um fünf Uhr früh auf.
Als Route wählten sie eine der berühmtesten Touren Österreichs: den Steinerweg. Neben der normalen alpinen Kletterausrüstung hatte Thomas Lamplmair natürlich auch seinen Gleitschirm im Gepäck. „Es hat alles in einen 35 Liter Rucksack Platz gehabt. Er hat mich beim Klettern nicht eingeschränkt“, lief für den Haidershofner alles nach Plan.
Sechseinhalb Stunden betrug die Kletterzeit, zwanzig Minuten dauerte der Flug vom Gletscher ins Tal zum Landeplatz in Ramsau. Einziger Wermutstropfen des fast perfekten Tages: „Vom Dachstein-Gipfel wegzufliegen, ist nicht gegangen. Da hätte der Wind passen müssen, sonst ist das eine Selbstmordpartie“, ging Lamplmair kein Risiko ein.
Lust auf mehr hat er aber trotzdem bekommen und das nächste Projekt ist bereits in Planung. Es soll am Großglockner über die Bühne gehen, sich über das gesamte Jahr 2016 erstrecken und aus vier Teilprojekten (eines in jeder Jahreszeit) bestehen, verrät Lamplmair.