Wird Nationalratswahl zur Zitterpartie für SPÖ?

Weniger als zwei Jahre, nachdem über die Zusammensetzung des Nationalrates für fünf Jahre abgestimmt worden ist, steht am 29. September infolge der „Ibiza-Affäre“ bereits die nächste Nationalrats-Wahl an. 177.570 Personen dürfen im Wahlkreis Waldviertel zu den Urnen schreiten, 1.400 weniger als noch im Herbst 2017.
Die Ausgangslage: Die ÖVP war 2017 in keinem der acht Regionalwahlkreise des Landes erfolgreicher als im Waldviertel (42,5 Prozent), die SPÖ schnitt in keinem Wahlkreis schwächer ab (20,5 Prozent), die FPÖ lag mit 25,9 Prozent im Landestrend.
Die zwei Mandate der „Türkisen“ (Martina Diesner-Wais, Bezirk Gmünd, und Lukas Brandweiner, Bezirk Zwettl) gelten als gesichert. Die FPÖ stellt mit Alois Kainz aus dem Bezirk Zwettl einen Mandatar, die NEOS haben Douglas Hoyos-Trauttmansdorff im Parlament. Beide sind wieder Spitzenkandidaten ihrer Farben.
Gföhler Steindl will „Schulterschluss für das Waldviertel“
Für die SPÖ steigt der Gföhler Stadtrat Günter Steindl in den Ring.

„Menschen, die eine soziale, innovative Kraft wollen, müssen uns wählen“, ist ihm bewusst, dass das rote Mandat im Waldviertel nur knapp (mit 1.500 Stimmen!) abgesichert ist. Was bedeutet das für den neuen Spitzenkandidaten? „Noch mehr persönlicher Einsatz, um Menschen in persönlichen Gesprächen zu überzeugen.“
Steindl will das Waldviertel „vom Stiefkind der Politik zur lebenswertesten Region Österreichs“ machen. Arbeitsplätze, von denen man gut leben kann, stehen auf der Agenda ganz oben, bessere Chancen durch mehr schulische Ausbildungsmöglichkeiten („Das Waldviertel ist prädestiniert für eine Holz-HTL!“). Abseits der Wahl strebt Steindl einen „Schulterschluss für das Waldviertel über Parteigrenzen hinweg“ an.

„Die dritte Stelle ist ein guter Platz“, rechnet sich auch die Bundesratsabgeordnete Doris Berger-Grabner Chancen für den Wechsel in den Nationalrat aus. „Wir rechnen fix mit einem Zugewinn.“ Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist das wichtigste Ziel. „Mehr Kindergartenplätze“ würden bewirken, dass nicht, so wie jetzt, „einige Frauen zu Hause bleiben müssen“. Die Ausweitung von Bildung und Forschung sei eine Chance für den Campus Krems.
Knapp zwei Jahre Nationalratserfahrung bringt Douglas Hoyos-Trauttmansdorff (28) aus Raan bei Schönberg mit. Er ist NEOS-Spitzenkandidat im Waldviertel. Auf seine Zeit als Parlamentarier blickt er mit gemischten Gefühlen zurück. „Aus Sicht der Bürger war es eher katastrophal. Es ist nichts weitergegangen.“ In seinem Kernthema, der Bildung, seien nur Scheindiskussionen geführt worden. Der brennenden Frage, wie man die Talente der Schüler am besten entwickelt, habe sich die Bundesregierung nicht gestellt.

Hoyos‘ größtes Anliegen, „nicht nur für das Waldviertel, sondern alle Regionen“: Eine umfangreiche Schulautonomie, sowohl was das Personal als auch das Budget betrifft. „Wir sollten den Pädagogen vertrauen, denn sie kennen die Gegebenheiten am besten.“
Dass eine Koalition mit der ÖVP – sollte sie sich ausgehen – die Idealkonstellation wäre, unterschreibt Hoyos nicht. „In der Bildungsfrage liefert die ÖVP nichts. Da ist es schwierig, eine Übereinstimmung zu finden.“
Nur Zählkandidaten haben die Kleinparteien für die Region Krems im Rennen. Anton Brustbauer aus Mautern steht an 6. Stelle, Sandra Mayer (Grüne) bezeichnet ihr Antreten selbst als „Solidaritätskandidatur“.