Wahlfeier der FPÖ: „Leute fühlen sich vergessen“
Im „Prostamt“ ging Sonntagabend die Post ab: Die FPÖ feierte in dem Korneuburger Lokal Platz zwei im Bezirk und den Gewinn von 6,7 Prozent. Auf den T-Shirts transportieren einige FPÖ-Anhänger eine eindeutige Botschaft: „Gesund, aber nicht getestet, genesen oder geimpft.“ Die Corona-Maßnahmen, im Wahlkampf unter der Wahrnehmungsgrenze, sind bei der blauen Klientel immer noch Thema.
Tosender Applaus kam auf, als FPÖ-Spitzenkandidat Hubert Keyl zu seinen Anhängern stieß. „Ich bin fassungslos, das ist ein Wahnsinn“, waren die ersten Worte des künftigen Landtagsabgeordneten, der vor 20 Jahren erstmals für den Landtag kandidierte. Im NÖN-Gespräch zeigte sich der FPÖ-Bezirksspitzenkandidat überzeugt, dass die Affäre rund um FPÖ-Landtagsabgeordnete Ina Aigner der FPÖ nicht geschadet hat. Wie berichtet, hatte sie die eigene Partei in einem Video kritisiert und ÖVP-Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner ihre Unterstützung zugesagt.
Die Zugewinne in dieser Höhe kamen für Keyl unerwartet: „Ein Erdrutschsieg, den ich mir nicht ansatzweise erträumt hätte.“ Als Abgeordneter verspricht er eine „starke Stimme für Grund- und Freiheitsrechte und für die Anliegen der Bevölkerung im Bezirk“ zu sein. Schon im Wahlkampf hätte er die Unzufriedenheit der Menschen mit den Regierenden gespürt, erzählt Keyl – vor allem auch in den Korneuburger und Stockerauer Gemeindebauten. „Die Leute haben den Eindruck, dass auf sie vergessen wurde“, ortet er „unterlassene Maßnahmen gegen die Teuerung“. Warum die SPÖ nicht von der Situation profitieren konnte, liegt für ihn auf der Hand: „Die SPÖ hat den Draht zu den Arbeitern und zu den einfachen Leuten verloren.“
Noch höhere Zugewinne und ein Ergebnis von rund 30 Prozent hätte sich der Stockerauer FPÖ-Gemeinderat Alen Ćorković erwartet. „Zu unseren Stammtischen sind auch viele ÖVP- und SPÖ-Mitglieder gekommen“, erzählt er und folgert: „Die Leute wollten Veränderung!“ Auf eine „breite Zusammenarbeit“ hofft der Gerasdorfer FPÖ-Stadtrat Andreas Zein. „In Gerasdorf funktioniert das sehr gut“, betont er und äußert den Wunsch, „dass man von jeder Partei ein bisschen was mitnimmt“.