Ein Tropfen im Meer

ZWETTL / „Nicken Sie nicht, tun Sie etwas“, sagte Karlheinz Böhm 1994 bei seinem Vortrag über die Äthiopienhilfe „Menschen für Menschen“ (kurz: MfM) in Zwettl. Seine Aufmunterung fand Gehör.
Einige Personen gründeten unter der Leitung von Gymnasialprofessor Norbert Müllauer einen Arbeitskreis, der unter tatkräftiger Unterstützung der Schüler des Gymnasiums Zwettl, der Stadtgemeinde und zahlreicher Privatpersonen initiativ wurde. Sie alle haben gemeinsam viel erreicht. Am 21. März erfolgte in der Sporthalle Zwettl die Übergabe der Waldviertel-Schule von „Mamo Bukni“, 18 km südwestlich von Gundo Meskel gelegen, dem Hauptort des MfM-Projektgebietes Derra in Äthiopien, an Almaz Böhm, die jetzige Organisationsleiterin von MfM. Spielmusik, Schulchor und drei gute Sängerinnen mit Edwin Kainz an der Djembé gaben der Feier den festlichen Rahmen, Direktor Wolfgang Steinbauer moderierte.
Norbert Müllauer, der nunmehr 19 Jahre mit dem Hilfsprojekt befasst war, präsentierte dieses. Als nach zehn Jahren eine Million Schilling zusammengetragen war, erhob sich die Frage: Wie soll es weitergehen? Das Wiener Büro von MfM schlug die Finanzierung eines Schulbaues vor. Der notwendige Betrag von 165.000 Euro löste allerdings erst einen Schock aus.
Stetes Bemühen tolle Ergebnisse
Letzte Woche erregten Bundespräsident Heinz Fischer und seine Gattin Margit wohl die meiste Beachtung in der Schar der Ehrengäste. Mit seinem Besuch löste der hohe Gast ein Versprechen ein, das er im Vorjahr anlässlich einer Schüleraudienz Zwettler Gymnasiasten gegeben hatte: „Wenn sich die Gelegenheit ergibt, komme ich sehr gerne.“ In seiner Festansprache hob er den freundlichen Empfang hervor, der „eine große Familie spüren lässt“, mit der gemeinsamen Schule und gemeinsamen Werten im Mittelpunkt. Seine Eindrücke, die er vor vier Jahren bei einem Besuch in Äthiopien gewonnen hatte, ließen ihn die Leistungen des Arbeitskreises MfM noch mehr schätzen. Der pessimistischen Einstellung: „Was kann ich als Einzelner schon bewegen“ hielt er entgegen: „Jedes einzelne Hilfsprojekt kann nur gedeihen, kann sich nur entwickeln als Summe einzelner Menschen, Handlungen, Bücherbazare, Bausteine.“
„Sie haben den Menschen, besonders der Jugend in Äthiopien, Hoffnung gegeben“, betonte Almaz Böhm in ihren Dankesworten. Als ihr Mann Karlheinz Böhm einmal Mutter Teresa fragte: „Ist ihr Tun nicht ein Tropfen auf einen heißen Stein (a drop in the sea)?“, antwortete diese: „Aber gäbe es diese Tropfen nicht, gäbe es auch das Meer nicht.“ In Äthiopien, einem armen Land mit 90 Millionen Einwohnern, mit 60 Prozent Analphabeten, wo die Hälfte der Bevölkerung unter 18 Jahre alt ist, ermöglichte der Zwettler Arbeitskreis MfM, dass 1 000 Schüler von der ersten bis zur achten Schulstufe in die Zukunft blicken können.