Ukraine-Flüchtlinge: Geflohen aus Bombenhagel

Erstellt am 30. März 2022 | 03:26
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Geflüchtete erzählen von unvorstellbaren Zuständen. Bevölkerung in Weikertschlag ist hilfsbereit.

Buchstäblich aus der Kriegshölle geflüchtet sind die elf Flüchtlinge, welche die Familie Reischl in ihrem Ferienhaus am Hauptplatz in Weikertschlag untergebracht hat.

Davon zeugen nicht nur die Erzählungen der Geflüchteten, sondern auch Splitterspuren auf den Autos, mit denen sie nach Österreich geflohen sind. Sieben Flüchtlinge stammen aus Kharkiv, vier aus der Region Luhansk. „Wir haben 19 Tage im Keller verbracht, jede Minute fielen Bomben, wir gingen nur kurz für fünf Minuten mit den Kindern raus an die frische Luft“, erzählt eine der geflüchteten Frauen. Durch die Bombenangriffe wurden alle Fensterscheiben in der Stadt zerstört und das bei Temperaturen von bis zu minus 13 Grad.

In einer kurzen, ruhigeren Phase versuchte man, älteren Leuten auf den Straßen zu helfen, die nichts zum Essen hatten. Hunde und Katzen liefen auf den Straßen herum, ebenfalls auf der Suche nach Nahrung. „Als unsere Kinder immer blasser wurden und uns klar wurde, dass der Krieg so schnell nicht enden wird, fassten wir den Entschluss, unsere Kinder in Sicherheit zu bringen“, schildert die Frau. Ihren Mann habe sie zurücklassen müssen, da er nicht ausreisen durfte.

Trotz laufender Bombenangriffe brach man mit dem Auto auf. Über Ungarn und die Slowakei kamen die Flüchtlinge nach Österreich. Kaum angekommen, gab es den nächsten schweren Schlag. Das älteste Mitglied der Gruppe hatte eine Thrombose – es bestand Lebensgefahr wie die Großauer Hausärztin Kathrin Hofbauer feststellte und die umgehende Einlieferung ins Krankenhaus nach Horn veranlasste.

Nach zwei Operationen muss der Mann nach wie vor intensivmedizinisch betreut werden, und die einzige Englisch sprechende Frau der Gruppe muss als Übersetzerin fungieren. „Wir sind sehr dankbar für die Hilfe, die uns Österreich bietet, auch medizinisch“, betont die Ukrainerin.

Unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Rudolf Mayer wurde ein Spendenkonto (AT08 3212 7000 0000 2311) für die elf Flüchtlinge eingerichtet.

66 Flüchtlinge bei Familie Wunderlich

Insgesamt 66 Geflüchtete hat inzwischen die Familie Wunderlich (die NÖN berichtete) in ihren Arbeiterunterkünften untergebracht. Landesrat Gottfried Waldhäusl (FPÖ) setzte sich dafür ein, dass die Polizei zur Registrierung nach Weikertschlag kommt, damit die Flüchtlinge nicht nach Waidhofen oder gar nach St. Pölten fahren müssen. Dies soll am Freitag geschehen. Insgesamt befinden sich derzeit 112 Ukraine-Flüchtlinge im Bezirk Waidhofen (Stand 25. März).

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