Klosterneuburger Hospiz: Offene Hände, offene Herzen

Der Tod gehört zum Leben. Und trotzdem: Wenn man Abschied nehmen muss, wirft das alles aus der Bahn. Kraft in den schwierigsten Zeiten gibt der Hospizverein St. Martin: „Wir wollen die Lebensqualität der Betroffenen heben“, erklärt Vereinsobfrau Anna Fürst.
23 Ehrenamtliche unterstützen derzeit kranke Menschen und ihre An- und Zugehörigen in der letzten Lebensphase. Und im Oktober startet der neue Grundkurs „Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung“ für alle Interessierten. „Das sind oft Frauen Mitte 50, die sagen: ,Es ist mir in meinem Leben bis jetzt so gut gegangen und ich möchte der Gesellschaft etwas zurückgeben“, weiß Palliativexpertin Angela Siquans, die den Kurs leiten wird.
Im Seminar lernen Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Prinzipien der Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung kennen. „Trauer ist eine ganz natürliche Reaktion der Seele auf den Verlust. Es geht darum, den Verlust ins Leben zu integrieren“, unterstreicht die Expertin.
Wenn ich mir meiner Endlichkeit bewusst bin, genieße ich das Leben viel mehr. Angela Siquans, Hospiz St. Martin
Ein pauschales Rezept dafür gibt es nicht. Was universell gilt: Gemeinsam lassen sich die schwierigen Zeiten leichter ertragen, ist Siquans sicher: „Wir Ehrenamtliche schenken Zeit. Wir sind Menschen mit ganz unterschiedlichem beruflichen Hintergrund und Lebenserfahrung und versuchen, die Lebensqualität aller Betroffenen zu verbessern oder zu erhalten – trotz schwerer Krankheit.“
Und das „mit offenen Herzen, offenen Händen und einem leeren Kopf“. Denn das Thema gibt die Familie vor, Ehrenamtliche reagieren: „Deshalb ist die Ausbildung so wichtig“, meint die Kursleiterin. Für das Seminar ist kein Vorwissen notwendig, nur „die Bereitschaft, sich mit der eigenen Endlichkeit, mit Ängsten und mit sich selbst auseinanderzusetzen“, betont Siquans. Und: „Wenn ich mir meiner Endlichkeit bewusst bin, genieße ich das Leben viel mehr.“
In der Begleitung ist jede Emotion erlaubt: die dunklen Seiten und die schönen. Siquans: „Wir kommen nicht nur zum Sterben ins Haus, sondern vor allem, um das Leben aller Betroffenen zu verstärken.“