Akkuzüge fahren bis 2030
Im Sommer 2019 präsentierten die Niederösterreich Bahnen (vormals NÖVOG) ein umfassendes „Zukunftspaket“ für die Waidhofner Citybahn. Dieses beinhaltete neben der Übernahme der Betriebsführung von den ÖBB auch eine Erneuerung der Gleise, die Installierung modernster Sicherungsanlagen bei den Eisenbahnkreuzungen, zwei neue Haltestellen und einen Halbstundentakt. Damit verbunden war allerdings auch die Verkürzung der bis dahin 5,5 Kilometer langen Stadtbahnstrecke auf nur noch knapp drei Kilometer.
Nachdem all diese Punkte in den vergangenen zwei Jahren sukzessive umgesetzt worden sind, ist ein zentrales Vorhaben derzeit freilich noch offen: die Umstellung der Diesel-betriebenen Citybahn-Triebwägen auf einen emissionsfreien Antrieb. Um diese Aufgabe zu meistern, riefen die NÖ Bahnen ein Kooperationsprojekt mit der Fachhochschule St. Pölten ins Leben.
Erste Ergebnisse wurden der Presse am Donnerstag der Vorwoche im Beta-Campus auf der Zell präsentiert.
In den vergangenen Monaten hat das Carl Ritter von Ghega Institut für integrierte Mobilitätsforschung der FH St. Pölten in einer Vorstudie untersucht, welche Optionen für einen emissionsfreien Betrieb der Citybahn Waidhofen grundsätzlich denkbar sind.
Akkuantrieb wird weiterverfolgt
„Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass der Einsatz von Akkumulatoren und/oder Supercaps für diese spezifische Nebenbahn am vielversprechendsten ist“, sagte der Leiter des Ghega-Instituts, Frank Michelberger. Um diese Option vertieft zu untersuchen, haben die NÖ Bahnen gemeinsam mit dem Ghega-Institut und der Firma Molinari Rail GmbH das Projekt „ZeroEmissionNebenbahn“ (ZENeba) ins Leben gerufen. Dieses wird von der Forschungsförderungsgesellschaft des Bundes (FFG) im Rahmen des Programms „mobilität der Zukunft“ gefördert. Der Projektstart erfolgte im Sommer 2021, der Projektabschluss ist für 2022 geplant.
Ziel ist es, eine Speichertechnologie und Ladeinfrastruktur für die Citybahn zu entwickeln, mit welcher die Stadtbahn durch erneuerbare Energie aus Waidhofen autonom betrieben werden kann. In weiterer Folge soll die emissionsfreie Citybahn in einen multimodalen Energiehub, der sich am Hauptbahnhof befinden könnte und wo dann auch Ladeinfrastruktur für E-Busse, E-Autos und E-Scooter zur Verfügung steht, integriert werden.
Um eine spezifische Lösung für diese Aufgabenstellung zu finden, wurde die Molinari Rail GmbH, mit Headquarter in der Schweiz und Sitzen in Wien und Schwaz in Tirol, beauftragt. „Man darf das Mobilitätskonzept nicht getrennt vom Energiekonzept sehen, sondern es braucht ein zukunftstaugliches Gesamtkonzept“, sagte der Innovation Director der Molinari Group Austria, Martin Zsifkovits. „Es geht darum zu schauen, wann und wo der Zug geladen werden soll und was in den Wartezeiten passiert.“ In der kalten Jahreszeit würden 40 Prozent der Energie fürs Heizen aufgewendet, führte Zsifkovits aus. „Aber macht es überhaupt Sinn, für die Fahrgäste auf dieser kurzen Distanz auf 22 Grad zu heizen?“
Wenn eine spezifische Mobilitäts- und Energielösung vorliegt und die Finanzierung geklärt ist, sollen drei bis vier emissionsfreie Triebwägen speziell für die Citybahn angefertigt werden. Diese sollen dann spätestens im Jahr 2030 auf der Stadtbahnstrecke verkehren. Bis dahin läuft der aktuelle Verkehrsdienstevertrag mit dem Verkehrsverbund Ostregion (VOR). „Die nächsten Fahrzeuge werden sicher keine Dieselfahrzeuge mehr sein“, hielt NÖ-Bahnen-Dienststellenleiter Christian Hohl fest. „Ziel ist es, eine umweltfreundliche Möglichkeit zu schaffen, von A nach B zu kommen.“