Sven Hergovich: „Es ist eine Chance für uns“

NÖN: Waren Sie überrascht, dass Sie als neuer Chef der SPÖ Niederösterreich vorgeschlagen wurden?
Sven Hergovich: Es hat, beginnend mit der Wahlniederlage am Sonntagabend, erste Gespräche mit Vertretern der Partei gegeben, die mir gesagt haben, es braucht jetzt jemanden, der flügelübergreifend die Partei wieder einen kann. Aber dass sozusagen dann Franz Schnabl der Meinung war, dass ich der Richtige bin, und mich da um kurz nach 14 Uhr am Montag angerufen hat, das war dann schon überraschend.
Hatten Sie je das Ziel, in die Politik zu wechseln?
Hergovich: Vorgehabt habe ich es nicht, grundsätzlich ausgeschlossen aber auch nicht. Ich glaube, es ist jetzt eine kritische Situation in dem Land, wo wir immer weniger die Interessen der arbeitenden Bevölkerung vertreten. Ich glaube, es ist eine Chance für uns, als Partei zu zeigen, dass wir die Botschaft der Wählerinnen und Wähler verstanden haben.
Was waren Ihrer Meinung nach die Gründe für die Verluste?
Hergovich: Das hat nie nur einen Grund, sondern da gibt es eine Reihe von strukturellen Gründen. Es wäre aber unfair, das an einer oder auch mehreren bestimmten Personen festzumachen. Ich glaube, wir müssen wieder lernen, glaubwürdig und ehrlich die Interessen der normalen Leute, der arbeitenden Leute in den Vordergrund zu stellen. Das ist uns in den letzten Jahren nicht gelungen.
Sie hatten bereits ein erstes Gespräch mit Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner. Wie ist es verlaufen?
Hergovich: Aus meiner Sicht war es ein sehr positives, konstruktives und gutes Gespräch. Wir haben vereinbart, in der Woche nach den Semesterferien die Verhandlungen aufzunehmen. Wobei ich schon sage, ich gehe ergebnisoffen in die Verhandlungen.
Haben Sie dabei auch über die Ressortverteilung gesprochen?
Hergovich: Nein, aber ich mache kein Geheimnis daraus, dass ich glaube, viel Expertise im Thema Arbeit mitzubringen. Ich glaube, hier kann ich einen Beitrag für Niederösterreich leisten.
Sie werden als Landesrat für die SPÖ in die Landesregierung einziehen. Wird den zweiten Platz für die SPÖ wieder Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig einnehmen?
Hergovich: Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu Ulrike Königsberger-Ludwig und ich finde vor allem, dass sie wirklich einen ausgezeichneten Job gemacht hat. Aber ich behalte mir vor, zuerst mit allen zu sprechen. Mein komplettes Team, auch die Landtags abgeordneten, die Klubführung und die Besetzung des Landtagspräsidiums für die SPÖ, wird dann am 14. Februar präsentiert.
Sie wollen Udo Landbauer nicht zum Landeshauptmann wählen. Gleichzeitig ist Ihnen ein gutes Gesprächsklima mit allen Parteien wichtig. Ist das nicht ein schlechter Einstieg für das Gespräch mit der FPÖ?
Hergovich: Nein, ich glaube, dass Ehrlichkeit immer ein guter Einstieg in ein Gespräch ist. Ich habe mit Landbauer auch bereits telefoniert und ich glaube, dass wir das trotz großer sachlicher Differenzen hinbekommen werden.
Ebenfalls gleich zu Beginn Ihrer Amtszeit haben Sie den Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler als Bundesrat ins Team geholt. Er soll auch einen Reformprozess starten. Was sind seine Aufgaben?
Hergovich: Seine Hauptaufgabe ist zum einen natürlich das Amt des Bürgermeisters von Traiskirchen, daneben wird er im Bundesrat eine ganz, ganz wichtige Rolle spielen, auch sozusagen in der Opposition zur verfehlten Politik der schwarz-grünen Bundesregierung. Ich kenne ihn schon länger und schätze vor allem seine Arbeit als Bürgermeister sehr. Ich war deshalb gerne bereit, als er mich angerufen hat und gesagt hat, er unterstützt mich und würde sehr gerne in den Bundesrat gehen, diesem Wunsch auch zu entsprechen.