Ärzte im Bezirk Horn: Noch gut versorgt, aber ...

Die ärztliche Versorgung der Bevölkerung ist einer der Kernpunkte einer guten Infrastruktur. Die NÖN fragte die Spitzenkandidaten, wie sie die Situation im Bezirk sehen.

Von einer guten Grundversorgung mit praktischen Ärzten geht Franz Linsbauer (ÖVP) aus. „Aktuell sind wir gut versorgt, wir müssen jedoch jetzt schon daran arbeiten, dass wir einem zukünftig zu erwartenden Ärztemangel entgegenwirken“, erklärt Linsbauer.
Auch Pool-Lösungen seien eine Möglichkeit, die Versorgung der Bevölkerung zu sichern. Dabei seien auch die Gemeinden gefordert, das passende Umfeld zu schaffen. Der Gesundheitsplatz in Horn sei ein Beispiel für gute Zusammenarbeit zwischen allen Verantwortlichen: „Nur so können wir die ärztliche Versorgung gewährleisten.“

Besonders im Facharztbereich sieht Josef Wiesinger (SPÖ) es als erforderlich, die Österreichische Gesundheitskasse in die Pflicht zu nehmen. „Eine drei- bis fünfmonatige Wartezeit auf einen Augenarzttermin kann nicht im Sinne der guten Versorgung sein“, meint er. Auch sei ein Trend in Richtung Wahlarzt festzustellen, der seitens der Ärzte durchaus nachvollziehbar sei, weil dieses System lukrativer sei. „Es kann jedoch nicht unser Bestreben sein, dass die Mastercard über die Gesundheitsversorgung entscheidet“, kritisiert der SPÖ-Kandidat, für den auch die präventive Vorsorge eine wichtige Säule im Gesundheitssystem darstellt, „die leider immer noch belächelt wird“.
Themen: Hausapotheken, Bürokratie und Prävention

Bessere Kassenverträge für die Praktiker fordert FPÖ-Kandidat Klemens Kofler. „Die Ärzte haben einfach zu wenig Zeit für den einzelnen Patienten, weil die Verträge nicht lukrativ genug sind.“ Als positives Beispiel nennt er die Ärzteregelung in Altenburg, die auch von der FPÖ mitgetragen worden sei. „Die Hausapotheke trägt wesentlich dazu bei, dass auch der Arzt leben kann. Und sie stellt auch für die Patienten einen Vorteil dar, weil sie nicht extra auch noch eine Apotheke aufsuchen müssen“, sagt Kofler. Einen großen Mangel sieht er noch in der Kieferchirurgie, wo ein Facharzt fehlt. „Sich in St.Pölten ambulant behandeln zu lassen, ist für unsere Region nur schwer möglich.“

Eine Ausdünnung der wohnortnahen Versorgung ortet Matthias Laurenz Gräff (NEOS). „Volle Ordinationen und lange Wartezeiten, das ist das Ergebnis einer Gesundheitspolitik im Land, die Symptome kaschiert, anstatt Ursachen zu bekämpfen. Bei den Fachärzten sind im Bereich der Zahnmedizin drei Stellen unbesetzt, auch bei der Kinder- und Frauenmedizin gibt es einen Mangel. Generell fehlt es am Personal.“
Probleme sieht Gräff auch durch die Bürokratie. Die Landesregierung habe eine Landarztgarantie ins Leben gerufen, die nicht funktioniere und mehr Studienplätze in einem ineffizienten System geschafft. Einen weiteren Aspekt liefere die Teuerung. Die Tarife der Kassenärzte müssten angepasst werden, damit diese nicht in den Wahlarzt -und Privatarztbereich wechseln. Schlussendlich würde die Schaffung eines Primärversorgungszentrums hier eine große Lücke im ländlichen Raum schließen.“
Grünen-Kandidat Kogler derzeit selbst im Spital

Selbst gute – und dennoch leidvolle – Erfahrungen mit dem Gesundheitswesen macht derzeit Walter Kogler-Strommer, Spitzenkandidat der Grünen im Bezirk. Er befindet sich nach einem medizinischen Eingriff in Behandlung im Spital. Von dort richtet er aber via Facebook aus, dass er sich bei den Teams der Landeskliniken Horn und St. Pölten sowie des Rettungshubschraubers Christopherus 2 für die „großartige Betreuung“ bedanke.