Konradsheim macht Geschichte erlebbar

Heute erinnern nur noch der Namensursprung „Heim Konrads“ und spärliche Reste an die bedeutende Geschichte Konradsheims als Standort einer mächtigen Burg. Doch der Boden hat viel zu erzählen.
„Die heutigen Möglichkeiten der Archäologie erlauben uns, auch ohne Grabung einen Blick in ältere Bodenschichten zu werfen. Eine Bodenradar-Untersuchung im Sommer 2019, die Auswertung von Laserscan-Daten und die Interpretation von Drohnenaufnahmen zur 3d-Geländeerfassung zeichnen ein ungefähres Gesamtbild der damaligen Burganlage“, erklärt Archäologe und 3D-Techniker Gerald Raab, der sich seit fast 20 Jahren mit der Burg Konradsheim beschäftigt.
Die Burg mittels „Virtual-Reality“ erlebbar
Wolfgang Rechberger ist Erlebnisgestalter und Mediendesigner. Für das Projekt „Die verschwundene Burg“, das er gemeinsam mit Raab im Rahmen des NÖ Viertelfestivals nun realisiert hat, gestaltete er das Ausstellungsdesign, den Erlebnisbereich sowie die Führung mittels Web-App und die interaktive „Virtual-Reality“-Anwendung. „Mittlerweile verfügen wir über einen großen Pool an Quellen, Messergebnissen und Erkenntnissen aus vergleichbaren, noch erhaltenen Burgen. All das lassen wir einfließen und können so die verschwundene Burg mittels 3D-Rekonstruktionen sichtbar machen. Im Schauraum mit originalen Fundstücken wird Geschichte wieder erfahrbar und der Erlebnisraum lässt in das Mittelalter eintauchen“, erzählt Rechberger.
Am vergangenen Samstag ließen Raab und Rechberger mittels 3D-Visualisierung die seit knapp 700 Jahren verschwundene Burg Konradsheim auferstehen. Zu jeder vollen Stunde fanden Führungen zu den verschwundenen Bereichen der Burg statt. Die erste Station war der „Standort Schießkogel“, der älteste Teil der Burg. Am Gipfel des Schießkogels war es für die Besucher faszinierend, wie „Virtual-Reality“-Techniken und Smartphone die damaligen Burganlagen wieder sichtbar machten.
Zweiteilige Burg erstmals 1185 erwähnt
Funde vom Schießkogel, wie eine zu besichtigende Rundnackenaxt, belegen eine mögliche neolithische Siedlung 4.000 bis 3.000 vor Christus. Vermutlich erbaute Konrad II von Peilstein die zweiteilige Burg, die 1185 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Unklar ist, ob die Bauten am Schießkogel und Hausstein aufeinanderfolgend erbaut wurden oder zeitgleich mit verschiedenen Nutzungszwecken bestanden. „Es könnte sich im älteren Teil am Schießkogel eine Wohnburg, und am Hausstein eine Verwaltungsburg befunden haben“, erklärt Raab.
„Die Lage war ideal, die steilen Hänge boten Schutz und der Steinbruch war vor der Haustüre.“ Nach dem Aussterben der Peilsteiner übernahmen die Freisinger Bischöfe die Herrschaft über die Burg. Ein Konflikt mit dem Habsburger Rudolf dem Stifter wurde 1360 zum Anlass genommen, die Burg zu zerstören. Obwohl es nur fünf Jahre später zur Versöhnung kam, fand ein geplanter Wiederaufbau nicht mehr statt. Der Markt in Waidhofen und die dortige Burg hatten den Standort Konradsheim abgelöst.
Auf dem Weg zum Hausstein passierten die Besucher den ehemaligen Burggraben. Dessen natürlicher Verlauf ist auf Fotos aus den 1950ern noch sichtbar. Später wurde er zu einem Parkplatz aufgeschüttet. „Bei der Anlage am Hausstein gab es eine Müllstelle, dort gab es zahlreiche Funde, sogar Fragmente eines wertvollen Nuppenbechers wurden entdeckt“, erzählte Raab, der selbst schon Scherben aus dem 13. Jahrhundert in Konradsheim gefunden hat.
Fundamente der Burgkapelle noch vorhanden
Von der ehemaligen Burgkapelle sind noch einige Fundamente erhalten. Rund um 1400 baute man das Hauptschiff an, hundert Jahre später das Seitenschiff im Süden. Der Keller der Kirche zeigt sich von nun an als Schauraum. Originale Funde, Hintergrundinfos und wissenschaftliche Dokumente sind dort zu bestaunen und untermauern die virtuelle Rekons truktion.
Das haus.konradsheim wurde am Samstag zur mittelalterlichen Erlebniswelt. Mit multimedialen Projekteinblicken und Leihgaben des Waidhofner 5e-Museums konnten sich die Besucher in die Zeit des Mittelalters versetzen.