Auf den Spuren des Dirigenten: 100. Geburtstag von Karl Österreicher

Mit dem Schreiben, dass es ihm „ein persönliches Bedürfnis sei, daran zu erinnern, dass sich der Geburtstag von Herrn Professor Karl Österreicher zum 100. Mal jährt“, wandte sich Reinhold Bauer, Magistratsbeamter aus Wien, an die Gemeinde Rohrbach. Karl Österreicher sei ihm, „ein väterlicher Freund“ gewesen.
Historisch dokumentierte Daten in der Meldekartei ergaben, dass der später berühmt gewordene zeitgenössische Dirigent tatsächlich am 3. Jänner 1923 in Rohrbach zur Welt kam. Seine ersten Jahre verbrachte er in der Gölsental-Gemeinde .
„Nach unseren Unterlagen im Archiv hat der spätere Musikpädagoge und Dirigent im Kindesalter mit seiner Familie an mehreren Adressen im Dorf gewohnt. Unter anderem am Gut Orthof und im Gemeindehaus Schulstraße 6. Sein Vater war Hauptschullehrer. Die Familie wechselte öfters den Wohnsitz zwischen Rohrbach und St. Pölten“, weiß Bürgermeister Karl Bader.

Professor Karl Österreicher wirkte von 1964 als Leiter des Hochschulorchesters der Musikuniversität Wien, von 1969 bis 1992 war er auch Professor an der Wiener Musikhochschule. Als Lehrer und Dirigentenausbildner zählt er später berühmt gewordene zeitgenössische Dirigenten zu seinen Schülern wie Guido Mancusi, Garcia Navarro oder Plácido Domingo, um nur einige zu nennen.
„Seine Gastspiele als Dirigent führten ihn über Deutschland, Frankreich, Ungarn, Bulgarien, Rumänien, bis nach Japan. Während einer Tournee zum 200. Geburtstag von Mozart dirigierte er auch Konzerte in den USA“ wird 1993 in der Ausgabe „St. Pölten konkret“ anlässlich seines 70. Geburtstages über den Hochschulprofessor berichtet.
Doch seine eigene Pultkarriere setzte Karl Österreicher hintan, um sich in erster Linie der Ausbildung junger Dirigenten zu widmen. „Dazu gehört unendlich viel Bescheidenheit und Größe“ war in der Wiener Zeitung zu lesen.
Dem Interpreten zeitgenössischer Musik wurden in den 1970er- bis 1990er-Jahren zahlreiche Auszeichnungen zuteil, unter anderem die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold. In NÖ wurde ihm in Würdigung seines Schaffens 1978 der Kulturpreis des Landes NÖ und im Jahr darauf der Jakob- Prandtauer-Preis der Landeshauptstadt St. Pölten verliehen, wo er bis zu seinem Tod 1995 mit seiner Familie lebte.