Gerold Rudle zum 60er: „Bin erwachsener geworden“

Erstellt am 03. Februar 2023 | 04:53
Lesezeit: 4 Min
Kabarettist Gerold Rudle lässt zu seinem 60er Berufliches und Privates Revue passieren und verrät mehr zum neuen Programm.

Am 3. Jänner feierte Schauspieler und Kabarettist Gerold Rudle seinen 60. Geburtstag. Ein guter Zeitpunkt, um innezuhalten, Vergangenes einzuordnen, Aktuelles zu beobachten und Zukünftiges zu planen. Bei einem spannenden Interview im Pressbaumer Café Corso erzählt Rudle offen und ehrlich aus seinem Leben.

NÖN: Hatte der 60. Geburtstag eine besondere Bedeutung?

Gerold Rudle: Ja. Es geht mir seitdem viel besser. Das Zugehen auf den 60er war viel schlimmer als der Geburtstag selbst. Mit 58 und 59 ist es mir nicht so gut gegangen. Nicht nur wegen der Auswirkungen der Pandemie auf den Kulturbetrieb, sondern ganz generell. Der 60er war ein guter Anlass für einen Neustart.

Was kann man sich darunter vorstellen?

Rudle: Der 60er war ein gutes Alter Bilanz zu ziehen. Auch beruflich. Monica (Ehefrau und Bühnenpartnerin) und ich haben während der Pandemie viel darüber nachgedacht, wie es weitergehen wird. Jetzt haben wir eine neue Agentur, neue Imagefotos und eine neue Webseite. Am 10. Oktober feiert unser neues Programm Premiere im Wiener Stadtsaal. Es ist unser 15. Programm und heißt „Fünfsterne Beziehung - und andere Märchen“. Das wird auch ein bisschen ein Neuanfang. Monica möchte keine Nummern mehr spielen, wir kehren zurück zu unseren Anfängen. Ähnlich wie bei unserem Programm „Paaranoia“. Und wir zwei als Personen werden nicht mehr so viel vorkommen. 

War die Mischung von Beruflichem und Privatem jemals ein Problem?

Rudle: Nein. Zu Beginn unserer Zusammenarbeit haben wir uns noch nicht gut gekannt, stellten aber schnell fest, dass wir gut miteinander arbeiten können. Die Liebe kam erst ein paar Monate später. Ich hatte anfangs ja Bedenken, ob die Zusammenarbeit mit einer Frau eine gute Idee wäre. Zu der Zeit hatte ich, nach den Jahren mit meinem Kabarett-Kollegen Herbert Steinböck gerade zwei Soloprogramme hinter mir. Die Vorstellung, mir die Künstlergarderobe mit einer Frau zu teilen war nicht verlockend. Ich hatte Angst, dass sich Monica mit ihren Schminksachen ausbreiten oder auf eine eigene Toilette bestehen könnte. Keine der Befürchtungen ist eingetreten. Andererseits fühlte ich mich natürlich sehr geehrt, mit der berühmten Monica Weinzettl arbeiten zu dürfen. Sie war als Frau Knackal an der Seite von Roland Düringer und Alfred Dorfer auch im Fernsehen zu sehen. 

Spielten Sie von Anfang anKabarett?

Rudle: Nein. Nach der Schauspielschule, die ich übrigens gemeinsam mit Herbert Steinböck besuchte, war ich als Schauspieler tätig, mit allem, was man als österreichischer Schauspieler machen darf. Zum Beispiel Stegreiftheater auf der Tschauner Bühne oder schöne Rollen am Volkstheater. Bei einer Produktion habe ich Herbert wieder getroffen. Wir waren beide nicht zufrieden mit dem Beruf des Schauspielers und haben dann, ohne zu wissen, was es bedeutet, mit dem Kabarett begonnen. Es ist gut gangen, es machte uns Spaß und Publikum kam auch. Zwölf Jahre sind wir gemeinsam dabei geblieben. 

Worauf freuen sie sich in der Zukunft?

Rudle: Beruflich geht es endlich wieder bergauf. Der Herbst mit der Premiere des neuen Stücks und den anschließenden Auftritten wird sehr cool. Gesundheitlich geht es mir wieder gut. Vor zwei Jahren bekam ich Herzschmerzen und keine Luft beim Bergaufgehen. Der Arzt verschrieb mir eine Menge Tabletten, aber ich fühlte mich nicht besser. Auf Anraten einer Purkersdorfer Ärztin begann ich zu meditieren und Atemübungen zu machen. Seitdem ging es bergauf. Ich nehme nur mehr wenige Tabletten und bemerke bei den Spaziergängen mit Monica und unserm Hund keine Einschränkungen mehr. 

Ihr Resümee zum 60er?

Rudle: Ich bin erwachsener geworden, im Denken, im Umgang mit anderen, im Job und mit meiner Botschaft. Und: Ich kann, aber ich muss nicht.