Schock bei ÖVP: Grübeln über die Ursachen der Verluste

Lange Gesichter gab es im ÖVP-Bezirksbüro bei der ersten Hochrechnung: Da hoffte man noch, dass sich zumindest die Regierungsmehrheit im Land ausgeht – ein Wunsch, der sich letztlich nicht erfüllte. Grübeln ob des Verlusts von 6,9 Prozent im Bezirk war angesagt.
„Wir haben in jeder Gemeinde Hausbesuche oder Veranstaltungen gemacht, da gab es keine schlechten Rückmeldungen“, überlegt ÖVP-Bezirksgeschäftsführer Bernd Herzog. Eine Erfahrung, die er mit Lorenz Mayr aus Steinbrunn, der als Listenzweiter kandidierte, teilt: „Die Stimmung war gut.“
Das Thema Teuerung hätte die Gespräche dominiert, erzählen die ÖVP-Politiker. Am Wahlabend gelangte man aber zur Erkenntnis, dass man unterschätzt hatte, dass in gewissen Bevölkerungsteilen die Corona-Maßnahmen noch tief verankert sind. „Das Thema Impfen war vergessen, aber die FPÖ hat es wieder hochgespielt“, analysiert Mayr.
Davon war dann auch Niederhollabrunns ÖVP-Bürgermeister Jürgen Duffek überzeugt: „Corona war der Bringer.“ Auf Facebook sei es bei jedem Thema irgendwann um Corona gegangen, weist er hin.
„Ich setze mich hin“, war die erste – augenzwinkernde – Reaktion, als Spitzenkandidat Christian Gepp das Bezirksbüro betrat. „Ich habe schon viele Wahlkämpfe geführt, aber ich habe noch nie so einen Gegenwind, so eine Protestwelle erlebt“, resümiert er das Ergebnis.
„Wir sind natürlich von einem sehr hohen Level gestartet“, gibt er zu denken, „ohne das Ergebnis schönreden zu wollen“. Man müsse sich jetzt die Verluste in den einzelnen Gemeinden und Sprengel genau ansehen. Was ihn aber besonders überrascht hat: „Dass Impfen und Corona doch noch so eine Rolle gespielt haben.“