Arbeitsmarkt: Jahr mit vielen positiven Trends

Erstellt am 25. Jänner 2023 | 04:17
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Legte eine positive Bilanz der AMS-Geschäftsstelle Horn für das Jahr 2022 vor: Geschäftsstellenleiter Ferdinand Schopp.
Foto: Thomas Weikertschläger
Zahl der Arbeitslosen ging 2022 um ein Drittel zurück. Dafür stieg im Bezirk Horn Zahl der unselbstständig Beschäftigten auf Rekordwert, viele Stellen sind verfügbar.

Die Arbeitslosigkeit im Bezirk Horn war im Jahr 2022 ganzjährig sehr gering. Dementsprechend spricht AMS-Geschäftsstellenleiter Ferdinand Schopp im Rückblick von einer „tollen Performance“, die seine Geschäftsstelle hingelegt habe. Trotz der harten Rahmenbedingungen mit Auswirkungen der Pandemie, Teuerung und Krieg – „die mittlerweile schon fast als normal betrachtet werden“ – sei man konstant auf Vollbeschäftigungsniveau gelegen. Abgesehen von Saisonarbeitslosigkeit lag der Wert im Bezirk mit durchschnittlich 316 arbeitslosen Personen (129 davon Frauen) permanent unter der 3-Prozent-Marke, die das Kriterium für Vollbeschäftigung ist. Das ist gegenüber 2021 (493 Personen) ein Rückgang um 35,8 Prozent. Im Juni hatte man mit 1,6 Prozent den österreichweit tiefsten Wert verzeichnet, im Jahresschnitt lag er bei 2,7 Prozent. „Und aktuell liegen wir weiter in den Top 5 in Österreich“, sagt Schopp.

Besonders Ältere haben von Entwicklung profitiert

Besonders deutlich hat 2022 die Generation 50+ von der positiven Entwicklung profitiert. Mit 108 Personen waren im Schnitt um 42,3 Prozent weniger Personen dieser Altersgruppe arbeitslos gemeldet, als 2021. Bei den Jugendlichen (bis 25) reduzierte sich die Arbeitslosigkeit gegenüber 2021 immerhin um 24,9 Prozent auf durchschnittlich 35 jobsuchende Personen.

Aus Sicht Schopps ebenfalls positiv: Die Zahl der Langzeitarbeitslosen wurde im Jahr 2022 mehr als halbiert. Durchschnittlich waren nur mehr 14 Personen ein Jahr oder länger beim AMS Horn gemeldet – um 64,5 Prozent weniger als 2021. Damit liegt der Bezirk landesweit auf Rang drei, was Schopp auf die gute Beratungstätigkeit und Betreuung durch seine Mitarbeiter zurückführt. Auch bei der Zahl der unselbstständig Beschäftigten wurde der Rekordwert aus 2021 noch einmal übertroffen. Er stieg um 155 (+1,2 Prozent) auf 12.431 Personen.

Nachteil: Firmen finden keine neuen Mitarbeiter

Nachteil dieser an sich erfreulichen Entwicklung: Für Firmen, die weiter Mitarbeiter suchen, gibt es kaum verfügbares Personal, so Schopp. Denn auch die Zahl der offenen Stellen und Lehrstellen steigt rasant. 2022 wurden 1.885 freie Stellen im Bezirk Horn akquiriert, um 8,6 Prozent mehr als 2021. Und nicht nur die Quantität passe, auch die Qualität: „Da sind viele wirklich tolle Jobs dabei“, sagt Schopp und verweist auf die „Alle Jobs-Plattform“, auf der nicht nur alle beim AMS gemeldeten Stellen, sondern alle offenen Stellen zu finden sind. Bei den gemeldeten offenen Lehrstellen gab es einen Anstieg um 22,6 Prozent auf 250. Forcieren will man das Thema Lehrstellen künftig wieder bei „Speed-Datings“ zwischen potenziellen Lehrbetrieben und Schülern.

Außerdem sei die Situation in der Weiterbildung prekär, wenn niemand da sei, der sie beanspruche. Gerade für Hilfskräfte, die nur über einen Pflichtschulabschluss verfügen, sei Weiterbildung aber das Um und Auf. Denn: „Sie haben eine dreimal so hohe Wahrscheinlichkeit, arbeitslos zu werden, wie der Durchschnitt“, sagt Schopp. Zudem sei jetzt die Inanspruchnahme von Weiterbildungsangeboten wichtig, damit man, wenn die Situation am Arbeitsmarkt weniger rosig wird, weiter gute Karten habe.

Den Unternehmen steht das AMS über die EU-kofinanzierte Beratung durch externe Experten hinsichtlich Außenauftritt und die Qualifizierungsförderung zur Seite. Dabei wird ein Teil der Schulungskosten der Beschäftigten vom AMS übernommen. Etwa dann, wenn weniger qualifizierte Mitarbeiter eine bessere Ausbildung ermöglicht werden soll. Der Fokus ist dabei auf Frauen gelegt, um den Gender-Gap zu verringern. Das AMS biete Jungunternehmen zusätzlich die Möglichkeit, unter gewissen Voraussetzungen Förderungen bei der Anstellung des ersten Mitarbeiters. Attraktive Fördermöglichkeiten soll es den Unternehmen auch schmackhaft machen, Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen einzustellen. Denn etwa jeder dritte Jobsuchende im Bezirk gehört zu dieser Personengruppe.

Einen wesentlichen Teil der an der Geschäftsstelle geleisteten Arbeit ist auch dem Thema „Existenzsicherung“ gewidmet. 2022 wurden in Horn 2.178 Anträge auf Arbeitslosengeld bzw. Notstandshilfe erledigt. Zusätzlich wurden 324 Förderanträge – etwa für Kombilohnbeihilfe, Frachkräftestipendium – bearbeitet. Im Rahmen dieser Bearbeitung wurden zusätzlich 867 Bescheide erstellt. Und das laut Schopp sehr rasch. Gerade in Zeiten von teilweiser finanzieller Unsicherheit sei es wichtig, die Bearbeitung von Anträgen rasch durchzuführen. Im Bezirk Horn liege die Dauer der Antragsbearbeitung von der Antragsstellung bis zur Erstellung der Mitteilung über die Höhe des Leistungsbezugs bei 9,98 Tagen.

Ausblick für 2023: Trend bleibt vorerst gut

Für 2023 hofft Schopp, dass eine Rückkehr zur Kurzarbeit erspart bleiben wird. Während er für das erste Halbjahr erwartet, dass der positive Trend weitergeht, erwarte er für das zweite Halbjahr dann eine Abflachung der Entwicklung. Seiner Prognose nach werden sich die Betriebe wegen der anhaltenden Unsicherheit „nicht weit hinauslehnen“. Dass der Zustand der Vollbeschäftigung anhalte, sei aber dennoch denkbar.