Falken St. Pölten: Wurfschwäche bleibt Thema

Dass bei einem 45:32-Sieg Tormann Mark Hübner einmal mehr zum Man of the match vom gegnerischen Trainerteam gewählt wurde, stieß Falken-Coach Damir Djukic dann doch sauer auf. Nicht weil er diese Entscheidung für falsch hielt, sondern ganz im Gegenteil: Auch gegen den vermeintlich schwachen Gegner Traun war es der Tormann der St. Pöltner, der für die Glanzlichter sorgte. Die Angriffsreihe hingegen blieb vor allem in der ersten Halbzeit einiges schuldig, tat sich richtig schwer, den Abwehrriegel zu knacken.
Gästegoalie als Ballmagnet
„Ich habe ihnen gesagt, dass der Tormann der Gäste wie ein Busfahrer daherkommt, aber deswegen ist er nicht schlecht und dann wurde ein ums andere Mal mitten aufs Tor gezielt“, konnte der Coach vor allem seine „Starspieler“ wie Johannes Kral und Jan Neumaier nicht verstehen. Das 'Bröckerl' im Gästetor zog zu Beginn jedenfalls die Bälle an wie ein Magnet. Das Lachen ist den St. Pöltner Spielern bald gründlich vergangen, auch weil Djukic an der Seitenlinie sichtlich sauer wurde. So stand es nach sechs Minuten 2:3 aus Falken-Sicht und auch nach einer Viertelstunde war noch keine Entscheidung gegen den vermeintlichen Underdog in der gut besuchten Heimhalle mit dem neu gegründetem Fan-Südblock gefallen. Immerhin führten die Heimischen nun aber erstmals mit 6:5.
Traun kam in dieser Phase im Angriff immer mit viel Tempo, zumeist über den Kreisläufer und Goalie Tahirovic zeigte tolle Paraden. In der zweiten Viertelstunde des ersten Durchgangs fallen dann doch endlich mehr Tore. In der 20. Minute führen die St. Pöltner 14:11, vor allem die Defensive um Martin Zettel festigt sich, zwingt die Gäste zu Fehlern, die nun etwas effektiver genutzt werden. Für Djukic aber noch nicht effektiv genug (17:13, 23.). Die Torleute stehen weiterhin im Mittelpunkt, der Abstand bleibt bis zur Pause bei vier bis fünf Toren. In die Kabinen geht es mit einer 23:18-Führung der Falken.
Zweite Halbzeit ist klare Sache für Falken
Nach der Pause fallen die Gäste dann auch konditionell etwas zurück, müssen ihrem Tempospiel klar Tribut zollen. Und Mark Hübner vernagelt sein Tor, sorgt für unglaubliche Paraden. Vielleicht die Bundesliga-Parade des Jahres zeigt er, als er von der Ersatzbank ins Tor zurückläuft und einen gar nicht unscharf geworfenen Ball mit dem linken Fuß gerade noch von der Linie kratzt. Ein 9:2-Lauf schafft klare Verhältnisse und ab 45. Minute kann auch Djukic etwas durchatmen und mit dem Durchtauschen beginnen. Die Tordifferenz bleibt bis zum Schluss konstant jenseits der zehn Tore, die Falken-Defense steht bis zum Schluss gut. So gewinnen die Falken wie erwartet zwar noch klar, aber das 45:32 lässt über die Osterpause das Team trotzdem mit einiger Arbeit zurück.
Beste Werfer der Falken waren trotz einiger Mankos am Ende doch Neumaier und Kral (je 9) und Matthias Bruckner, der vom Flügel fünf Mal scoren konnte. Von den Gästen waren Dejan Golubovic (13) und Philipp Preinfalk (10) nur schwer zu halten.
West-Wien-Rückzug wird bedauert, profitieren kann man von ihm wohl nicht
Auch in St. Pölten ist natürlich der Rückzug von West-Wien aus der höchsten Spielklasse Thema. „Wir bedauern das natürlich, denn dieser Talenteschuppen war für den österreichischen Handball in den letzten Jahrzehnten und bis ganz zum Schluss immens wichtig“, sagte Obmann Michael Kögl, der dem West-Wien-Manager Conny Wilczynski auch sein Bedauern ausgedrückt hat. „Das war schon ein kleiner Schock, auch wenn es Gerüchteweise schon länger herumgegeistert ist“, sagt Kögl, der aber nicht glaubt, dass auch die St. Pöltner von der Auflösung des Bundesligakaders der Wiener profitieren können. Das wurden die Filetstücke bereits an die österreichischen Topklubs und auch ans Ausland verteilt“, weiß Kögl. „Aber vielleicht gibt es ja das eine oder andere Talent, das ein kleines Stück des Wegs mit uns gehen und sich bei uns profitieren will.“ Und vielleicht ja auch dann in der HLA-Meisterliga. Denn der Aufstieg bleibt laut Djukic immer noch das erklärte Ziel. „Schon in der Runde nach Ostern kann alles wieder zusammenrücken“, glaubt Kögl. „Wir schlagen Hollabrunn und Atzgersdorf bezwingt Leoben und plötzlich haben wieder alle Topteams gleich viel Punkte“, skizziert er einen gar nicht so unwahrscheinlichen Fall.
Die nächste Runde der ZTE HLA-Challenge OPO steigt er nach Ostern. St. Pölten muss am 15. April (18.30 Uhr) zum Derby nach Hollabrunn. Daheim geht es erst am 22. April (17 Uhr) im Sportzentrum NÖ gegen medalp Tirol weiter.
SU Die FALKEN St. Pölten - SK Keplinger Traun 45:32 (23:18).
Werfer St. Pölten: Jan Neumaier (9), Johannes Kral (9), Nils Moser (7), Matthias Bruckner (5), Jan Hübner (4), Nikola Zakula (4), Valentin Tiefenbacher (3), Martin Zettel (1), Alexander Pils (1), Georg Weinknecht (1), Georg Posset (1).
Werfer Traun: Dejan Golubovic (13), Philipp Preinfalk (10), Alwin Zulehner (5), Manuel Oppermann (3), Dominik Oppermann (1).