Hausabriss am Hauptplatz wird heftig diskutiert

Erstellt am 16. September 2023 | 07:00
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Bank Austria Haus Hauptplatz Mistelbach Abriss
Freie Sicht auf die Pfarrkirche: Der Abriss des Bank-Austria-Hauses ist nahezu abgeschlossen, in den sozialen Medien wird das heftig diskutiert.
Foto: Michael Pfabigan
Der Abriss des Bank-Austria-Hauses am Mistelbacher Hauptplatz ist nahezu abgeschlossen. Das wird in den sozialen Medien heftig diskutiert. Ein Rundblick.

Derzeit haben Besucher des Mistelbacher Hauptplatzes freien Blick auf die Pfarrkirche: Denn die Abrissarbeiten am ehemaligen Bank-Austria-Haus bzw. Braun-Haus, wie es die alten Mistelbacher nennen, gehen ins Finale. Der lang angekündigte Abriss war binnen knapp zwei Wochen erledigt, die Betroffenheit darüber im Netz ist groß. Hier ein Streifzug.

Hauptplatz Mistelbach 1958 Baulücke Blick auf Pfarrkirche
Manche Lücken waren am Mistelbacher Hauptplatz bis weit nach dem Krieg unverbaut. 1958 entstand dieses Bild einer freien Blickachse auf die Pfarrkirche.
Foto: Museums-Archiv

Zustimmende Wortmeldungen gibt es kaum: „Lieber ein altes ungenutztes und leerstehendes Gebäude abreißen, als aus verirrter Nostalgie stehen und verfallen lassen“, findet ein Facebook-User. „Vielleicht hätte man auch was Neues und Modernes planen können und die Front wieder so gestalten, wie sie war“, schlägt eine Leserin vor. „Das Gebäude war alt und feucht, stand jahrelang leer“, weiß ein Mistelbacher. „Jetzt sagt man, dass es schade ist, es wegzureißen. Ich bitte um eine vernünftige Idee, was man daraus machen hätte können“, fordert er ein.

„Wir sollten viel mehr aus unserer Geschichte erhalten“, findet ein anderer Mistelbacher: „Was wird hinkommen? Ein Betonkasten!“ Für Wohnungen hätte man das Haus ja auch adaptieren können, glaubt ein anderer.

„Man sollte solche Gebäude unter Denkmalschutz stellen und erhalten“, fordert eine Leserin: „Gerade diese machen den Charme aus - und nicht die modernen Gebäude.“ Allgemein und nicht gerade freundlich wird dann das Aussehen des Mistelbacher Hauptplatzes bezeichnet. „Eine Schande sowas, historische Gebäude und Geschichte sollten gepflegt werden“, meint ein anderer.

Was hätte man daraus machen können? „Ein schönes Stadt-Museum. Vielleicht mit Kaffeehaus oder Restaurant mit Gastgarten im Hinterhof“, schlägt eine Leserin vor. Was kommen wird? „Der 100. Wohnblock“, mutmaßt eine Userin. „Werden sicher wieder Wohnungen, die sich eh keiner mehr leisten kann, hingebaut“, vermutet eine Leserin.

„Besser alte Häuser wegreißen und nach der heutigen Norm neu auf das Grundstück zu bauen als den nächsten Acker zubetonieren“, findet ein Leser. Ein Mistelbacher sieht den Status quo ohne rosa Brille: „Die Gewölbe waren nicht barrierefrei betretbar und damit für Menschen mit Beeinträchtigungen nicht zugänglich. Die Decke und die Gewölbebögen waren zu niedrig, wodurch alle über 1,80 Meter aufpassen mussten, sich den Kopf nicht zu stoßen.“ Die Arbeitsbedingungen für Mitarbeiter in diesen Räumen seien da nicht die besten gewesen.

In die Diskussionen auf Facebook mischten sich dann auch Gemeinde- und Stadträte ein: Lab-Fraktions-Chef Friedrich Brandstetter erinnerte an das Versprechen des früheren Bauträgers CPI, im Erdgeschoß einen Nahversorger einzurichten – ein dringender Wunsch der Mistelbacher, Martina Pürkl von den Grünen bedauert den Abriss: „Du stehst davor. Und Wasser rinnt aus deinen Augen.“ Bürgermeister Erich Stubenvoll (ÖVP), per Amt Baubehörde erster Instanz, wehrt sich gegen Vorwürfe, die Gemeinde hätte verhindern müssen, dass das Haus abgerissen wird: Wenn alle formalen Punkte erfüllt seien, müsse die Baubehörde dem Abriss zustimmen. Alles andere sei Amtsmissbrauch.

Was ist tatsächlich geplant? Handel im Erdgeschoß, für das erste Obergeschoß gibt es Vorgespräche mit Ärzten und darüber sind Wohnungen. Die Verwertungsstrategie sieht einen Einzelverkauf vor. Der jetzigen Projektentwickler Avoris und Partner hatten das Projekt geplant und behördlich ausverhandelt aus der Insolvenzmasse des Vorbesitzers CPI Immobilien gekauft.