FPÖ-Sommer zieht sensationell in den Landtag ein, ÖVP leckt Wunden

Erstellt am 29. Jänner 2023 | 20:37
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Die ÖVP verlor fast zehn Prozent und rutschte unter die 50er-Marke (48,32 %); die Blauen legten um fast neun Prozent zu (22,14 %); die Roten rutschten weiter ab (17,39 %); Grüne (7,04 %) und NEOS (5,1 %) kletterten um jeweils rund 1,5 Prozent nach oben. Die Wahlbeteiligung legte gegenüber der Landtagswahl 2018 deutlich auf 75,7 Prozent zu. Das sind die "Hard Facts" der Landtagswahl 2023 im Bezirk Hollabrunn. Die NÖN war am Wahlabend mittendrin ...

Gedrückt war die Stimmung im Hollabrunner ÖVP-Büro, als die Balken der ersten Hochrechnung hochfuhren. „Als Gemeindepolitiker musst frustriert sein“, hatte es Bezirksgeschäftsführer Hans Gschwindl schon zuvor kommen sehen. „Siege feiert man mit Demut, Niederlagen trägt man mit Fassung“, sagte ein nachdenklicher Bezirksobmann Richard Hogl, dessen Landtagsmandant nicht gefährdet ist. Die Teuerung, ein künstlich hochgezogenes Asylthema und Nachwirkungen der Impfpflicht hätten wohl den Ausschlag für das schlechte Ergebnis gegeben, das im Bezirk unterm Strich ein Minuten von knapp unter zehn Prozent brachte.

ÖVP: "Abgewatscht trotz toller Arbeit"

„Es gibt sehr viel zu analysieren“, fasste Gschwindl zusammen und verwies gleichzeitig auch auf einen historischen Tiefstwert der SPÖ im Bezirk. Darüber, dass die NEOS mit nur einem Mann auf der Liste 1.160 Stimmen verbuchen konnte, müsse man nachdenken. „Eine reine Protestwahl.“

Den Kandidaten zollte er großes Lob: „Wir haben alles umgesetzt, was uns angerichtet wurde; haben nichts ausgelassen. Leider zählt das scheinbar bei vielen nicht, die heute daheim geblieben sind. Wir sind abgewatscht worden, obwohl ihr fünf Jahre lang einen tollen Job gemacht habt.“

„Jeder hat in seinem Bereich das Beste getan“, meinte auch Hogl. Letztlich mache in die Konstellation zuversichtlich, denn Johanna Mikl-Leitner könne Landeshauptfrau bleiben und Rot-Blau gehe sich im Landtag nicht aus: „Wir richten den Blick nach vorne. Mehr kann man nicht machen an so einem Tag.“

FPÖ-Sommer: "Nicht damit gerechnet"

Schulterklopfen, Händeschütteln, Umarmungen: Die Stimmung im FPÖ-Büro in Hollabrunn war am Wahlabend bestens. Nicht nur aufgrund des Ergebnisses im Land: Michael Sommer ist als Spitzenkandidat im Bezirk und als Jugendkandidat der Freiheitlichen auf Platz 18 der Landesliste in den Wahlkampf gegangen. Jetzt wird er in den Landtag einziehen. Damit hatte der 26-jährige Hollabrunner nicht gerechnet. „Ich wusste, wir legen zu. Aber mit so einem fulminanten Sieg habe ich nicht gerechnet“, strahlt der 26-Jährige, als die NÖN im Bezirksbüro vorbeischaute. Das Ziel der Freiheitlichen war es, die Absolute der ÖVP zu brechen und „einen Zweier bei unserem Ergebnis vorne zu haben“. Er sei froh, dass der ÖVP ein Denkzettel verpasst wurde. 

Glückwünsche gab’s da natürlich auch vom Nationalratsabgeordneten und Bezirkschef Christian Lausch: „Michael hat es wirklich verdient, er ist so viel gelaufen." Warum es die Freiheitlichen geschafft haben, so viele Prozentpunkte zuzulegen? „Wir sind glaubwürdig“, ist für den Ziersdorfer klar.

SPÖ sucht Lichtblicke in der Niederlage

Während bei den Blauen Feierstimmung angesagt war, so blickte man im SPÖ-Bezirksbüro in lange Gesichter. „Es ist enttäuschend. Wir waren viel draußen und dort war das Stimmungsbild ein anderes, als es das Wahlergebnis jetzt zeigt“, meinte Bezirksgeschäftsführer Patrick Eber. Trotz der verlorenen Prozentpunkte war Spitzenkandidat Stefan Hinterberger gut gelaunt: „Wir haben eines der besten Ergebnisse im Vergleich zu anderen Bezirken. Und das haben wir nur, weil ihr so viel gelaufen seid“, versuchte er, die Stimmung zu heben. „Wir sind von einer Partei zur Bewegung geworden. Das sieht man vielleicht jetzt noch nicht. Wir müssen den Schwung in die nächsten Wahlen mitnehmen, bei denen wird es sich auswirken“, ist der Göllersdorfer zuversichtlich, dass es ab jetzt besser werde.  Bezirksfrauenvorsitzende Elke Stifter war vom Wahlergebnis zwar enttäuscht, sagte aber auch: „Wir sind im Bezirk zusammengewachsen. Das ist viel wert.“

Ecker jubelt über starken Grünen-Plus im Bezirk

„Danke an mein Team im Bezirk und allen Wählern, die eine Stimme für morgen abgegeben haben“, jubelte der Hollabrunner Abgeordnete Georg Ecker über den Klubstatus, ein starkes Plus im Bezirk und den klaren Erhalt seines Landtagsmandates.

Das Bezirksergebnis sei angesichts des Wegfallens von Zweitwohnsitzern sensationell. Besonders freut den 36-Jährigen das Ergebnis in der Stadtgemeinde Hollabrunn. „Plus 4,5 Prozent und damit ein deutlich überdurchschnittliches Ergebnis bestätigen unseren Kurs für mehr Grün in Hollabrunn“, sagt Ecker. Er wolle den Rückenwind insbesondere nutzen, um sich auch die nächsten fünf Jahre für bessere öffentliche Verkehrsmittel im Bezirk einzusetzen. In Hollabrunn stießen seine Mitstreiter rund um Stadträtin Sabine Fasching darauf an.

NEOS-Bauchgrummeln wegen FPÖ

Jürgen Margetich, Spitzenkandidat der NEOS im Bezirk, verbrachte den Wahlabend zuhause. Dennoch: „Es ist Feierstimmung“, ist er mit dem Ergebnis auf allen Ebenen zufrieden. "Dass künftig drei Leute von der FPÖ in der Landesregierung sitzen, bereitet aber schon Bauchgrummeln“, hatte er nicht mit einem solchen Wahlsieg der Freiheitlichen gerechnet. Das Landesergebnis bedeute für die NEOS nun, weiterhin in Opposition zu bleiben. „Das wird es in den nächsten fünf Jahren noch mehr brauchen mit drei Blauen in der Landesregierung und ein bissl Sozialdemokratie.“ 

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