So will Bundesschulsprecher Marius Hladik die ideale Schule bauen

Erstellt am 18. September 2023 | 10:59
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BUNDESSCHULSPRECHER HLADIK
Der neue Bundesschulsprecher Marius Hladik kommt aus Schwechat.
Foto: APA/ROLAND SCHLAGER, ROLAND SCHLAGER
Der 18-jährige Niederösterreicher Marius Hladik ist neuer Bundesschulsprecher. Er vertritt die rund 1,1 Millionen Schülerinnen und Schüler in ganz Österreich. Im Rahmen einer Pressekonferenz präsentierte er fünf Schwerpunkte, mit denen er und sein Team der „idealen“ Schule ein Stück näher kommen möchten. Darunter findet sich auch das Einbinden der künstlichen Intelligenz-Plattform Chat GPT im Unterricht.

Mit 20 von 23 Stimmen wurde der Schwechater Marius Hladik am Sonntag zum neuen Bundesschulsprecher für das Schuljahr 2023/24 gewählt. Somit ist der 18-Jährige ab sofort der oberste Vertreter der 1,1 Millionen Schülerinnen und Schüler in Österreich (die NÖN berichtete). „Als neuer Bundesschulsprecher möchte ich ein lautes und starkes Sprachrohr für alle Schülerinnen und Schüler im Land sein“, sagt Hladik bei einer Pressekonferenz in seiner eigenen Schule, der HTL Rennweg im dritten Wiener Gemeindebezirk. Von einer idealen Schule sei man laut dem jungen Niederösterreicher noch ein großes Stück entfernt. Die Schule bzw. das gesamte Schulsystem müsse, genauso wie die heutige Zeit, schnelllebiger werden und sich besser auf neue, unerwartete Situationen einstellen können.

Um das zu erreichen, stellte Hladik vier Themenschwerpunkte vor, denen er sich gemeinsam mit seinem Team der ÖVP-nahen Schülerunion in diesem Schuljahr widmen möchte. Allem voran steht hier das Thema Digitalisierung. Diese sei allgegenwärtig und müsse deshalb gemeinsam mit Künstlicher Intelligenz (KI) in Zukunft auch Teil des Unterrichts werden. Vor allem die KI-Plattform Chat GPT soll fächerübergreifend in den Unterricht eingebunden werden. Damit sei nicht gemeint, dass Chat GPT ganze Texte für die Schülerinnen und Schüler verfasst. Trotzdem könne man lernen damit umzugehen sowie gemeinsam mit Lehrkräften die Chancen und Risiken solcher Plattformen besprechen. Auch für die Arbeitswelt werden Schülerinnen und Schüler in Zukunft ein gewisses digitales Know-How brauchen. Aus diesem Grund sei das Erlernen bestimmter digitaler Tools in der Schule sinnvoll.

Neben dem Verwenden von Künstlicher Intelligenz spricht sich Hladik auch für die Förderung der Informatik und technikbezogener Fächer, dem Einführen von Online Tools für Stundenpläne und Noteneinsicht sowie die freie Wahl, ob die schriftliche Matura analog oder digital abgelegt wird, aus.

Öffentlicher Verkehr, Lehrplan und Individualisierung sollen weitere Schwerpunkte sein

Auch das Thema öffentlicher Nahverkehr und Umweltbewusstsein wird den neuen Bundesschulsprecher in Zukunft beschäftigen. Da Schülerinnen und Schüler mit der „öffentlichen Fahrt“ zur Schule einen wichtigen Teil zum Umweltschutz beitragen, sollte das Nutzen des öffentlichen Verkehrsnetz auch erschwinglich sein. Hladik möchte sich gemeinsam mit seinem Team für ein bundesweites Schülerticket um 365 Euro sowie die Erweiterung des öffentlichen Verkehrsangebot zu Stoßzeiten einsetzten. Um das Thema Nachhaltigkeit auch direkt in den Schulen umzusetzen, möchte Hladik auch plastikfreie Automaten weiter fördern.

Um Schülerinnen und Schüler besser auf das Leben nach der Schule vorzubereiten, möchte die neue Bundesschülervertretung auch im Lehrplan einige Punkte ändern bzw. verbessern. Das Fach „Wirtschafts- und Finanzbildung“ soll jungen Menschen etwa beibringen, wie man eine Wohnung mietet, wie man sich bei potenziellen Arbeitgebern richtig bewirbt oder wie man einen Antrag auf Studienbeihilfe stellt. Diese „Lücken im Lehrplan“ müssen laut dem jungen Niederösterreicher endlich geschlossen werden. Auch das Fach „Demokratiebildung“ soll ab der sechsten Schulstufe verpflichtend im Lehrplan verankert werden. Hier sollen Lehrkräfte das kritische Denken sowie die Medienkompetenz ihrer Schülerinnen und Schüler fördern. Auch verpflichtende Workshops zu rhetorischen Modellen und Präsentationstechniken sollen umgesetzt werden.

Als letzten Schwerpunkt hat sich der neue Bundesschulsprecher das Thema Individualisierung gesetzt. Hier erwartet Hladik, dass Lehrpersonen die Einzigartigkeit ihrer Schülerinnen und Schüler ernstnehmen. Er möchte schülerzentrierte und offene Unterrichtsformen sowie die flächendeckende Einführung einer modularen Oberstufe. Die anonyme Bewertung von Schularbeiten, Vertiefungskurse in Haupt- und Nebenfächern und verpflichtende Mobbing Präventionsworkshops sollen etwa beim Thema Individualisierung nachhelfen. Die kürzlich aufgeflammte Diskussion um Kleiderordnungen will Hladik jeder Schule selbst überlassen. „Wenn die Schule es als sinnvoll betrachtet, dann wird es sinnvoll sein“, so der 18-Jährige.

Schülerunion stellte alle bisherigen Bundesschulsprecher

Die Bundesschülervertretung besteht aus jeweils neun Landesschulsprecherinnen und -sprechern für die Bereiche AHS, berufsbildende mittlere und höhere Schulen (BMHS) und Berufsschulen sowie zwei Vertretern der Zentrallehranstalten (ZLA). Sie ist die gesetzliche Vertretung der Schülerinnen und Schüler in Österreich.

Der Bundesschulsprecher wurde heuer bereits zum 19. Mal gewählt. Marius Hladik gehört genauso wie seine 18 direkten Vorgängerinnen und Vorgänger der ÖVP-nahen Schülerunion an. Von insgesamt 29 Mandaten in der Bundesschülervertretung werden 27 von der Schülerunion gestellt. Dass die Schülerunion gemeinsam mit der Bundesschülervertretung in den vergangenen Jahren schon einiges für Österreichs Schülerinnen und Schüler erreicht hat, betonte Charlotte Stütz, die Bundesobfrau der Schülerunion Österreich, welche ebenfalls bei der Pressekonferenz anwesend war. Sie verwies etwa auf die Vereinheitlichung der Herbstferien oder das vor zwei Jahren umgesetzte Volksbegehren für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen.