Waidhofen/Thaya: In die Herzen der Zuseher gespielt

Ein Talentescout wäre fündig geworden, hätte er in der Vorwoche im Theater an der Mauer eine Vorstellung von „König Drosselbarts Frau“ gesehen. Die Kindertheaterwerkstatt von Christine Polacek-Eisner — Altersgruppe zwischen sieben und neun Jahren — verfügt über ein enormes Potenzial an jungen Schauspieltalenten.
Von entzückend bis liebenswert oder altklug bis lebenserfahren, von gelangweilt bis euphorisch — kaum eine Stimmungslage scheint den jungen Theaterbegeisterten fremd zu sein. Eine erfreuliche Tatsache, dass die Kindertheaterwerkstatt auch auf vier männliche Mitwirkende zählen konnte, die allesamt gute Figur auf der Bühne machten.
Ausdrucksstark konfrontierte Valentin Premm als Königsvater das Publikum mit allerlei Alltagsproblemen, mit denen sich auch das „normale Volk“ identifizieren kann, etwa der Kaufsucht der Frau oder der Eigenwilligkeit der Tochter, die auf keinen Fall den, für sie vorgesehenen Mann, heiraten wollte. Auch „König Drosselbart“ (Alexander Ramharter) brachte sich hervorragend in das Geschehen ein. Dass es nicht unbedingt darauf ankommt, ob man eine „große“ Rolle spielt oder nur einige Textzeilen hat, bewiesen Moritz Kinner und Birk Litschauer, die sich mit viel Charme in die Herzen der Zuschauer spielten.
Auch bei den jungen Schauspielerinnen zeigte sich viel Spielfreude. Karolina Zwinz als eigenwillige Prinzessin und Marleen Madlberger als ihre Mutter konnten in ihren Rollen überzeugen.
Ein wahres komödiantisches Talent dürfte in Kristin Weiß heranreifen, die sich mit ihren Kolleginnen Dorothea Niemczanowski und Juliane Samm Gedanken über die Königsfamilie und vieles mehr machte. Katharina Fasching, Olivia Zmill und Melanie Nehrer komplettierten das kleine, aber feine Ensemble.
Angesiedelt ist „König Drosselbarts Frau“ in der „Märchenzeit“, als man noch mit Pferd und Wagen reiste. Vergleiche mit der realen Welt geben der Geschichte einen besonderen Reiz und zeigen auf, dass die Probleme und Herausforderungen gar nicht so unterschiedlich sind, und dass es auch in einer Königsfamilie letztendlich darum geht, dass sich alle miteinander vertragen und glücklich sind. Und oft ist es das Enkelkind, das die unterschiedlichen Auffassungen vom Leben eint.
Wie viele Stunden Christine Polacek-Eisner für die Ausarbeitung dieses Stückes gebraucht hat, lässt sich nur erahnen. Jedenfalls gelang es ihr wieder einmal, die Charaktere so anzulegen, dass wirklich jedes Kind seinem Naturell entsprechend eine Rolle „auf den Leib geschrieben bekommen hat“.
Auch der Sommerkurs wird mit einer Abschlussaufführung gekrönt sein. Den Titel dafür hat Theaterpädagogin Christine Polacek-Eisner bereits verraten: „Das soll der Froschkönig sein - Skandal!“.
Die nächste Theaterwerkstatt für Kinder im Theater an der Mauer startet am Donnerstag, 16. Februar, um 15 Uhr. Anmeldungen sind noch bis 9. Februar unter Tel. 02842/52955 möglich.