Gefahr am Zweirad: Weg mit Handy und Kopfhörer

Erstellt am 30. Juni 2021 | 05:02
Lesezeit: 4 Min
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr
440_0008_8112214_hol26_darueber_alibert_the_scooterman.jpg
Ein Sturz mit dem E-Scooter war ihm eine Lehre: Albert Wilder.
Foto: Jakob Wilder, Jakob Wilder
Die Unfallhäufigkeit steigt auch im Bezirk Hollabrunn, weil mehr Menschen unterwegs sind. Aber auch, weil manche unvorsichtig sind.

„Es täuscht nicht“, sagt der stellvertretende Bezirkspolizeichef Wolfgang Strobl und meint damit den Eindruck, dass sich die Zweirad-Unfälle mehren. Zu erklären sei das nicht zuletzt damit, dass der Fahrradverkehr massiv gestiegen ist.

„Es gibt wirklich viele Unfälle mit Fahrrädern; oft sogar ohne Beteiligung eines motorisierten Kraftfahrzeugs“, nickt Strobl. Die durch E-Bikes ermöglichte höhere Geschwindigkeit trage ihren Teil dazu bei und führe zu schwerwiegenderen Verletzungen, was dann wiederum die Einsatzkräfte auf den Plan ruft.

Mehr Radler sind unterwegs

Unfall-Hotspots im Bezirk macht der Vize-Polizeichef nicht aus. Die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle sei durch Corona und fehlende Veranstaltungen zurückgegangen. Den Radlern könne man nur raten, Helm zu tragen.

„Natürlich sind jetzt wieder mehr Menschen unterwegs“, sagt Hollabrunns Rotkreuz-Bezirksgeschäftsführer Günther Wiehart. Dass es explizit mehr Zweirad-Unfälle gibt, nimmt er aber nicht wahr.

„Natürlich steigt auch mit der Frequenz der Sportausübung die Unfallfrequenz in diesem Bereich. Daher ist es wichtig keine einzige Ausfahrt, und sei es nur kurz zum Bäcker, ohne Helm zu tätigen“, sagt der Hollabrunner Sportarzt Gunther Leeb, der selbst gerne mit dem Mountainbike rund um Hollabrunn unterwegs ist, aber auch anspruchsvollere Touren in den Bergen unternimmt.

Grundsätzlich sei das Fahrradfahren eine sehr zu empfehlende Fortbewegungsart; ein optimales Ausdauertraining, das das gesamte Herz-Kreislauf-System und den Stoffwechsel trainiert. Da es individuell einfach zu dosieren ist, ist es „gerade für ein Wiedereinstiegstraining nach einer Operation oder einer schweren Erkrankung sportmedizinisch sehr zu empfehlen“.

Generell gilt jedoch wie bei allen Sportarten: „Nur wenn man regelmäßig trainiert, hat man die Voraussetzung, eine Sportart gut und sicher ausüben zu können.“ Dazu empfiehlt Leeb das ganze Jahr über zwei bis drei Radeinheiten pro Woche; im Winter am besten am Ergometer. „Auch kurze Trainingseinheiten von 10 bis 15 Minuten sind bereits trainingswirksam“, so der Sportarzt, der empfiehlt, unbedingt ohne Kopfhörer zu fahren und das Handy auszuschalten. „Statistisch gesehen sind das wesentliche Gründe für Unfälle, die vom Fahrradfahrer selbst verursacht werden.“

„Noch nie im Leben so schnell gelegen“

Vom Risiko, das ein E-Scooter birgt, kann NÖN-Anzeigenverkäufer Albert Wilder ein Lied singen. „Kurz eine Hand weg vom Lenker und so schnell bin ich noch nie im Leben gelegen. Zum Glück war ich nur mit 12 km/h unterwegs und war als Kind ein paar Jahre im Judo, aber wenn man sich mitten auf einer Hauptstraße abrollen muss, kommt man ins Grübeln“, sagt der Sierndorfer.

Am Ende kam er mit dem Schrecken und einer „komplett blauen Seite“ davon und sagt: „Jetzt gebe ich beim Fahren extrem Acht und fahre viel vorausschauender als mit dem Auto.“

Und wie sieht’s bei den Motorisierten aus? „Ohne g’scheite Hose, Handschuhe, Jacke und Helm fährt man einfach nicht“, kann Alfred Tuzar jene nicht verstehen, die auf der Autobahn mit kurzer Hose und T-Shirt auf ihrer Maschine sitzen. Gute Schutzbekleidung sei das Wichtigste, denn am Motorrad ist man seine eigene Knautschzone. Der Raschalaer, der seit einigen Jahrzehnten Motorräder fährt, vermutet, dass es viele Quereinsteiger gibt und dass sich viele Biker selbst überschätzen. So kommt es dann zu Unfällen. Außerdem fährt er nicht in einer Gruppe. „Ich fahr’ allein oder mit meinem Bruder und meinem Sohn. Auf die kann ich mich verlassen. Und es geht nicht darum, wer der Schnellere ist.“

Warum jemand mit einer 200-PS-Maschine fahren muss, versteht der Musiker nicht: „Die kannst du auf der Straße nie ausfahren“, argumentiert er – und findet es gut, dass der Führerschein gestaffelt ist und dass man zuerst nur Maschinen mit weniger PS fahren darf. Das würde sich Tuzar übrigens auch fürs Auto wünschen.

Mit Mein NÖN.at kannst du viele weitere spannende Artikel lesen.

Jetzt registrieren

Umfrage beendet

  • Hängt der Anstieg bei Unfällen im Straßenverkehr mit Lockdowns und Öffnungen zusammen?