Purkersdorf: Der Oldtimer als Zeitzeuge

Erstellt am 30. September 2022 | 15:14
Lesezeit: 4 Min
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Gemeinderat Herbert Schwarz, Stadtrat Florian Kopetzky, Bibliotheksleiterin Astrid Schwarz, Buchautor Alexander D. Fritz, Vortragende Livia Klein und Michael Rosenberg.
Foto: Sophie Tröster
Die Buchlesung von Autor Alexander D. Fritz war ein voller Erfolg.

Begeisterter Applaus erfüllte den Veranstaltungsraum in der Stadtbibliothek Purkersdorf am Freitagabend, als die Lesung des Autoren Alexander Diego Fritz ihren Höhepunkt erreichte.

Die Gäste erschienen zahlreich zu der durchwegs gelungenen Veranstaltung. Neben Gemeinderat Herbert Schwarz und Stadtrat Florian Kopetzky, kam ebenfalls Jürg Bärtschi, langjähriger Freund des bekannten deutschen Designers Luigi Colani, aus der Schweiz angereist, um am Abend teilzuhaben.

Alexander D. Fritz schrieb sein vorletztes Buch „Colani GT. Ein VW mit Berliner Schnauze“ über Colani. Auch die anwesende Leiterin der Stadtbibliothek Purkersdorf, Astrid Schwarz freut sich, „dass es nach einer langen Durststrecke nun wieder möglich ist, Lesungen durchzuführen.“

Der Abend setzte einige Highlights auf den Spielplan. Den Gästen wurde die besondere Ehre zuteil den restaurierten Kübelwagen, eine Patina vergangener Zeiten, im Vorhof zu bewundern, mit dem Autor bei einem Glas Sekt einige Worte zu wechseln sowie eine Auswahl von dessen Büchern nach der Buchlesung zu erwerben und signieren zu lassen.

Auch die vorlesenden Stimmen des Abends waren mit Livia Klein und Michael Rosenberg ideal besetzt und führten die Anwesenden gekonnt durch die hingebungsvoll verfassten Buchzeilen des Purkersdorfer Autors.

Fritz versetzt mit aparten Oldtimern in Nostalgie

Alexander D. Fritz verfasste bereits einige Bücher und veranstaltete zahlreiche Leseabende dieser Art. Doch Fritz gab selbst in seiner Begrüßungsansprache zu, dass jener Abend in Purkerdorf für ihn ein besonders emotionaler sei. Denn Purkersdorf ist seine Heimat, ein Ort voller Erinnerungen. In einige dieser dort entstandenen Geschichten gewährt der Autor mit seinem aktuellen Buch „Vom Krieg in den Frieden. Der Kübelwagen in der Nachkriegszeit“ nun einen näheren Einblick und vermag es die Gäste des Abends an nicht wenigen Stellen des Buches zu fesseln und diese in einen Sog aus Emotionen mitzureißen.

Seit jeher findet Alexander D. Fritz großes Interesse daran, den Erzählungen anderer zu lauschen und diese niederzuschreiben. Fritz hat viel von den Menschen der damaligen Zeit erzählt bekommen. So auch von seiner Großmutter, die 30 Jahre vor seiner Geburt, in einem Kübelwagen vor den Russen floh, welcher dem Gefährt von Fritz gar nicht so unähnlich ist.

Das Automobil verkörpert für ihn eine Metapher für jene Freiheit, die sich seine Großmutter so sehr herbeigesehnt hat. Dieses Gefühl versucht Fritz auch in seinen Büchern zu transportieren. Seine Anekdoten vermitteln zudem in Bezug auf Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein eine wichtige Aussage. Denn Fritz restauriert und erhält Dinge am Leben. Es ist ihm ein persönliches Anliegen sorgsam mit Ressourcen umzugehen. All seine wieder zum Leben erweckten Oldtimer seien überlebende Beispiele für nachhaltige Nutzung.

„Grundsätzlich hat das Thema Nachhaltigkeit und sorgsamer Umgang mit Ressourcen mein ganzes Leben bestimmt - lange bevor diese Ausdrücke in aller Munde waren. Ich habe immer mehr repariert statt konsumiert, sparsamer Umgang mit allen Gütern ist eine durchgängige Lebenseinstellung“, gibt der Purkersdorfer über sich preis und spricht damit eine bedeutsame Thematik an, auf die gerade in den letzten Jahren vermehrt aufmerksam gemacht wird. Fritz unterstützt innovatives Denken und ist der Ansicht, „dass wir unseren Planeten nur retten können, wenn ein generelles und umfassendes Umdenken stattfindet.“

Sein erstes Auto war ein „gebrauchter und verrosteter VW Käfer“, den er bis heute mit Liebe erhalten hat. Inzwischen besitzt er eine ganze Sammlung an Oldtimern, die auf seiner Homepage www.viennavolkswagencollection.com in einem virtuellen Museum aufgelistet sind. „Durch meine Sammlung und die individuellen Geschichten zu den Objekten will ich den sozialhistorischen Stellenwert in der Gesellschaft von 1945 bis 2000 sichtbar machen“, erzählt Fritz.

Auch aktuell geht der arrivierte Künstler seiner Leidenschaft eifrig nach und werkt bereits an einem neuen Buch über den Denzel Sportwagen - eines der wenigen Rennautos, die es in Wien gibt.