Wirbel um die Schularbeit
VON ALEX ERBER
TRAISMAUER / Mit einem schweren Geschütz fährt FP-Stadtrat Michael Schuller auf. In einer Volksschulklasse hätten einige Schüler den Inhalt einer Schularbeit schon im Vorhinein gekannt. Das wird von Schulleitung und Bezirksschulinspektor erst gar nicht dementiert: „Das ist im Gesetz so vorgesehen.“
„Gleichberechtigung aller Kinder“
Es geht um ein heikles Thema, Deutsch. In einer vierten Klasse seien türkische Kinder mit einer Bildergeschichte bevorzugt worden, die zuvor mehrmals geübt worden sei: „Das wurde von mehreren Eltern bestätigt“, so Schuller. Konsequenz: „Wir fordern Gleichberechtigung aller Kinder bei jedem Test oder bei jeder Schularbeit. Es darf einfach nicht sein, dass österreichische Kinder an zweiter Stelle stehen.“
Keine Frage: Wer den Inhalt einer Schularbeit schon Tage vorher kennt, hat es leichter. Die Aussicht auf eine gute Note steigt um ein Vielfaches, das tatsächliche Wissen und Können wird verwässert: „Für uns Freiheitliche stellt sich daher die Frage, ob diese Vorgangsweise zur Integration beiträgt“, hält Stadtrat Schuller fest.
„Es wird niemand bevorzugt oder benachteiligt“
Dennoch: „Es gibt die Möglichkeit der differenzierten Schularbeit“, beteuert Bezirksschulinspektor Helmut Pleischl. Volksschuldirektorin Barbara Braun: „Stadtrat Schuller hat sich bei mir informiert, es hat diesbezüglich auch ein Elterngespräch gegeben. Es wird hier niemand bevorzugt oder benachteiligt. Es handelte sich um eine Maßnahme der inneren Differenzierung. Jede Mutter ist froh, wenn auf die Bedürfnisse der Kinder eingegangen wird.“
Integrationsstadtrat Lukas Leitner von der Bürgerliste „MIT“ gilt als Verfechter von Transparenz.
Diese geht ihm im konkreten Fall zu weit, das Mauscheln hinter verschlossenen Türen wäre eher willkommen gewesen: „Ich verstehe nicht, warum das an die Öffentlichkeit gelangt.“
„Dinge direkt mit seinen Koalitionsfreunden klären“
Den tatsächlichen Gehalt dieser durch FP-Stadtrat Schuller behaupteten Bevorzugungen müssten ausschließlich die Schulbehörde und die engagierten Pädagogen klären: „Wenn es hier Aufklärungsbedarf gibt, wird man dem natürlich nachgehen müssen. Ich wehre mich jedoch entschieden gegen den Versuch des FP-Stadtrates, interne schulische Angelegenheiten nun am Rücken der Kinder, Eltern und Lehrer in der Öffentlichkeit austragen zu wollen. Schuller ist ja auch Teil der SP/FP-Koalition, der zuständige Schulstadtrat ist SP-Stadtrat Walter Kirchner. Solche Dinge kann er daher direkt und intern mit seinen Koalitionsfreunden klären!“, hebt Leitner das Thema auf die politische Ebene.
Leitner weiter: „FP-Stadtrat Schuller hat übrigens bis heute jegliche sinnvolle Integrationsbemühungen in Traismauer abgelehnt. Er hat etwa als Einziger gegen Deutschkurse für Personen mit Migrationshintergrund gestimmt, die übrigens für unsere Gemeinde kostenfrei vom Österreichischen Integrationsfonds organisiert wurden. Ein sinnvolles Motto in Integrationsangelegenheiten lautet ,Fördern und Fordern‘. Einerseits gegen Deutschkurse zu stimmen, andererseits aber mangelnde Deutschkenntnisse für öffentliche Kritik an Personen mit Migrationshintergrund zu verwenden, passt einfach nicht zusammen“, hält Leitner fest.
„Es geht darum, die Kinder besonders zu motivieren“
Direktorin Barbara Braun wiederum betont, dass die ,innere Differenzierung‘ nicht nur im Gegenstand Deutsch, sondern etwa auch in Mathematik angewandt wird: „Das verlangt von den Lehrern viel Engagement. Es geht darum, die Kinder besonders zu motivieren. Jedes Kind kann in den Genuss dieser zeitgemäßen Pädagogik kommen.“