Lukas Mandl: „Wir müssen reden, reden, reden“

NÖN: Gerade erst hat das neue Plenarjahr im EU-Parlament begonnen. Und die Themen werden auch ohne Corona nicht weniger. Was sind die drängendsten?
Lukas Mandl: Frieden in Europa, nach innen und außen – das ist das Thema des Jahres. Man muss mitfühlen, mit Kriegsflüchtlingen und Erdbebenopfern, man muss aber auch vernünftig damit umgehen. Man kann nicht so billig weitermachen wie bisher. Da hat Österreich beim jüngsten Europäischen Rat wirklich was bewegt.
Das Thema Migration, um das es im Rat auch ging, liegt aber schon seit 2015 auf dem Tisch.
Mandl: Da war die erste große Migrationskrise. 2020 hat dann die Kommission einen an sich guten Vorschlag gemacht. Der wird seither verschleppt. Auf EU-Ebene ist es in Wahrheit 5 nach 12. Das Ziel für die fünf Verhandlungsberichte vom Außengrenzschutz bis zur Registrierung kann nur sein, das heuer zu schaffen.
Auch für den Balkan engagieren Sie sich seit Jahren. Was steht da heuer auf der Agenda?
Mandl: Am Balkan ist im Interesse Österreichs viel zu tun. Aber es hängt alles zusammen. Wenn die Europäische Politische Gemeinschaft am 1. Juni in der Republik Moldau tagt, wird sich ganz Europa versammeln und die Fahne der Freiheit hissen. Wir müssen aufmerksam bleiben, für unsere Demokratie!
Inwiefern?
Mandl: Wir müssen viel diskutieren, wir dürfen auch streiten. Aber wir müssen einander vertrauen. Wir dürfen kein Einfallstor bieten für Verschwörungstheorien und Desinformation. Manche in der FPÖ spielen dieses Spiel leider mit. Ich habe schon 2014 im NÖ Landtag die FPÖ als Freunde Putins in Österreich bezeichnet. Leider bewahrheitet sich das.
Und wie ist das mit dem Vertrauen in Europas Union?
Mandl: Ich kritisiere vieles in Brüssel, dafür bin ich ja dort. Wir hatten etwa vergangene Woche eine knappe Mehrheit dafür, Verbrennungsmotoren zu verbieten. Das ist unseriös! Aber wir dürfen vertrauen, dass Europa mit der EU besser unterwegs ist als je zuvor.
Was haben Sie 2023 noch vor?
Mandl: Ich verstärke heuer die Zusammenarbeit mit den Bürgermeistern. Die sind am nächsten dran!