Pernkopf: „Menschen sollen keine Angst vor wilden Tieren haben müssen“

Erstellt am 25. Mai 2023 | 14:56
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Der Wolf sorgt für Diskussionen ...
Foto: Shutterstock.com phozomaster
NÖ Landtag zur Sicherheit im Umgang mit dem Wolf.

Die Konflikte mit Wölfen und die damit einhergehenden Ängste in der Bevölkerung nehmen zu. Nicht nur in Niederösterreich. Auch in anderen Bundesländern Österreichs und in ganz Europa. Erst vor wenigen Tagen hat das Land Tirol eine Abschussverordnung für einen weiteren Wolf kundgemacht, weil es zu mehreren Rissen von Schafen auf Almen gekommen ist. Und die EU-Kommission hat kürzlich eine Expertenstudie in Auftrag gegeben, die bis Jahresende Möglichkeiten aufzeigen soll, wie mit den regionalen Problemen durch Wölfe umgegangen werden kann. In Niederösterreich ist man hier schon einen Schritt weiter, wie eine aktuelle Stunde im Landtag zeigt.

Seit 3. April gilt die aktualisierte Wolfsverordnung in Niederösterreich. Darin wird ein klarer Stufenplan definiert, unter welchen Voraussetzungen Wölfe per Verordnung vertrieben, vergrämt oder entnommen werden. LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) sagte dazu: „Ich möchte nicht, dass die Menschen in Niederösterreich Angst vor wilden Tieren haben müssen. Beim Thema Sicherheit gibt es keine Kompromisse. Wenn ein Wolf nicht mehr scheu ist und in die Nähe von Siedlungen kommt, dann muss er abgeschreckt oder auch entnommen werden können.“

Die Entnahme eines Wolfes, also der Abschuss durch die Jägerschaft, ist binnen vier Wochen unter anderem möglich, wenn ein Wolf einem Menschen trotz Vertreibungsversuchen folgt oder wenn ein oder mehrere Wölfe mindestens zweimal binnen vier Wochen einen sachgerechten Nutzierschutz überwinden und darin gehaltene Nutztiere töten. Die Entnahme ist nur in jenem Jagdgebiet zulässig, in dem entweder die letzten Risse erfolgten oder das problematische Verhalten gezeigt wurde. Die Zulässigkeit der Entnahme ist somit sowohl örtlich als auch zeitlich beschränkt.

„Die Risszahlen nehmen zu“

LAbg. Richard Hogl (ÖVP): „In Niederösterreich gibt es sieben Wolfsrudel, die Risszahlen nehmen zu. Die Wolfspopulation hat sich in den letzten Jahren in Europa deutlich erholt. Der Wolf ist längst nicht mehr vom Aussterben bedroht, aber das Sicherheitsgefühl der Menschen ist bedroht. Die EU-Richtlinie zum Schutz des Wolfes muss daher dringend überarbeitet werden. Die Sicherheit der Menschen muss an erster Stelle stehen, gleichzeitig braucht die Bauernschaft beim Herdenschutz unsere Unterstützung. Hier hat ihnen das Land Entschädigungen und Förderungen zugesagt.“

„Wölfe sind gefährliche Raubtiere“

„Aufgrund der strengen Artenschutzbestimmungen hat die Wolfspopulation auch bei uns bis zu 30 Prozent pro Jahr zugenommen. Damit hat sie ein bereits bedenkliches Maß angenommen“, sagte LAbg. Reinhard Teufel anlässlich der Aktuellen Stunde im NÖ Landtag. „Die steigende Zahl an Wölfen wird auch eine steigende Zahl an Problemen machen“, so der freiheitliche Klubobmann. Selbstverständlich würden sich die Freiheitlichen zu Tierschutz und Artenvielfalt bekennen. Dabei dürfe man jedoch nicht über das Ziel schießen und die Güterabwägung zwischen Ökologie und Ökonomie vernachlässigen, betonte Teufel. „Wölfe sind gefährliche Raubtiere – und sie verhalten sich auch so“, zitierte Teufel aktuelle Statistiken, wonach im Vorjahr österreichweit 782 Wolfsrisse gezählt wurden.

„Schutz der Nutztiere und Schutz der Wölfe“

„Die Grünen nehmen die Sorgen und Herausforderungen der Schäferinnen/Schäfer und Landwirtinnen/Landwirte ernst und plädieren für einen ausgewogenen Ansatz zum Schutz der Nutztiere“, betonte Helga Krismer. Die Grünen Niederösterreich unterstützen den Bau von wolfssicheren Zäunen als nachgewiesene, effektive Maßnahme zur Prävention von Nutztierrissen. Weiterbildung und Beratung für Landwirte zum Thema Herdenschutz sowie vollständige finanzielle Unterstützung bei der Implementierung von Schutzmaßnahmen sollen ebenso gefördert werden.

„Die Herausforderung besteht nicht darin, zwischen dem Schutz der Nutztiere und dem Schutz der Wölfe zu wählen. Vielmehr geht es darum, eine Lösung zu finden, die sowohl den Bedürfnissen der Landwirtschaft als auch dem Artenschutz gerecht wird“, so die Grüne Landessprecherin. Krismer unterstreicht zudem die Bedeutung wissenschaftlicher Forschung und Überwachung der Wolfspopulation in Niederösterreich.