Düstere Wolken über Hofläden des Bezirks Melk

Gerade während der Pandemie stand Regionalität hoch im Kurs. Überall entstanden Hofläden, die von Sonnenstunden berichteten. Doch mit Teuerungen und Kriminalfällen zogen Wolken ein, die sich zu einem anhaltenden Tiefdruckgebiet entwickelten.
Merklich wird das auch in den Hofläden „Waldviertel2Go“ in Pöggstall und Maria Taferl der Familie Hamersky. „Die Nachfrage hat schon stark nachgelassen“, erzählt Betreiberin Elisabeth Hamersky. Sie vermutet die Flaute in den Teuerungen: „Viele müssen sparen, die Löhne steigen nicht aliquot, für mich hängt die sinkende Nachfrage damit zusammen.“ Regionalität würde laut ihren Beobachtungen nur mehr für die Stammkundschaft, aber auch für Touristinnen und Touristen im Vordergrund stehen.
Teure Herstellung macht Produzenten zu schaffen
Lichtblicke sind aber eben genau diese Stammkundinnen und Kunden. In Hofbauer's Hofladen in Spielberg funktioniert das Geschäft aufgrund dieser noch immer gut. „Die Leute, die es sich leisten können, pochen noch immer auf Regionalität“, zeigt sich Betreiberin Monika Hofbauer erfreut.
Aber nicht nur die Nachfrage macht Probleme, sondern auch das Angebot. „Wir hatten eine Lieferantin, die händisch Nudeln gefüllt hat. Sie musste die Produktion einstellen, weil sie zu viel hätte verlangen müssen“, beschreibt Melanie Maller vom Pöchladen in Pöchlarn. Die Nudelproduzentin sei damit kein Einzelfall. Dass Regionalläden aufgrund der händischen Zubereitung und der Qualität der Zutaten teurer sind, sei nichts Neues. Für Maller würden die Preissteigerungen im Einzelhandel hier aber hilfreich sein. So könnte sich die „Preisschere wieder etwas angleichen.“
Und da wären ja auch noch die Diebe. Eine Vielzahl an Diebstählen in Hofläden konnte in den vergangenen Jahren im Bezirk verzeichnet werden. Die Polizei sensibilisierte die Betreiberinnen und Betreiber daraufhin und führte in den betroffenen Gebieten Streifen durch. Die Verbindung zu der Polizei dürfte Wirkung zeigen, auch wenn der Schock der kriminellen Vorfälle noch tief sitzt.
Diebstähle flauten in jüngster Zeit etwas ab
Im Hofladen in Pöggstall kamen Diebstähle immer wieder vor. Eine aufgebrochene Tür und die Plünderung der Wechselgeldkasse im Jahr 2021 verursachten Mehrkosten für die Familie Hamersky. Im Lauf der vergangenen Jahre hätten sich die Vorfälle etwas verringert, ganz aufgehört haben sie aber nicht. „Sie kommen manchmal vor, aber ohne Vandalismus. Es sind meist Waren- oder Gelddiebstähle. Sie sind dennoch weniger geworden, das könnte aber auch etwas mit der geringeren Kundenfrequenz zu tun haben“, mutmaßt Hamersky. Die vergangenen Fälle konnten vor allem in Pöggstall zu 99 Prozent aufgeklärt werden. Die Polizei sei dahinter, es gebe aber noch „einige offene Prozesse.“
Auch in Hofbauer's Hofladen in Melk sind Entwendungen kein Sonderfall. Durch die Polizei und die Aufklärung der Fälle zeige sich bei den Täterinnen und Tätern außerdem ein Muster, wie Monika Hofbauer schildert: „Man sieht schon, dass es sich hier um Leute handelt, die sich nicht viel leisten können. Da bekommen wir das Geld auch nicht mehr, da man ihnen nichts mehr wegnehmen kann.“ Im Pöchladen der Familie Maller kamen Diebstähle ebenso vor. „Dadurch, dass wir aber kein Bargeld haben, sind die Fälle bei uns geringer“, erzählt Maller.
Ob die düsteren Wolken in kommender Zeit verfliegen oder in dem ein oder anderen Hofladen Konsequenzen gezogen werden müssen, bleibt offen. Für Melanie Maller ist das auch eine Motivationsfrage. „Wenn unterm Strich nichts übrig bleibt, muss man schon nachdenken. Aber wir machen das ja nicht, weil wir davon leben, sondern weil wir wollen“, betont sie gegenüber der NÖN- Für sie sind die Entwicklungen „schade, da in die Produkte ihrer Lieferanten besonders viel „Arbeit und Liebe gesteckt wird“. Trotzdem ist Maller optimistisch, dass sich die Situation wieder erholen wird. Immerhin komme nach dem Regen bekanntlich die Sonne.