Fußmarsch wie anno dazumal: Benefiz-Tour von Lilienfelder

Der Lilienfelder Abenteurer Martin Müller setzt sein jüngstes gewagtes Vorhaben wirklich um. Er marschiert auf den Spuren des Lilienfelder Skipioniers Mathias Zdarsky (1856 bis 1940) von Lilienfeld nach St. Anton in Tirol. Ziel seiner „Expedition“ quer durch Österreich ist es, möglichst viele Spenden für „Licht ins Dunkel“ zu sammeln. Der Erlös soll der neunjährigen Olivia, einem schwer beeinträchtigen Mädchen aus Amstetten, zu Gute kommen (Die NÖN berichtete).
Am Montagabend (kurz vor Redaktionsschluss dieser Ausgabe) war der 67-Jährige bereits in Aigen im Ennstal in der Steiermark. 170 Kilometer hat er bereits erfolgreich zurückgelegt. Start seines Fußmarschs, den er in der Originaltracht der Skifahrer damaliger Zeit vornimmt, war am 1. Februar.
„Mein Körper gewöhnt sich immer mehr an die Anstrengung“. Martin Müller Abenteurer aus Lilienfeld
Lilienfelds Bürgermeister Wolfgang Labenbacher und die Nostalgie-Skigruppe Traisen verabschiedeten den ambitionierten Wanderer mit gebührender Hochachtung. In Etappen von 25 bis 30 Kilometern möchte Müller in 21 Tagen am Ziel sein.

Die erste Etappe führte ihn bis in die Schmelz bei Annaberg. „Wo immer es möglich ist, werde ich die Skier anschnallen, so wie einst Zdarsky“, berichtet dazu Müller. Auch die nicht gerade wanderfreundliche Witterung der letzten Woche hielt Müller bislang nicht von seiner Tour ab. „Die letzten zwei Tage war es aber schön“, erzählt er am Montag.
In Sachen Ausrüstung hat sich vor seiner Abreise noch etwas Interessantes getan, berichtet er: „Eines Freitagabends rief mich ein 92-jähriger Mann aus Neulengbach an und erzählte mir, dass er von meinem Vorhaben erfahren habe. Er sei davon so begeistert, dass er mir ein paar alte Zdarsky-Ski schenken möchte. Aus purer Höflichkeit wollte ich mir sein Geschenk am nächsten Tag ansehen, ohne zu ahnen, welch kulturhistorischer Schatz da auf mich wartete.“
Im Haus des ehemaligen Zahnarztes angekommen, erfuhr Müller, dass die betreffenden Ski Eigentum des Abts Martin II. von Lilienfeld waren. Dieser Geistliche namens Martin Matschik wurde 1888 geboren und war von 1943 bis 1958 Vorsteher des Zisterzienserstifts. „Er war somit ein Zeitgenosse Zdarskys und es kann sein, dass er in jungen Jahren sogar von diesem unterrichtet wurde“, mutmaßt der pensionierte Lehrer.
„Dass Matschik ein guter Skifahrer gewesen sein muss, geht schon allein aus der Tatsache hervor, dass er sich 1914 zum Militärdienst gemeldet hatte und bald als ,Gletscherpfarrer vom Mamolata-Bataillon‘ bekannt wurde. Für mich als ehemaliger Geschichtslehrer waren das natürlich spannende Entdeckungen.“
Martin Matschik trat 1907 ins Kloster ein, also nur zwei Jahre, nachdem Zdarsky den ersten alpinen Torlauf der Geschichte veranstaltet hatte. „Dass Matschik ein guter Skifahrer gewesen sein muss, geht schon allein aus der Tatsache hervor, dass er sich 1914 zum Militärdienst gemeldet hatte und bald als ,Gletscherpfarrer vom Mamolata-Bataillon‘ bekannt wurde. Für mich als ehemaliger Geschichtslehrer waren das natürlich spannende Entdeckungen“, sagt Müller und freut sich: „Die Brettl sind wohl schon weit über 100 Jahre alt.“
Auf beiden Skiern steht mit Bleistift und in Handschrift der Name „Martin“, eine Besonderheit, die aber erst einer grafologischen Überprüfung bedürfte.
„Da die Ski mit einer Länge von nur 190 Zentimetern wesentlich kürzer und damit wendiger sind als mein ursprüngliches Paar, gab es für mich keine Bedenken, mich für dieses Exemplar zu entscheiden. Auch der Bambusstock ist original“, schildert er. Sollten die Ski seinen Gewaltmarsch „überleben“, dann will er sie dem Lilienfelder Bezirksmuseum schenken. Insgesamt 530 Kilometer lang ist sein Marsch. Die ersten Blasen an den Füßen hat er schon, aber er hält weiter durch, sein Ziel immer vor Augen. „Mein Körper gewöhnt sich immer mehr an die Anstrengung“, nimmt er es locker.
Was ihn freut: Die Raiffeisenbank Lilienfeld hat sich mit einem namhaften Betrag an der Spendenaktion beteiligt. Wer auch das kranke Mädchen unterstützen möchte, kann dies übrigens bei „Licht ins Dunkel“ unter AT20 6000 0000 0237 6000, Verwendungszweck „SH-Olivia“, jederzeit tun.