120 Jahre alt: Erstes Auto St. Pöltens zu haben

Vor 120 Jahren war der Wagen ohne Pferde einzigartig, mit dem der St. Pöltner Hotelier und Gemeinderat Franz Pittner durch die Stadt fuhr. Es war das erste Automobil überhaupt in der Stadt. Heute ist der Peugeot 26 Voiturette à trois places ebenso eine Sensation.
Der Kleinwagen mit drei Sitzplätzen ist das älteste noch fahrbereite in Österreich ausgelieferte Automobil, wie es vom Dorotheum heißt. Dort kommt das Prunkstück als eine der Raritäten aus der Sammlung von Orientforscher Max Reisch am Samstag, 29. August, unter den Hammer. Schätzwert: 60.000 bis 80.000 Euro.
1906 wurde das Kennzeichen aufgemalt
Die abwechslungsreiche, im Katalog genau nachvollzogene Geschichte des Gefährts spielte sich noch lange in St. Pölten ab. 1906 bekam es das noch heute sichtbare Kennzeichen B393 aufgemalt. Das B steht für Niederösterreich, die Nummern 391 bis 410 waren anfangs für den Bezirk St. Pölten reserviert. Pittner hing bis zu seinem Tod 1929 an seinem ersten Auto.
Mit dem fast 40 Jahre alten Wagen wussten die Nazis nichts mehr anzufangen. Weil sie ein Geschäft witterten, brachten später die Brüder Draxler den Oldtimer in die amerikanische Besatzungszone. In Oberösterreich wurde Max Reisch Anfang der 1950er auf den Peugeot aufmerksam.
1972 machte sich Reisch mit Sohn Peter schließlich an die Generalsanierung, wechselte etwa das nicht mehr zu rettende Pegamoid, eine Art Kunstleder, gegen Leder, das er von einer seiner Reisen aus Afghanistan mitgebracht hatte.
1998 übersiedelte der Peugeot mit der Reisch-Sammlung nach Südtirol in ein Privatmuseum. Nachdem die Auftritte seltener wurden, beginnt mit der Versteigerung ein weiterer Abschnitt auf der Fahrt durch die Geschichte, die vor 120 Jahren in St. Pölten startete.