Verunsicherung ist groß
ZWETTL / „Man hat uns Bauern im Stich gelassen“. Mit diesem und ähnlichen Aussprüchen machten zahlreiche Funktionäre der Bezirksbauernkammer Zwettl bei der Vollversammlung, die am 23. Februar in Zwettl stattfand, Luft. Die Adressanten dieser Vorwürfe waren die Agrarpolitiker auf Landes- und Bundesebene.
Bezirksbauernkammer-Obmann Dietmar Hipp, der in diesem Punkt mit seinen Kammerräten einer Meinung war, rechnete vor, dass allein die Abschaffung der Vergütung der Dieseltreibstoffsteuer und die Erhöhung der Sozialversicherung einem herkömmlichen Betrieb 800 bis 1000 Euro kosten werde. Dazu komme gegebenenfalls noch eine Umwidmungssteuer auf Grundstücke sowie die drohende Erhöhung des Einheitswertes.
Und, obwohl sich der Kammerobmann mit den derzeitigen Agrarpreisen zufrieden gab, wies er doch auch darauf hin, dass es in der Landwirtschaft einen „auf uns alle zukommenden“ Strukturwandel gebe, dem sich die Bauern in Zukunft stellen müssten. Eine sehr sinnvolle Maßnahme sei in dieser Hinsicht die Arrondierung von Äckern. Denn bei einer Flächenvereinigung würden die unfruchtbaren Feldraine für einen 20 Hektar großen Betrieb allein rund eineinhalb Hektar zusätzliche Nutzfläche bringen, aber vor allem die Bewirtschaftung der Gründe enorm erleichtern. Freilich gebe es auch Fälle, wo extrem hohe Raine eine Zusammenlegung von Flächen erschweren, gab Hipp zu.
Privatisierungen am TÜPl bedrohen die Existenz
Der Bezirksobmann nahm auch zur aktuellen Diskussion der geplanten Privatisierung der Pachtgründe auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig Stellung und wies darauf hin, dass von einer Auslagerung der Gründe an eine Firma nicht nur die Existenzen von rund 150 Bauern betroffen seien, weil diesen die Bewirtschaftung der Grundstücke unmöglich mache, sondern für die ganze Region negative Auswirkungen habe.
Nach einem sehr positiven Rechnungsabschluss 2011 durch Kammersekretär Michael Rosensteiner und seinem Hinweis auf das bewährte Service der Zwettler Bauernkammer sowie dem Statement von Forstsekretär Werner Sinn, der auf die sehr strengen Bestimmungen für die Aufforstung von Grünland hinwies, berichteten die Fachberater der Kammer, Rudolf Aßfall (Pflanzenbau), Erich Praher (Tierhaltung) und Karl Honeder (Investititonsförderung, Niederlassungsprämie und Bildungsmaßnahmen), über ihre Aufgabenbereiche und wiesen darauf hin, dass sie den Bauern des Bezirkes in allen Fachfragen gerne zur Verfügung stehen.
Im Anschluss informierte Lagerhausobmann Emmerich Thaler die Tagungsteilnehmer, da-rüber, dass das Lagerhaus nun auch die Produkte der Biobauern reibungslos übernehme, während Robert Gruber für die NÖ Genetik über die sehr gute Entwicklung auf dem Rindermarkt berichtete. Der Vertreter der NÖ. Molkereigenossenschaft (MGN, NÖM), Johann Trinkl, nahm zur momentan gängigen Überlieferung von Milch Stellung und kündigte eine Preisreduzierung von einem Cent pro Liter noch für heuer an.