Verfolgungsjagd in St. Pölten: Täter verurteilt

Aktualisiert am 27. Jänner 2023 | 15:02
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Polizist bei Einsatz angeschossen
Bei dem Einsatz wurde ein Polizist angeschossen
Foto: APA
Ende November letzten Jahres lieferte sich ein 25-Jähriger aus Baden eine wilde Verfolgungsjagd mit der Polizei durch ganz St. Pölten. Während des Einsatzes gab ein Beamter Schüsse ab, ein Munitionssplitter verletzte dabei eine anderen Polizist. Der Angeklagte wurde zu über fünf Jahren Haft verurteilt.

Bei einer Routine-Verkehrskontrolle am 25. November des letzten Jahres flüchtete ein 25-jähriger Badner vermeintlich grundlos vor der Polizei und startete damit eine Verfolgungsjagd durch ganz St. Pölten. Dabei gefährdete er eine Passantin, seine Beifahrerin und mehrere Beamten. Auch wurde ein Polizist nach Schussabgabe eines anderen von einem Munitionssplitter am Bein verletzt. Vor Gericht zeigte sich der Angeklagte nur teilweise geständig.

Zum Vorwurf der Gefährdung seiner Verlobten und einer Fußgängerin bekannte sich der 25-Jährige schuldig, ebenso zur Sachbeschädigung in zwei Fällen. Außerdem gestand er auch, die tschechischen Kennzeichen auf seinem Wagen knapp drei Wochen vor der Tat gestohlen zu haben. Nicht schuldig bekannte er sich zur Gefährdung und versuchten schweren Körperverletzung von mehreren Beamten und zur fahrlässigen Körperverletzung des angeschossenen Polizisten.

Der junge Mann gab an, die Kennzeichen gestohlen zu haben, weil er kein Geld für die Zulassung seinen Autos hatte und auch keinen Führerschein besaß. Grund für seine Flucht waren aber nicht nur die gestohlenen Kennzeichen, sondern auch ein halbes Kilogramm Cannabis, dass er im Kofferraum mit sich führte.

Angeklagter gefährdete mehrmals Beamten

Während der Verfolgungsjagd durchbrach der 25-Jährige zumindest zwei Straßensperren. Beim ersten Mal beschädigte er dabei einen Maschendrahtzaun. Außerdem fuhr er so knapp an einem Polizeiauto vorbei, dass er dem Wagen mit dem Seitenspiegel einen Kratzer zufügte.

An einer Kreuzung der B1 bremste ein Linienbus an einer Ampel den jungen Mann aus. Die Beamten, die den Angeklagten bis dahin verfolgt hatten, nutzten die Chance um ihn zu Fuß zu konfrontieren. Als die Polizisten schon neben seinem Auto waren, sah der 25-Jährige einen Radweg als Fluchtmöglichkeit und fuhr Richtung Innenstadt. Dabei musste ein Beamter dem Auto ausweichen und gab Schüsse in Richtung der Reifen des Wagens ab. Ein Schuss soll an einer der Felgen abgeprallt und gesplittert sein. Dadurch traf ein Munitionssplitter einen anderen Polizisten in den Unterschenkel.

Der Angeklagte flüchtete in die Parkgarage der Zentrale der HYPO NOE Landesbank. Beim Ein- und Ausfahren beschädigte er die Schrankenanlage. Vor der Garage stellte die Polizei eine weitere Straßensperre auf. Allerdings durchbrach der 25-Jährige auch diese. Dabei fuhr er direkt auf einen Polizisten zu, der im letzten Moment zur Seite treten konnte. Vor Gericht stritt der junge Mann ab, auf den Beamten zugefahren zu sein. "Ich wollte in keinem Moment jemanden verletzen", beteuerte er. Allerdings bestätigten mehrere Zeugenaussagen und die Tatnachstellung die Position des Polizisten.

"Ich will selbst, dass es irgendwann ein Ende hat"

Der 25-Jährige schaffte es zwar, vor der Polizei zu flüchten und sein Fahrzeug zu verstecken, allerdings wurde er nicht wenig später entdeckt und gestellt. Seit 26. November befand sich der Angeklagte in Untersuchungshaft. Nur zwei Monate davor war er erst von seiner letzten Haftstrafe in der Justizanstalt St. Pölten entlassen worden. Acht Vorstrafen hatte der junge Mann seit 2012 angesammelt.

Der 25-Jährige hat schon mehrmals das Haftübel verspürt, hatte es allerdings aus Gründen wie seinem Drogenproblem nie geschafft auf den rechten Weg zu kommen. Laut eigenen Angaben wollte er allerdings nach seiner letzten Entlassung, gemeinsam mit seiner Verlobten, eine Therapie antreten. "Ich will selbst, dass es irgendwann ein Ende hat", erklärte er dem Richter. Allerdings gab er auch zu, dass er Drogen bis jetzt nie widerstehen konnte.

Die Republik Österreich beanspruchte insgesamt 2.560 Euro als Schadenersatz, was auch vom Angeklagten anerkannt wurde. Keine Forderung kam vom im Einsatz verletzten Beamten. Dieser gab an, nur ambulant versorgt worden zu sein und konnte nach einer Woche sein Bein wieder belasten. 

Der 25-jährige Badner wurde zu vier Jahren und sechs Monaten unbedingter Haft verurteilt. Außerdem wurden neun Monate Haft aus einer bedingten Vorstrafe widerrufen. Das Urteil ist rechtskräftig.