Alte Burg Konradsheim wird wieder sichtbar
Mit einem spannenden Projekt warten zwei Waidhofner – so es die Coronakrise zulässt – am Samstag, 13. Juni, im Rahmen des NÖ Viertelfestivals, das heuer unter dem Motto „Bodenkontakt“ wieder im Mostviertel über die Bühne gehen soll, auf. Archäologe und 3D-Techniker Gerald Raab und Gestalter Wolfgang Rechberger wollen dabei die seit knapp 700 Jahren verschwundene Burg Konradsheim virtuell wiederauferstehen lassen.
Heute erinnern nur noch der Namensursprung „Heim Konrads“ und spärliche Reste an die bedeutende Geschichte Konradsheims als Standort einer mächtigen Burg. „Doch der Boden hat viel zu erzählen“, weiß Archäologe Gerald Raab, der sich seit nun fast 20 Jahren mit den historischen Quellen, Funden, Rekonstruktionen und Mythen rund um die Burg Konradsheim beschäftigt.
„Mittels 3D-Rekonstruktionen können wir die verschwundene Burg in Konradsheim sichtbar machen.“Wolfgang Rechberger
Mit seinem Unternehmen Crazy Eye 3D-Studio hat er sich auf 3D-Visualisierungen und Animationen im Bereich Kultur, Archäologie und Geschichte spezialisiert. „Die heutigen Möglichkeiten der Archäologie erlauben uns, auch ohne Grabung einen Blick in ältere Bodenschichten zu werfen“, sagt Raab. Eine Bodenradar-Untersuchung im Sommer 2019, die Auswertung von Laserscan-Daten und die Interpretation von Drohnenaufnahmen zur 3D-Geländeerfassung würden ein ungefähres Gesamtbild der damaligen Burganlage zeichnen.
„Mittlerweile verfügen wir über einen großen Pool an Quellen, Messergebnissen und Erkenntnissen aus vergleichbaren, noch erhaltenen Burgen“, ergänzt Gestalter Wolfgang Rechberger. Der Mediendesigner und 3D-Entwickler ist Co-Geschäftsführer der Kommunikationsagentur P&R in Waidhofen und hat sich auf interaktive Erlebniswelten und Virtual Reality spezialisiert. „All diese Erkenntnisse lassen wir in unser Projekt einfließen und können so die verschwundene Burg mittels 3D-Rekonstruktionen sichtbar machen“, sagt Rechberger. So soll der Herrschaftssitz der Peilsteiner auf den archäologischen Überresten im Rahmen des NÖ Viertelfestivals wieder auferstehen.
Die Besucher können dann am 13. Juni einen virtuellen Rundgang durch die ehemalige Burg machen. Mit VR-Brillen können sie im Rahmen von Führungen in das Konradsheim des 13. bis 14. Jahrhunderts eintauchen. Das haus.konradsheim wird zur mittelalterlichen Erlebniswelt, die mit einer Virtual-Reality-Station, multimedialen Projekteinblicken und Leihgaben des Waidhofner 5e-Museums das Mittelalter greifbar machen soll. Der Keller der Kirche verwandelt sich zum Schauraum, wo originale Funde, Hintergrundinfos und wissenschaftliche Dokumente die virtuelle Rekonstruktion untermauern sollen.
Vorträge zu 5000 Jahre Konradsheim
Im Anschluss an den Erlebnistag umspannen dann am Samstagabend ab 19 Uhr drei Expertenvorträge den Themenbereich „5000 Jahre Konradsheim“. Thomas Kühtreiber wird zur Burgenarchäologie im Most- und Mühlviertel referieren, Jakob Maurer wird über die Spuren der Jungsteinzeit in Ertl und Konradsheim berichten und Nikolaus Farfeleder und Gerald Raab werden die historischen und archäologischen Quellen der Burg Konradsheim darlegen.
„Was uns ganz besonders freut, ist das große Engagement seitens der Konradsheimer – von der Pfarre bis zu den Gemeindevertretern“, halten Raab und Rechberger fest. „Wirt Kurt Seisenbacher hat schon ein spezielles Gericht, passend zum Mittelalter, versprochen und auch das Waidhofner Archiv und 5e-Museum unterstützen uns nach allen Kräften. Gespräche über eine Nachnutzung sind bereits im Gange.“
Das Viertelfestival-Projekt ist nicht die erste Kooperation der beiden früheren Schulkollegen. Zuletzt vermittelten sie das Leben und Sterben während der Schlacht am Marchfeld zur Zeit der Napoleonischen Kriege für eine multimediale Station im Naturhistorischen Museum und rückten so die Folgen des Krieges ins Bewusstsein der Ausstellungsbesucher.