Zukunftswerkstatt: Bezug zum Ort schaffen

Wie kann die Verunstaltung von Gebäudeensembles, der Abriss alter, identitätsstiftender und architektonisch wertvoller Bauten in Dörfern und Kleinstädten verhindert werden? Was kann gegen die Abwanderung der Bevölkerung, gegen Leerstände und Flächenversiegelung im ländlichen Raum getan werden?
Benjamin Altrichter, aus Kautzen stammender Architekturstudent an der Kunstuniversität Linz, hat sich dieses Themas mit großem Engagement angenommen, weil auch sein Heimatort von dieser bedenklichen Entwicklung nicht ausgenommen ist.
In seiner Masterarbeit behandelt er die Problematik und bereitet Lösungsvorschläge auf. Die von ihm initiierte und am Sonntag im Heimatmuseum Kautzen eröffnete „Zukunftswerkstatt“, die im Fokus der Masterarbeit steht, soll den persönlichen Bezug der Bewohner zum Ort und das Bewusstsein für dessen Umkreis und Geschichte wieder herstellen. Altrichter ist aus diesem Grund wieder nach Kautzen gezogen, um hier präsent zu sein und mit der Zukunftswerkstatt durch Motivation und Meinungsaustausch neuen Wind und eine Trendwende in den Ort zu bringen. Die Zukunftswerkstatt ist als Bürgerbüro gedacht, in dem gemeinsam Ideen und Konzepte für die Entwicklung der Marktgemeinde erarbeitet werden sollen. Auch Workshops wird es geben zu den Themen „Landwirtschaft in der Zukunft“, „Wohnen in der Zukunft“, „Gewerbe in der Zukunft“ sowie einen Schul-Workshop, der Kindern die Baukultur näherbringen soll.
Von LandLuft, dem Verein zur Förderung von Baukultur in ländlichen Räumen, erhielt Benjamin Altrichter 2021 für sein Projekt „Kautzen 90 | 20 | 50 – Gestern | Heute | Morgen?“ den Sonderpreis für außergewöhnliches Engagement im Bereich „Boden g’scheit nutzen!“ (die NÖN berichtete). Im Vorjahr gründete der 30-Jährige gemeinsam mit drei anderen, aus verschiedenen Dörfern Niederösterreichs stammenden jungen Männern, den Verein „Ruranauten“, der das Bewusstsein für ortsspezifische Potenziale schärfen und die Qualitäten des ländlichen Lebensraumes stärken will. Woher Benjamin Altrichter die Zeit für seine Aktivitäten nimmt? – „Wenn man für ein Thema brennt, ist das nicht Arbeit, man macht es aus Überzeugung“, erklärt er seinen exzeptionellen Einsatz. Dass viele Menschen, insbesondere auch die Bürgermeister, seine Initiative aufgreifen, ist zu wünschen!
Geöffnet ist die Zukunftswerkstatt Heimatmuseum von Jänner bis Juni 2023 jeden Montag und Donnerstag von 15 bis 19 Uhr.