Chance für Neuauflage der Bahn?

Erstellt am 17. Dezember 2019 | 03:56
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Hier könnte wieder eine Bahn fahren – zumindest, wenn es nach Dieter Schmidradler (Verkehrswende NÖ), Christa Kranzl (Obfrau des Dorferneuerungsvereins Persenbeug-Gottsdorf) und Michael Bergner (Grampetcargo, möglicher Betreiber; kleines Bild v. l.) geht. Bis dahin wächst weiter Gras über die ehemalige Trasse, im Bild einer der Tunnel in Marbach.
Foto: Schweiger
Totgesagte leben länger: Pläne für „Donauuferbahn neu“ auf dem Prüfstand.

19 Kilometer der Donauuferbahn zwischen Weins und Emmersdorf sind verschwunden. Kein Grund für das Komitee zur Rettung der Donauuferbahn, die Hoffnung aufzugeben.

Das schwebt den „Rettern der Bahn“ vor. Das Zauberwort heißt Wachaubahn: Denn am Erfolg der Lokalbahn zwischen Emmersdorf und Krems könnte man laut Christa Kranzl, Obfrau des Dorferneuerungsvereins Persenbeug-Gottsdorf, mittels Donauuferbahn buchstäblich anschließen. Die Wachaubahn solle vom Endbahnhof Emmersdorf nach Westen auf der Trasse der ehemaligen Donauuferbahn verlängert werden. „Eventuell bis nach Klein-Pöchlarn oder Persenbeug-Gottsdorf“, erläutert Kranzl. „Eine touristische Belebung unserer Region und eine durchgängige Verbindung von Oberösterreich bis nach Wien wären damit möglich“, hält Kranzl fest.

„Wir sprechen von maximal drei Güterzügen auf der Donauuferbahn am Tag, Montag bis Freitag, kein Nachtbetrieb.“Michael Bergner, Grampetcargo

Das hat der mögliche Betreiber vor. Rund 150.000 Tonnen Schotter werden derzeit via Lkw transportiert. Der mögliche Betreiber, Grampetcargo, will diese auf Schiene bringen. Es gibt auch eine schriftliche Absichtserklärung der Loja, bis zu 300.000 Tonnen Schotter zu transportieren – wenn alles nach Plan läuft. „Sollte es zu einer politisch langfristig abgesicherten Reaktivierung der Donauuferbahn mit einem zeitlich überschaubaren Ausbauplan kommen und der Lückenschluss nach Krems somit hergestellt werden, würden wir die Strecke nutzen können“, bestätigt Christian Häusler vonseiten der Loja. Konfrontiert mit der bestehenden Güterzug-Problematik im Bezirk (sieben Gemeinden brachten eine Resolution gegen den Lärm ein), beruhigt Michael Bergner vonseiten Grampetcargo: „Wir sprechen von maximal drei Zügen am Tag, Montag bis Freitag, kein Nachtbetrieb.“

Konter auf Kritik. Es sei ja „eh schon alles wurscht“. Ohne den Gleisen gäbe es keine Bahn mehr – Aussagen, die Kranzl kalt lassen. „Wir hätten die alten Schienen für eine moderne Bahn sowieso nicht mehr gebraucht“, meint Kranzl. Auch, dass bereits Teile der Trasse verkauft wurden, sei kein Problem: „Die NÖVOG hat bewusst das Rückkaufsrecht in den Verträgen verankert. Ein Rückkauf der betroffenen Abschnitte ist also jederzeit möglich.“

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Foto: Schweiger

Fahrgäste: große Zahlen, große Erwartungen – große Skepsis? Bei einem vergangenen Info-Abend hieß es, man bräuchte durchschnittlich 821.250 Passagiere im Jahr, damit sich die Wiederbelebung der Donauuferbahn rechne. Beim jüngsten Termin in Persenbeug-Gottsdorf wurde mit vielen Zahlen jongliert. Bergner von Crampetcargo legte die Latte hoch: Es brauche nach einer „vorsichtigen Schätzung rund eine Million Fahrgäste im Jahr“. Kranzl grätschte dazwischen: „Das ist zu ambitioniert.“

Doch auch die 821.250 Passagiere wirken bei einem Blick auf die Bilanzen anderer Lokalbahnen ambitioniert. In die Mariazellerbahn steigen jährlich 530.000 Gäste, in die Wachaubahn 38.000. „Die 821.250 Passagiere sind auf einen größeren Zeitrahmen und auf ein größeres Einzugsgebiet zu sehen“, relativiert Kranzl. Ein Teilnehmer der Diskussion wandte ein, dass die Zahl durchaus realistisch sei, wenn die Bahn auch von Schülern genutzt werde. Übrigens: Die „Millionen-Marke“ punkto Passagiere wurde von den oberösterreichischen Nachbarn auf ihrem Teil der Donauuferbahn zwischen St. Valentin und Sarmingstein schon geknackt.

Die Hürden – und wie man sie meistern will.  Das größte Fragezeichen ist die Finanzierung. Dafür hat das Komitee schon einen Plan. Erster Schritt: Die Wiederinstandsetzung der Bahn – sprich: Schienen, keine Elektrifizierung. Danach soll der Güterverkehr der Grampetcargo starten. In der Zwischenzeit braucht es ein Konzept, ehe der Startschuss für den touristischen Verkehr sowie Pendler- und Schülertransport fallen kann. In einer letzten Etappe soll die Bahn elektrifiziert werden. Kranzl hofft auf die Unterstützung des Landes NÖ: „Infrastruktur muss in öffentlicher Hand bleiben. Das kann nicht Aufgabe der Gemeinden sein.“ Das Land NÖ habe ihr zugesagt, die „Donauuferbahn neu“ eingehend zu prüfen.

Zudem brauche es einen politischen Schulterschluss zwischen den betroffenen Gemeinden: Hofamt Priel, Persenbeug-Gottsdorf, Marbach, Klein-Pöchlarn und Leiben. Das könnte allerdings noch spannend werden.