2015 trennten Wiener Neustadt und Ortmann noch fünf Spielklassen

Es gab Zeiten, da trennten den Wiener Neustädter SC und Ortmann viel mehr als die 26 Kilometer zwischen ERGO Arena und Alpenstadion. Zeitsprung: Im Frühsommer 2015 kämpft Wiener Neustadt in der Bundesliga (erfolglos) um den Klassenerhalt, während Ortmann im vorderen Mittelfeld der Gebietsliga herumkrebst. Etwas mehr als acht Jahre später kommt es nach drei SC-Abstiegen und zwei Ortmanner Meistertiteln also zum direkten Duell.
Ein Heilsbringer namens Stronach
Es ist ein Spiel der Landesliga. In der vierthöchsten Spielklasse begegneten sich die beiden Mannschaften auch das letzte Mal, nämlich im März 2004. Gespielt wurde damals im mittlerweile abgerissenen Stadion in der Giltschwertgasse. Seitdem ist in beiden Lagern viel passiert, vor allem bei Wiener Neustadt. nön.at bietet hier einen Überblick.

Ab der Saison 2004/05 spielte der SC in der 2. Landesliga Ost, ehe auf einen Schlag Milch und Honig flossen. 2008 stieg Frank Stronach mit Millionen ein. Wiener Neustadt übernahm den Platz von Schwanenstadt in der zweiten Spielklasse und hängte damit auch den Lokalrivalen weit ab.
Neustadts Höhenflug, Ortmanns Bruchlandung
Der SC stieg 2009 in die Bundesliga auf, spielte 2010 im Cupfinale und wurde Fünfter in der Bundesliga, was das historisch beste Wiener Neustädter Ergebnis in der höchsten Spielklasse darstellte. Goldene Zeiten beim SC, schwarze Stunden für Ortmann: Die Piestingtaler verabschiedeten sich 2009 aus der Landesliga. 2010 folgte der Abstieg in die Gebietsliga. Doch auch in Wiener Neustadt zog am Horizont ein Gewitter auf. Stronach verlor das Interesse, das Geld wurde weniger. Der Abstiegskampf in der Bundesliga stand an der Tagesordnung. 2015 ging er schief.
Für vier Tage zurück in der Bundesliga
In der 2. Liga etablierte sich Wiener Neustadt im Mittelfeld. Bis in der Saison 2017/18 Sportdirektor Andreas Schicker und Trainer Roman Mählich ein neues Team zusammenzimmerten. Wiener Neustadt spielte bis zum Schluss vorne mit und finishte als Dritter. Aufgrund der Ligareform stiegen damals die Top-Zwei direkt auf. Der Dritte spielte Relegation, doch weil Hartberg bei der Lizenzvergabe zweimal abblitzte, wähnte sich Wiener Neustadt schon in der Bundesliga - für vier Tage. Es folgte der Schock. Hartberg bekam doch noch das Pickerl. Wiener Neustadt unterlag in der Relegation St. Pölten.

Grund zur Freude hatte hingegen Ortmann: Unter Daniel Kohn feierte der SCO 2017 den Meistertitel in der Gebietsliga. 2018 gelang der Durchmarsch in die Landesliga. Schwarz-Weiß im Glück und Blau-Weiß wollte genau dieses erzwingen. Der Vorstand rund um Präsidentin Katja Putzenlechner legte nach der verlorenen Relegation Protest ein. Der St. Pöltner David Atanga sei nicht einsatzberechtigt gewesen. Wiener Neustadt hatte keinen Erfolg. Es war aber nicht das letzte Mal, dass Putzenlechner und der SC in der Saison 2018/19 in die Schlagzeilen kamen.
Lizenz-Skandal rund um den SC
Wegen mehrerer falscher Angaben bei der Lizenzabgabe entzog die Bundesliga Wiener Neustadt im Frühjahr 2019 die Lizenz für die 2. Liga. Der Zwangsabstieg in die Regionalliga war die Folge. Rainer Spenger übernahm mit Unterstützung von Geldgeber Hani Habib den Club „fünf nach 12 Uhr“. Sportlich kam das Werkl aber nie wirklich ins Laufen. Einmal rettete Corona. Einmal stand früh fest, dass es ohnehin keinen Absteiger gibt. 2023 war es dann soweit. Wiener Neustadt musste zurück in die Landesliga.
In jene Liga, in der Ortmann seit Jahren etabliert ist. Im Piestingtal ging es in den letzten fünf Jahren deutlich beschaulicher zu. Die letzte Saison beendete die Stifter-Elf als Sechster im vorderen Mittelfeld. Nun fordert Ortmann Wiener Neustadt im Kampf um Platz eins im Bezirk. Eine Konstellation, die vor etwas mehr als acht Jahren niemand für möglich gehalten hätte.