Kurs in Kematen: Großes Interesse an Gebärdensprache

Erstellt am 05. Februar 2023 | 06:37
Lesezeit: 4 Min
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Kursleiter Christian Hofer (vorne, Mitte) sowie die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer bedankten sich bei Bürgermeisterin Juliana Günther (ganz links) für die Zurverfügungstellung der Räumlichkeiten.
Foto: Musa-Rois
Christian Hofer hält in Kematen Gebärdensprachkurse ab. Anfängerkurs war gut besucht, manche mussten auf Warteliste.

Nach der Pandemie-Pause konnte im vergangen Semester wieder ein Gebärdensprachkurs in Kematen stattfinden. Kursleiter Christian Hofer vermittelte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in zwölf Kurseinheiten die Grundlagen der Gebärdensprache. Alle Kursplätze waren belegt, einige Interessierte mussten auf die Warteliste.

„Ich bin seit meiner Geburt gehörlos und durfte viele Jahre als Gebärdensprachtrainer tätig sein, ich tue es von Herzen gerne“, erzählt der Kursleiter. „Ich bin in Bad Kreuzen aufgewachsen, besuchte die Gehörlosenschule in Linz und seit ich 18 bin, unterrichte ich ab und zu Gebärdensprache.“ Seit 2018 ist Hofer außerdem akademisch ausgebildeter tauber Gebärdensprachdolmetscher.

Die Beweggründe der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, Gebärdensprache lernen zu wollen, sind vielfältig. „Ich habe es in erster Linie gemacht, weil ich ein gehörloses Enkelkind habe. Außerdem ist es für mich selbst auch ein gutes Hirntraining“, meint etwa der Amstettner Zauberkünstler und Bauchredner Eduard Weis. Meggie Danzer ist Leiterin des Instituts für physikalische Therapie und Rehabilitation in Amstetten. Für sie lag es nahe, die Gebärdensprache zu erlernen, um die Kommunikation im Beruf zu erleichtern. „Ich habe beruflich immer gehörlose Menschen erlebt und habe das Gefühl, dass sie sich wohler fühlen, wenn man versucht, ihnen ein wenig entgegenzukommen“, erzählt sie. Für Peter Marksteiner, der im Versicherungsbereich tätig ist, waren neben grundsätzlichem sprachlichen Interesse auch berufliche Gründe ausschlaggebend für die Kursteilnahme, wie er berichtet: „Ich hab mir die Frage gestellt, wie zum Beispiel gehörlose Menschen an Beratung kommen, wenn sie zu ihrer Hausbank gehen. Es gibt zwar Dolmetscher, aber das ist erstens teuer und vor allem bei spezielleren Themen auch nicht immer so einfach.“ Tanja Stadler lebt in Ludwigsdorf, arbeitet in Kröllendorf und kann so den Gebärdensprachkurs am Heimweg gut erreichen. Sie freut sich über dieses Bildungsangebot: „Ich bin allgemein an Sprachen interessiert, wollte etwas Neues lernen und da ist das eine gute Erweiterung. Es ist super, dass es dieses Angebot bei uns in der Region gibt!“

Wie bei jeder anderen Sprache gilt es auch bei der Gebärdensprache, ein umfangreiches Vokabular und grammatikalische Regeln zu erlernen. „Man lernt ja eine komplette Sprache“, meint Weis. „Anders als bei gesprochenen Sprachen kommt aber nicht nur der Mund zum Einsatz, sondern man redet mit dem Mund, den Händen, der Mimik und dem ganzen Körper.“

Neuer Anfängerkurs für September in Planung

„Es braucht Praxis und Übung und vielleicht auch eine gewisse Affinität zu Sprachen“, meint Peter Marksteiner und weist auf eine hilfreiche Einrichtung hin: „Es gibt im Raum Amstetten einige Stammtische für gehörlose und schwerhörige Menschen und andere, die an Gebärdensprache interessiert sind. Dieser Austausch ist für das Lernen sehr praktisch und macht die Sache viel zugänglicher.“

Seit Beginn der Kurse stellt die Gemeinde Kematen die Räumlichkeiten dafür zur Verfügung. Der Kursleiter sowie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bedankten sich dafür bei Bürgermeisterin Juliana Günther, die ebenfalls zum Abschlusstermin erschienen war. „Überall wo man helfen kann, ist die Gemeinde Kematen da“, meint Günther. „Speziell wenn es um Weiterbildung geht, kommen wir den Leuten gerne entgegen und es ist auch für uns schön, wenn etwas gemacht wird.“