Regale des Soma sind oftmals leer

Günstige Lebensmittel, wo findet man die schon noch? Wer im Supermarkt durch die Regale stöbert, findet kaum mehr Produkte, die in den vergangenen Monaten nicht teurer geworden sind. Die Lebenskosten haben sich rasant auf ein neues Kostenniveau gesteigert. Insbesondere Menschen an der Armutsgrenze trifft die Inflation besonders hart. Noch dazu sind mit dem Ukraine-Russland-Krieg wieder zahlreiche Flüchtlinge nach Österreich gekommen, denen nur wenige finanzielle Mittel zur Verfügung stehen.
All diese Faktoren haben zu einem enormen Popularitätsschub der Sozialmärkte beigetragen. „Seit einigen Wochen und Monaten bemerken wir in unseren somas eine massive Steigerung unserer Kundenzahlen und damit auch der getätigten Umsätze. Im soma Zwettl hat sich der monatliche Umsatz von November bis Mai mehr als vervierfacht“, berichtet Caritas-Generalsekretär Christoph Riedl.
Einkaufen mit sechs Euro am Tag?
Die geflüchteten Ukrainer müssen im Rahmen der Grundversorgung mit einem Verpflegungsgeld von gerade mal sechs Euro am Tag auskommen. Günstige Einkaufsmöglichkeiten sind für sie essenziell. Andererseits würden laut Riedl aber nun auch immer mehr Österreicher in die Sozialmärkte der Caritas kommen. Die Teuerungen bei Energie und Lebensmitteln würden auch hierzulande eine außergewöhnliche Belastung darstellen.
Gleichzeitig macht sich aufgrund der hohen Nachfrage ein neues Problem bemerkbar, welches sich in den vergangenen Wochen auch schon viel herumgesprochen hat: Die Regal der Somas sind oftmals leer. Nachdem die Hauptlieferanten der Sozialmärkte, also Supermärkte, immer mehr in eigenen Kampagnen gegen Lebensmittelverschwendung vorgehen, bleibt folglich weniger übrig. Betroffen sei nicht nur der Soma in Zwettl, sondern auch die anderen Sozialmärkte der Caritas in Krems, Schrems, Gföhl, Gars und Waidhofen.

„Genauere Kalkulationen der Supermarktketten führen dazu, dass uns immer weniger Ware zur Verfügung gestellt wird. Besonders Obst und Gemüse sowie Milchprodukte mussten in den vergangenen Wochen immer wieder rationiert werden, damit möglichst viele Kunden zumindest ein oder zwei gewünschte Produkte einkaufen konnten“, erzählt Riedl.
Der Weckruf gegen Lebensmittelverschwendung hat also nicht unbedingt nur positive Folgen, da die Sozialmärkte nun stärker mit Versorgungsproblemen kämpfen. Natürlich seien diese Projekte begrüßenswert. „Andererseits: Wenn unsere Regale leer sind, können wir Armutsbetroffenen nicht mehr das anbieten, was wir gerne würden“, sagt Riedl.
Caritas hofft jetzt auf Lebensmittelspenden
Aufgrund der Versorgungsknappheit bittet die Caritas nun um Lebensmittelspenden. Dringend benötigt werden Obst, Gemüse, Milchprodukte und Wurst. Die Waren müssen ungeöffnet und in einwandfreiem Zustand sein und können zu den Geschäftszeiten des „soma“ in Zwettl abgegeben werden (Dienstag und Donnerstag von 10 bis 13 Uhr, Freitag von 9.30 bis 12 Uhr).
Weitere Lösungsansätze werden noch gesucht. Riedl pocht auf Zusammenhalt in den schwierigen Zeiten und meint, dass ein Dialog nötig sei. „Als Caritas sehen wir die Politik, die Supermarktketten und die Hilfsorganisationen gemeinsam gefordert, um hier die Versorgung der armutsbetroffenen Menschen in diesem Land auch in den kommenden Wochen und Monaten sicherstellen zu können. Denn das, was wir derzeit erleben, dürfte erst der Anfang sein“, meint der Generalsekretär der Caritas der Diözese St. Pölten mit Blick auf die steigenden Preise für Energie und Lebensmittel.