Ina Regen: „In mir fängt es gerade wieder zu köcheln an!“

Erstellt am 17. Mai 2023 | 12:02
Lesezeit: 5 Min
Ina Regen
Ina Regen ist mit ihrem neuen Album auf Tour und spielt am Donnerstag, 25. Mai, um 19.30 Uhr ein Konzert im VAZ St. Pölten.
Foto: Carina Antl
Ina Regen erzählt im Gespräch mit der NÖN über ihr neues Album, warum sie ihr eigenes Label gegründet hat und was sie mit der Landeshauptstadt verbindet.

NÖN: Momentan sind Sie mit Ihrem neuen Album „Fast wie Radlfahrn“ auf Tour. Ihr nächster Halt ist am Donnerstag, 25. Mai, in St. Pölten. Was verbinden Sie mit der Landeshauptstadt?

Ina Regen: Zwei Sachen fallen mir spontan zu St. Pölten ein. Bei meiner letzten Tour überraschte mich mein Fanclub. Das Publikum hielt im VAZ bei meinem Lied „Rot“ rote Lichter in die Höhe, das waren rund 1.000 Menschen. Bei dieser Erinnerung bekomme ich heute noch Gänsehaut. Die zweite Erinnerung liegt schon etwas länger zurück. Mit Anfang 20 war ich bei der Marianne Mendt-Förderungsgala dabei, ab dem Zeitpunkt wusste ich, ich bin mit Musik auf dem richtigen Weg.

Ist ihre Vorfreude auf das anstehende Konzert schon groß?

Regen: Unglaublich groß! Mit jedem Live-Auftritt steigt die Begeisterung, mich zerreißt es quasi vor Freude. Die „Fast wie Radlfahrn“-Tour macht mich richtig glücklich, alles in mir jubelt und tanzt.

Ihr aktuelles Album erschien im März. Was war Ihre Inspirationsquelle für ihr drittes Album?

Regen: Wie bei meinen Alben „Klee“ und „Rot“ inspiriert mich persönlich Erlebtes. Begonnen habe ich das Album im Herbst 2021, das war damals keine leichte Zeit – durch die Pandemie, persönlichen Veränderungen und der konstanten Resilienz. Ich habe versucht mich hineinzuversetzen, wie sich ein Live-Konzert anfühlt, die Leichtigkeit und Freude zu spüren und in den Songs zum Ausdruck zu bringen. In den letzten eineinhalb Jahren waren aber auch einige Hürden und Hindernisse dabei, auch das habe ich in den Liedern verarbeitet.

Die Songs wirken sehr „bunt“. Mal poppiger, leicht und tanzbar und dann wieder sehr tiefgründig. War dies bewusst so gewählt?

Regen: Es hat sich während des Prozesses entwickelt. Als kreativer Mensch schafft man sich einen Raum, wo Visionen zu Ideen werden und plötzlich Dinge entstehen. Dinge, die dich richtig umhauen, ob positiv oder negativ. Dabei entstehen manche Songs ganz von selbst. Das Album ist definitiv kompromisslos ehrlich!

Steckt hinter dem Albumtitel „Fast wie Radlfarhn“ eine eigene Geschichte?

Regen: Ja, kann man so sagen. Bei meinen vorigen Alben war der Titel schon von Beginn an klar. Bei „Fast wie Radlfahrn“ war das nicht so. Ich hörte den letzten Song „Anfang“, da war die Gefühlssuppe am köcheln! Ich hatte Tränen in den Augen und wusste, die Zeile wird der Albumtitel.

Was war für Sie ausschlaggebend, Ihr eigenes Label zu gründen?

Regen: Meine Persönlichkeitsstruktur! Wenn man mir Aufgaben stellt, setzte ich sie um, koste es was es wolle. Labels haben immer gewisse Vorgaben und ich habe trotzdem versucht, meiner Linie treu zu bleiben. Ich glaube, dass ist mir bei den ersten beiden Alben recht gelungen. Dennoch war die Zeit reif für ein eigenes Label. Es hat wahrscheinlich die zwei Alben gebaucht, um die Initiative zu ergreifen.

Das heißt, Sie haben diesen Schritt Ihnen und Ihrer Authentizität zuliebe gewagt?

Regen: Ja, so kann man das gut und knapp zusammenfassen.

Sie engagieren sich sehr für Benefiz-Veranstaltungen. Ist für Sie Wohltätigkeit ein Herzensthema?

Regen: Ja, das ist mir sehr wichtig. Ich habe mal gelesen, dass man ein Drittel seiner Arbeit in wohltätige Zwecke stecken soll. Dem gehe ich so gut es geht nach. Es tut einfach gut, als Teil einer Gemeinschaft dort helfen zu können, wo Hilfe benötigt wird.

Sie haben für den Dokumentarfilm „Kreis der Wahrheit“, der zu den Filmfestspielen in Cannes eingereicht worden ist, einen Titel verfasst. In dem Film geht es um Holocaust-Überlebende. Wie ist „Elisabeth tanzt“ entstanden und wie war der Entstehungsprozess für Sie persönlich?

Regen: Als die Anfrage reinkam, spürte ich ziemlichen Widerstand in mir. Ich habe dann kurz ein bisschen gebraucht, um mich mit dem Thema und auch dem Grund meines Widerstands auseinanderzusetzen. Ich wollte es verstehen. Anfangs fragte ich mich, ob ich überhaupt berechtigt bin, die Anfrage anzunehmen. Ich weiß viel zu wenig über diese Zeit, weil mir die unmittelbare Erfahrung fehlt. Ich bin dann nach Auschwitz gefahren, hab mir die Führung angeschaut und mich darauf eingelassen. Rückblickend war das eine der prägendsten Erfahrungen. Aus dieser ist "Elisabeth tanzt" entstanden.

Was planen Sie für die Zukunft?

Regen: In mir fängt es gerade wieder zu köcheln an. Lust und Leidenschaft sind für neue Sachen vorhanden. Die Frage „wer bin ich als nächstes“, stelle ich mir gerade. Das ist eigentlich der spannendste Prozess, aus dem künftig sehr viel entstehen wird.