Rattengift: Ärger über „Panikmache“

Erstellt am 27. November 2014 | 19:15
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Ratten
Foto: NOEN, Morguefile
Landesinnungsmeister-Stv. Eveline Bodingbauer verurteilt „marktschreierische“ Kritik an Rattenvertilgungsaktion.
Die Menschen fürchten um ihre Haustiere. Es drohe ein qualvoller Tod. Grünen-Gemeinderätin Elfriede Hofmann warnte kürzlich vor einer flächendeckenden „Rattenvergiftungsaktion“, wie sie im Maissauer Gemeinderat beschlossen wurde. Nicht nur für ÖVP-Bürgermeister Josef Klepp erschien das als unnötige Aufregung. Auch Eveline Bodingbauer aus Großweikersdorf, Landesinnungsmeister-Stv. der Chemischen Gewerbe in Niederösterreich, meldete sich zu Wort. „Wir Schädlingsbekämpfer sprechen uns ganz entschieden gegen diese marktschreierische Panikmache aus.“

Schädlingsbekämpfer beschwichtigen

„Allen Schädlingsbekämpfern sind die Sorgen der Eltern um ihre Kinder und die der Tierbesitzer um ihre Haustiere nicht nur bekannt, sondern wir nehmen diese sehr ernst und klären jeden Kunden vor Beginn der eigentlichen Bekämpfung über alle Maßnahmen auf“, sagt die Expertin. Es sei mehr als unwahrscheinlich, dass Haus- oder Wildtiere durch die Hand eines Schädlingsbekämpfers zu Tode kommen. Es sei kein einziger solcher Fall bekannt. „Viel eher werden diese Tiere von psychopathischen Tierhassern wissentlich vergiftet.“

Rattengift für Privatpersonen verboten

Fakt sei: Ratten und Mäuse sind Überträger von Krankheiten, die für den Menschen mitunter auch tödlich enden können. Nagetiere richten außerdem massive Schäden an Vorräten und Bausubstanz an. Daher sei die Bekämpfung von Schadnagern zweifellos notwendig. Sie werden mit Rodentiziden, dem Rattengift, bekämpft. Für Privatpersonen wurde der Gebrauch für Privatleute mit 1. Jänner 2013 von der EU untersagt. Seither dürfen ausschließlich professionelle Schädlingsbekämpfer (Meisterbetriebe) sowie Landwirte mit einem entsprechenden Sachkunde-Nachweis das Rattengift auslegen.

Man könne darauf vertrauen, dass die Schädlingsbekämpfer ihr Handwerk, das sie in einer dreijährigen Ausbildung fundiert lernen, beherrschen. Bodingbauer verweist außerdem darauf, dass Pflanzenschutzmittel, Schneckengifte, Mineraldünger oder lose Köder jederzeit und von jedermann im Baumarkt gekauft werden können und „beinahe täglich unkontrolliert von Privatpersonen verwendet“ werden. „Diese Stoffe können ebenfalls Tiere töten sowie Umwelt und Grundwasser schädigen.“

Verantwortung bei Eltern und Tierhaltern?

Und: Bereits eine Tafel Schokolade könne einen vier Kilo schweren Hund töten. „Eine Tafel Edelbitter tötet sogar einen mittelgroßen Hund!“ Im Gegenzug dazu wären etwa fünf Köderblöcke des Rattengifts nötig, ein Tier mit etwa 20 Kilo Körpergewicht zu töten – aufgrund der zahlreichen Bitterstoffe werde dieser Köder von Haus- oder Wildtieren aber gar nicht erst angenommen.

Am Ende des Tages liege die Verantwortung für Kinder und Haustiere bei den Eltern und Tierhaltern. „Diese Verantwortung kann nicht abgegeben werden“, betont die Schädlingsbekämpferin.

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