Bezirksjägermeister beobachtet „gigantische Veränderung der Natur“

Erstellt am 09. März 2023 | 13:30
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Wolfgang Strobl zog Bilanz über das vergangene Jagdjahr. Im Bezirk wurde die Abschussquote erfüllt.
Foto: Franz Enzmann
Der Hollabrunner Bezirksjägermeister Wolfgang Strobl ist seit mehr als 30 Jahren Jäger. Die Natur habe sich in dieser Zeit sehr verändert, die Waidmänner wollen einen artenreichen und gesunden Wildbestand erhalten. 2022 haben die Jäger im Bezirk die vorgegebenen Abschussquoten erfüllt. Besonders beim Schwarzwild wurde ein Rückgang verzeichnet.

„Es geht bei der Jagd schon lange nicht mehr nur darum, das Tier zu erlegen. Wir wollen etwas für die Natur tun“, sagt Bezirksjägermeister Wolfgang Strobl über die Aufgabe der Jäger. Die Natur solle vielfältig sein, und hier gehöre eben auch „die Herausnahme des Übergenusses“ dazu. Die Aufgabe der Waidmänner ist es, das Wild so zu regulieren, dass möglichst kein Schaden an Land- und Forstwirtschaft entsteht. Hier muss jedes Revier – im Bezirk sind es etwa 200 – Abschüsse erfüllen. „Die haben wir zu 100 Prozent erfüllt“, berichtet Strobl, manchmal wird sie sogar übererfüllt.

Bei Reh-, Dam- und Rotwild gebe es ähnlich viele Abschüsse wie im Jahr 2021. Beim Schwarzwild wurde 2022 ein Rückgang von 17 Prozent festgestellt. Damit liegt der Bezirk nur knapp unter dem Landesschnitt von minus 19 Prozent. „Das liegt sicher daran, dass wir 2021 den höchsten Abschuss der vergangenen zehn Jahre hatten“, weiß Strobl. Durch die milden Winter und die Eichelmast habe es mehr Nachwuchs gegeben.

Afrikanische Schweinepest: „Jedes Wildschwein wird untersucht“

Ein großes Thema rund um die Wildschweine ist die Afrikanische Schweinepest (ASP). „Wir haben null Fälle“, ist Strobl froh. Die ASP stehe konstant 150 Kilometer vor der Grenze von Ungarn zu Österreich. In Deutschland werden etwa 150 Fälle pro Monat registriert, aber an der Grenze zu Polen. „Bei uns wird jedes Wildschwein untersucht“, erklärt der 55-Jährige, dass hier Österreich einen guten Überblick habe, denn untersucht werden geschossene wie auch angefahrene Tiere.

Er weiß aber, dass sich der Virus nicht langsam anschleiche, „es springt gleich einmal 100 Kilometer“. Denn übertragen wird der Virus vom Menschen an die Tiere, potenzieller Überträger sie hier Rohwurst, wie etwa Salami.

Beim Niederwild, Feldhase und Fasan, verzeichnete der Bezirk eine Steigerung der Abschüsse zwischen zehn und 20 Prozent. „Grund sind sicher auch hier die milden Winter.“

Was geschieht, wenn die Abschussquote nicht erfüllt wird? „Dann muss man es begründen. Wird diese Begründung nicht anerkannt, gibt es eine Verwaltungsstrafe.“ Welchen plausiblen Grund gebe es, die Quote nicht zu erfüllen? „Der Bau der Weinviertler Schnellstraße S3 war so ein Grund. Da ist es nachvollziehbar, dass zwei Jahre lang in manchen Revieren weniger Wild unterwegs war.“

Zahl der Beutegreifer ist gestiegen, die der Singvögel gesunken

Mit dem Nachwuchs in der Jägerschaft ist Strobl durchaus zufrieden, zwischen 30 und 40 Personen legen die Jagdprüfung ab, etwa ein Fünftel davon sind Frauen. „Die Grundprüfung macht man einmal“, erklärt der Bezirksjägermeister, der selbst seit dem Jahr 1989 Jäger ist. Danach werden Weiterbildungen und Auffrischungskurse angeboten. „Wer eine Funktion, wie zum Beispiel Jagdleiter, hat, macht durchschnittlich alle drei bis fünf Jahre ein Update.“

Für den Hollabrunner Kriminaldienstleiter sei das Jagen ein Ausgleich, wenn er Zeit in der Natur verbringt. „Es ist gigantisch, wie sich die Natur in den vergangenen 30 Jahren verändert hat“, beobachtete der 55-Jährige. Die Jägerschaft sei bemüht, einen artenreichen und gesunden Wildbestand zu erhalten. Was Strobl noch auffällt: Singvögel sind sicher auch deswegen weniger geworden, weil die Zahl der Beutegreifer zugenommen hat. „Nicht an allem ist die Landwirtschaft schuld“, gibt er zu bedenken.

Die Greifvögel-Situation sei ein heikles Thema. An vier Tagen im Jahr werden die tagaktiven Greifvögel von bestimmten Zählpunkten aus gezählt, „um reele Zahlen zu haben“, hinterfragen die Jäger die kursierenden Zahlen.