Spießrutenlauf: Keine Arbeiterkammer-Stelle fühlte sich zuständig

„Für wen ist die Arbeiterkammer eigentlich zuständig?“ Das fragt sich ein Arbeitnehmer aus dem Bezirk Korneuburg: Der Lkw-Fahrer hatte knapp einen Monat für einen Unternehmer und Politik-Funktionär im Land um Mistelbach gearbeitet, auf seinen Lohn wartet er bis heute.
Doch das ist nicht das, was ihn am meisten erzürnt: Hilfesuchend hatte er sich an die Arbeiterkammer in Korneuburg gewandt, die hatte ihn zu den Kollegen nach Mistelbach verwiesen. Denn für Arbeitnehmer ist der jeweilige AK-Bezirk zuständig, in dem sich die Arbeitsstätte befindet. Was machten die Mistelbacher? Die schickten den Mann wieder zurück nach Korneuburg: „Das kann es ja nicht sein“, ärgert sich der Hilfesuchende. „Anscheinend ist die Kammer nicht für uns da, sondern für die Politiker in NÖ.“
Da die Arbeiterkammer ihn also von Pontius zu Pilatus schickte und auch der Unternehmer nicht erreichbar war, schaltete der Lkw-Fahrer seinen Anwalt ein, der sich um die Eintreibung des ausstehenden Lohnes kümmern wird.
Die NÖN fragte bei Mistelbachs AK-Bezirksstellenleiter Rudolf Westermayer nach, der sofort versuchte, die Angelegenheit zu hinterfragen und sich bei dem AK-Mitglied meldete. Wirklich befriedigend helfen konnte er aber nicht mehr: „Da die Sache schon beim Rechtsanwalt liegt, habe ich angeboten, dass wir Berechnungen, wenn gebraucht, zusteuern können“, sagt Westermayer. Einen angebotenen Beratungstermin Mitte Februar lehnte das Kammermitglied ab: Einerseits, weil man sich ohnehin über den Rechtsweg darum kümmere und andererseits, da er bereits einen neuen Job hat und nicht vormittags nach Mistelbach pendeln kann.
„Es wäre aber kein Problem gewesen, einen späteren Zeitpunkt zu finden, da keine Gefahr bestand, dass Ansprüche verfallen“, sagt Westermayer. Zumal gegen das Unternehmen sechs ähnliche Fälle anhängig sind und in fünf Fällen der ausständige Lohn bereits überwiesen ist.
AK: Keine Rücksicht auf Politiker
Den Vorwurf, dass in diesem Fall Politiker geschützt werden sollten, will Westermayer nicht auf der AK sitzen lassen: „Krankheits- und urlaubsbedingt sind derzeit leider nicht alle Berater verfügbar, deshalb erst der späte Termin“, sagt er. Mit Parteizugehörigkeit habe das überhaupt nichts zu tun.
Zufrieden ist der Arbeitnehmer damit aber trotzdem nicht: „Ich hab den Herrn von der AK gefragt, was wäre, wenn ich für eine Vorarlberger Firma arbeiten würde, ob ich dann auch zur Beratung dort hinfahren müsse“, schüttelt er den Kopf. „Da hat er gemeint, das wäre dann doch was anderes.“