NÖ Viertelfestival: Alte Burg wird sichtbar
Am 5. Juni gibt es mittels Virtual-Reality-Technologie die Möglichkeit, einen Ausflug in das mittelalterliche Konradsheim zu machen.
Im Rahmen des diesjährigen Viertelfestivals entwickelten die beiden Waidhofner Gerald Raab und Wolfgang Rechberger in Zusammenarbeit mit vielen lokalen Helfern ein Projekt, das durch die Verbindung archäologischer und historischer Forschung sowie moderner 3D-Technologie die seit etwa 700 Jahren verschwundene Burganlage in Konradsheim wieder sichtbar machen soll.
Schon während Schulzeit auf Burg aufmerksam geworden
Der Archäologe und 3D-Techniker Gerald Raab und der Medientechniker und Virtual-Reality-Spezialist Wolfgang Rechberger sind bereits seit ihrer Kindheit befreundet. Während ihrer Schulzeit in der HTL Waidhofen wurden sie erstmals auf die verschwundene Burg in Konradsheim aufmerksam.
„Unser Lehrer Walter Zambal hat uns damals für dieses Thema begeistert“, erzählt Raab. „Damals wurde also schon die grundlegende Idee für das Projekt eingepflanzt.“
Raab studierte dann auch Archäologie und schrieb seine Bachelor-Arbeit über die archäologische Aufarbeitung der Konradsheimer Burg. Wertvolle historische Arbeiten dazu gab es bereits von Nikolaus Farfeleder. Seither sollte ihn das Thema nicht mehr loslassen und so entwickelte sich Raabs Ambition, einen Grundriss der Burg zu erstellen. Im Rahmen seiner Master-Arbeit beschäftigte er sich mit dem Thema „Möglichkeiten und Grenzen von 3D-Dokumentation und Visualisierungen in der Archäologie“, allerdings am Beispiel von Hallstatt.
„Unser Lehrer Walter Zambal hat uns in der HTL für das Thema begeistert und somit damals schon die Idee für das Projekt eingepflanzt.“ Gerald Raab
Für das Viertelfestival entwickelten Raab und Rechberger nun die Idee für ein Projekt, das den aktuellen Forschungsstand mit künstlerischen und technologischen Mitteln verknüpfen und für die Besucher sichtbar machen sollte. Zu diesem Zwecke betrieben sie mit Nikolaus Farfeleder noch einmal eingehende Recherchen.
Im Vorjahr wurde dann mit dem Bauamt Waidhofen mit kleineren geophysikalischen Messungen begonnen. Dabei wurden nördlich und östlich der Kirche in etwa einem Meter Tiefe Mauerreste der Burg gefunden. In einem nächsten Schritt wurden die historischen und archäologischen Forschungsergebnisse mit den Ergebnissen der geophysikalischen Untersuchung kombiniert und in ein digitales Modell übertragen. Dort konnte dann die Landschaft nach historischen Vorlagen modelliert werden.
Abschließend wurden zwei Modelle angefertigt: zum einen ein wissenschaftliches, das im Schauraum zu besichtigen sein wird, und zum anderen eine künstlerische Interpretation, die in dem VR-Modell zu sehen sein wird.
Rechberger entwickelte die Web-App zu dem Projekt, die es ermöglicht, selbstständig über eine Karte zu den Stationen zu navigieren und die Visualisierung der Burg als Überblendung auf das heutige Gelände anzuzeigen. Die verschwundene Burg in Konradsheim kann also auch nach dem 5. Juni noch erlebt werden – die Führungen und Vorträge finden allerdings ausschließlich am Eröffnungstag statt.
Die Pandemie-bedingte Verschiebung des Viertelfestivals auf 2021 konnten Raab und Rechberger gut nutzen, um zusätzliche Forschungsergebnisse in ihre Arbeit einzubauen und die App weiterzuentwickeln.
Für Raab stellt das Projekt keineswegs den Endpunkt der Beschäftigung mit der Burg Konradsheim dar, vielmehr sollen künftige Forschungen darauf aufbauen können. „Für mich ist das Projekt aus dem Wunsch entstanden, den Ist-Stand unserer Forschungen abzubilden, und es soll auch ein Anstoß sein, dass man in Zukunft, wenn wieder in Konradsheim gebaut wird, begleitend schauen könnte, was noch zu finden ist“, sagt Raab. So könnte die Rekonstruktion und die Visualisierung der Burg im Laufe der Zeit immer weiterwachsen.“