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Erstellt am 23. Oktober 2012 | 00:00
Lesezeit: 3 Min
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Foto: NOEN
Grundwasser / Global 2000 wirft der Bezirkshauptmannschaft
Versäumnisse vor und will rechtliche Schritte in die Wege leiten.
Von Veronika Löwenstein

KORNEUBURG / Die ersten Schritte zur Grundwassersanierung haben diesen Montag begonnen. Am Gelände der Firma Kwizda, die mittlerweile die Verantwortung für die Thiamethoxam- und Clopyralid-Verunreinigung übernommen hat, gingen Filteranlagen und Versickerungsbrunnen in Betrieb. Wie berichtet, dürften die Giftstoffe durch eine lecke Abwassergrube ins Erdreich gelangt sein. „Die Hauptverunreinigung wird dort aufgefangen, damit sich die Verunreinigung nicht weiter ausbreitet“, erklärt Bezirkshauptmann Waltraud Müllner-Toifl das Ziel. Mittlerweile wurde auch eine Hotline (siehe Infobox) für alle Fragen rund um die Kontamination eingerichtet.

Global 2000 begrüßt zwar, dass die Bezirkshauptmannschaft jetzt rasch handelt, will sie aber für die Versäumnisse der letzten zwei Jahre in die Pflicht nehmen und rechtliche Schritte einleiten. „Das tatsächliche Ausmaß der Kontamina-
tion wäre schon vor Jahren erkannt worden, wenn die zuständige Behörde das Grundwasser einmal breit auf Pestizide untersuchen hätte lassen“, kritisiert Umweltchemiker Helmut Burtscher. „Frühe und zielgerichtete Sanierungsmaßnahmen hätten den ökologischen und wirtschaftlichen Schaden auf einen Bruchteil verringern können“, ist er sicher. Für ihn steht fest, dass hier Fehler passiert seien, die „systemhaften Charakter“ haben. Die Bürgerinitiative „Pro reines Wasser in Korneuburg“ unterstützt das Vorgehen. „Punkto des Verhaltens der Behörde sind noch viele Fragen offen“, sagt auch Matthias Schabl von der Bürgerinitiative, „wa-rum etwa wurde das Abwasserbecken nie überprüft?“

„Der Betrieb wurde immer wieder kontrolliert und ist verpflichtet, seine Anlagen zu überprüfen“, kontert Bezirkschefin Müllner-Toifl. Ob es auch Kon-trollen der Abwassergruben gegeben hat, konnte sie nicht beantworten.

Derzeit wartet man gespannt auf das Gutachten der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit), das Auswirkungen der gefundenen Stoffe auf Menschen, Tiere und Pflanzen analysiert. Vorige Woche wurden der AGES noch Früchte (Paradeiser, Nüsse und Äpfel) aus dem betroffenen Gebiet zur Untersuchung übermittelt. Müllner-Toifl rechnet damit, dass Ende Oktober erste Ergebnisse am Tisch liegen. Umwelt-Stadträtin Elisabeth Kerschbaum geht das nicht weit genug. Sie will ein erweitertes Gutachten des Umweltbundesamts in die Wege leiten, das sich mit der Wechselwirkung der gefundenen Stoffe beschäftigt.

Reagiert hat auch die Stadtgemeinde. Anstelle des gesetzlichen vorgeschriebenen Fünf-Jahres-Pesizidscreenings wird die Stadt das Korneuburger Trinkwasser halbjährlich auf 580 Schadstoffe testen lassen. „Trinkwasser ist ein Lebensmittel!“, betont Ausschussvorsitzender Stadtrat Thomas Pfaffl (SPÖ), und die Kosten von 300 bis 500 Euro „nicht die Welt.“

Ausschussvorsitzender (Stadtservice) Thomas Pfaffl (li.): „Trinkwasser wird künftig jedes halbe Jahr überprüft.“ Auch Gemeinderätin Angelika Bruny und Vizestadtchef Robert Zodl trinken sauberes Wasser aus dem Augebiet.Privat

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